Der Dispo drückt? Die steigenden Preise sind ein Albtraum? Die Sorge vor der Nebenkostenabrechnung steigt? Dann ist es Zeit, etwas zu tun. Der allererste Schritt: Ich bringe Ordnung in meine Ausgaben. Und nein, ein Haushaltsbuch ist dabei nicht das Wichtigste.
Was für ein Traum: Endlich das wohltuende Gefühl, einen Überblick über meine Finanzen zu haben. Endlich das gute Gewissen, dass ich nur Geld ausgebe, das ich auch wirklich habe. Endlich die Gewissheit, dass der Dispo nicht in den tiefroten Bereich fährt, sobald ich nicht so genau hingucke. Ganz ehrlich: Ich dachte jahrelang, dass das nur was für Perfektionisten ist, die sowieso alles im Griff haben. Dass ich zu impulsiv, zu nachlässig, zu faul bin, um meine Finanzen zu ordnen. Weit gefehlt - es geht! Und es ist gar nicht mal so schwierig.
Gerade jetzt, wo alles teurer wird und niemand weiß, was in den nächsten Monaten noch kommt, ist es wichtig zu wissen, wo das Geld – vielleicht unbemerkt – hingeht. Und klarzuziehen, wohin es künftig nicht mehr verschwinden sollte.
Unsere Euros sind Baby-Eichhörnchen!
Ja, ein bisschen Buchhaltung muss sein. Viel wichtiger ist aber die innere Einstellung. Was mir hilft: Ein positives Bild von dem, was ich machen will. Zum Beispiel mein Geld zusammenhalten. Unerfreuliche Erinnerungen an wütende Mahnbriefe, überzogene Konten und fiese Schufa-Einträge packe ich geistig weg. Stattdessen stelle ich mir mein Geld vor, meine Euros, viele kleine Schätze, die ich hüten und zusammenhalten will. So wie kleine Kätzchen, die lässt man ja auch nicht einfach unbeschützt in die große Welt hinaus. Oder Baby-Eichhörnchen, stellen Sie sich kuschlige Baby-Eichhörnchen vor. Halt, jetzt keine Fotos googeln, erst nachher, wir haben hier noch zu tun.
Jetzt kommt der zweite Teil der positiven Einstellung. Meine Finanzen im Griff zu haben heißt, mit voller Absicht und klarem Bewusstsein zu entscheiden, wohin mein Geld gehen soll. Auch wenn es hart klingt: Spontankäufe ade, eine Nacht drüber schlafen - ja! Oder besser noch: drei Wochen. Immer dran denken: Diese unschuldigen, großäugigen Euros brauchen mich, ich muss sie beschützen.
Genug der inneren Vorbereitung, jetzt geht es in die Praxis.
Drei Schritte zu geordneten Finanzen
- Ein positives Zielbild entwerfen (das ist schon mal geschafft).
- Feste Einnahmen und Ausgaben zusammensuchen und aufschreiben.
- Täglich die laufenden Ausgaben eintragen.
Bei Punkt 2 wird es gnadenlos: Alle, wirklich alle regelmäßigen Ausgaben müssen auf den Tisch. Die großen Posten sind meist einfach: Miete oder Raten fürs Eigenheim, Nebenkosten, Strom, Internetanschluss, Handyvertrag. Aber Achtung, das ist bestimmt nicht alles.
Versicherungen sind ein wichtiger Posten. Die Rechnungen sind oft nur jährlich fällig und fallen in den Kontoauszügen deshalb nicht so auf. Außerdem Abos aller Art (Netflix anyone?), Sportverein, Fitnessclub, feste Kosten für Auto oder Monatskarte, Rundfunkbeitrag – oft kommt schnell eine ganze Liste an Fixkosten zusammen.
Jetzt kommt der entscheidende Schritt: Das alles muss irgendwo addiert werden. Ob auf Papier, im Handy oder auf dem Notebook, ob wir es Haushaltsbuch nennen (puh, da sehe ich Wachstuchdecken und Kittelschürzen vor mir), Budgetplaner oder Finanz-App – das ist zweitrangig.
Hauptsache, alles ist übersichtlich und leicht zu finden. Alle Einnahmen und Ausgaben sollten monatlich aufgeführt sein. Und ebenfalls wichtig: Ich brauche noch genug Platz für die laufenden Ausgaben, die jeden Tag dazukommen. Bei "Finanztest" haben wir uns mehrere Methoden vorgeknöpft und auf ihre Vor- und Nachteile abgeklopft.
Wer es einfach mag und keine langen Tabellen braucht, ist am besten mit einer Handy-App bedient. Die Auswahl an guten Apps ist so groß, dass ich keinen persönlichen Favoriten nennen könnte – es gibt ausgezeichnete Apps für Singles und für Familien. Manche sind mächtige Finanz-Werkzeuge, andere sind aufs Nötigste reduziert.
Ich kenne aber auch Menschen, für die ein schlichtes Notizbuch am besten funktioniert. Auch hier gilt: Alles ist erlaubt, es kommt darauf an, dass ich meine Methode mag, schließlich soll sie meine tägliche Begleiterin werden.
Hilfreich sind auch Multi-Banking-Apps, die die Transaktionen von einem oder mehreren Girokonten erfassen. Der Banking-App-Test von "Finanztest" (Testergebnisse kostenpflichtig) zeigt, welche Apps gut sind.
Die Liste steht, das Finanzwerkzeug auch. Jetzt bin ich schon ein ganzes Stück schlauer: Ich weiß, wie viel Geld ich jeden Monat übrighabe, wenn alle Fixkosten bezahlt sind.
Punkt 3: Die laufenden Ausgaben
Nun kommt es auf Ausdauer an, quasi ein Marathon der Finanzen: Täglich trage ich alle Ausgaben ein, und zwar wirklich alle, auch den ersten Coffee to go, bei dem ich noch nicht ganz wach war. Und deshalb kommt hier wieder Punkt 1 ins Spiel: das positive Ziel. Wir wollen doch unsere Euros (oder Kätzchen oder Baby-Eichhörnchen) zusammenhalten.
Es gibt ein paar Tricks, um das tägliche Aufschreiben zu erleichtern. Meine Finanz-App schickt mir jeden Abend eine Erinnerung, damit ich daran denke, die Eintragungen des Tages zu machen. Eine Freundin hat für kleine Ausgaben, die sie leicht vergisst – der Schokoriegel in der Mittagspause, die Kleinigkeit für den Geburtstag der Kollegin - eine Extra-Abteilung in ihrem Geldbeutel. Dort steckt sie am Anfang des Monats 50 Euro rein, notiert sie auf der Ausgabenseite und zahlt davon kleine Beträge. Auch hier gilt: Einfach mal ausprobieren.
Eine wichtige Sache noch
Wenn Sie bei der Bestandsaufnahme unter Punkt 2 feststellen (sollten), dass Ihnen kaum Geld zum Leben bleibt, nachdem alle festen Posten eingerechnet sind, hilft ein Haushaltsbuch nicht weiter. In diesem Fall sollten Sie nicht zögern, Beratung und Hilfe in Anspruch zu nehmen, um herauszufinden, ob Sie an den festen Ausgaben (Stichwort Versicherungen durchforsten oder Kreditraten strecken) oder an den Einnahmen (staatliche Unterstützung wie etwa Wohngeld) etwas ändern können.
Für alle anderen heißt es jetzt: Loslegen und Euros zusammenhalten! (Mal sehen, wie es bei mir diese Woche klappt.) Ich melde mich nächste Woche wieder mit Tipps und Tricks rund ums Geld.
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