Sobald die Krokusse blühen, wagen sich auch viele Schönwetterradler wieder nach draußen. Plötzlich sind massenhaft Räder auf den Straßen unterwegs. Sehr zur Freude von Fahrraddieben, die zwischen April und Oktober ebenfalls Saison haben. Was hilft? Umsicht, ein gutes Schloss – und in einigen Fällen eine Extra-Versicherung.

Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Ulrike Sosalla dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Wenn die Nachbarn ihre E-Bikes aus der Garage holen, Ketten ölen und Akkus testen, dann ist klar: Es wird Frühling, die Fahrradsaison beginnt. Leider gibt es noch andere, die jetzt zur Tat schreiten: Fahrraddiebe haben zwischen Ostern und Allerheiligen ebenfalls Hochsaison.

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Das Ergebnis ist eine Art Rüstungswettlauf zwischen Fahrradbesitzern und Kriminellen. Mein Nachbar hat es voriges Jahr erfolgreich vorgemacht: Sein E-Bike, das nachts im abgeschlossenen Innenhof mit einem Schloss an einen Metallbügel gekettet war (vorbildlich), hatte zusätzlich noch einen eingebauten GPS-Sender, versteckt genug, um nicht gleich entdeckt zu werden.

Als das Rad geklaut wurde, konnte er es quer durch die Stadt bis zu einem gemieteten Transportcontainer verfolgen. Die von ihm alarmierte Polizei brach den Container auf und fand dort 22 teure Elektroräder - bereits vorbereitet für den Weitertransport ins Ausland.

Mein eigenes Fahrrad hat keinen Elektromotor und keinen GPS-Tracker, deshalb behelfe ich mir mit der Aufrüstung der althergebrachten Art: einem wehrhaften Schloss – einem, das bei der Stiftung Warentest gut abgeschnitten hat und trotzdem bezahlbar ist.

Zugleich treibt mich aber die Frage um, ob eine Fahrradversicherung nicht doch eine gute Idee wäre. Die kurze Antwort: Für mich nicht, aber für meinen E-Bike-liebenden Nachbarn (der auch noch ein Lastenrad mit Motor besitzt) vermutlich schon. Sind Sie unsicher, ob Sie eine Fahrradversicherung wirklich brauchen? Hier mein Schnellcheck:

Schnellcheck: Lohnt sich eine Fahrradversicherung für mich?

Fahrradversicherungen mit einem empfehlenswerten Leistungsumfang gibt es bereits ab 32 Euro pro Jahr, abhängig vom Neuwert des Rades und vom Wohnort, hat Finanztest ermittelt. Vier Punkte sollten Sie bedenken, um herauszufinden, ob eine Fahrradversicherung für Sie sinnvoll ist.

1. Reicht mir der Fahrrad-Diebstahlschutz einer Hausratversicherung?

Falls Sie eine Hausratversicherung haben, sind Fahrräder mitversichert, wenn sie aus der Wohnung oder einem abgeschlossenen Raum (Keller oder Fahrradraum) gestohlen werden. Damit die Hausratversicherung auch beim Diebstahl eines fest angeschlossenen Rads im Freien einspringt, ist in der Regel ein spezieller Fahrradbaustein nötig. Günstige Hausratversicherungen für eine 100-Quadratmeterwohnung gibt es je nach Wohnort schon ab 70 Euro im Jahr.

2. Lohnt sich eine Fahrrad- statt einer Hausratversicherung?

Die Fahrradversicherung kann sich auch für alle lohnen, die keine Hausratversicherung haben. Studierende etwa haben oft wenig Hausrat, eine Versicherung lohnt sich daher nicht. Das nötige Kleingeld für ein neues Fahrrad haben viele auch nicht. Vor allem wenn man auf sein Fahrrad angewiesen ist, kann eine Fahrradversicherung sinnvoll sein.

3. Ist mehr als ein teures Fahrrad im Haushalt vorhanden?

Die Hausratversicherung hat meist eine Obergrenze für jeden Versicherungsfall, das können 5.000 oder 10.000 Euro sein. Wichtig zu wissen: Ein Diebstahl gilt als ein Fall, selbst wenn mehrere Fahrräder abhandenkommen. Falls Sie zwei, drei oder vier hochpreisige Räder im Keller oder in der Garage haben, ist eine getrennte Versicherung pro Rad eine Überlegung wert.

4. Brauche ich mehr als reinen Diebstahlschutz?

Grob gesagt: Je mehr Absicherung Sie möchten, desto eher lohnt sich eine Extra-Fahrradversicherung. Es gibt viele umfangreiche Tarife, die etwa auch Reparaturen an teuren Verschleißteilen zahlen, die eine ungeplante Rückreise übernehmen, wenn das Fahrrad mitten in einer mehrtägigen Tour geklaut wird oder die bei Vandalismus einspringen. Für alle, die Touren fahren, und für Leute mit teuren Rädern kann sich das durchaus lohnen. Wer dagegen ein günstiges Fahrrad ohne teure Ersatzteile hauptsächlich innerhalb der eigenen Stadt nutzt, braucht solche Tarife nicht.

Ob Hausrat- oder Fahrradversicherung: Auf jeden Fall lohnt es sich, das Kleingedruckte zu lesen, um herauszufinden, in welchen Fällen das Rad überhaupt versichert ist. Ich habe mir die Lektüre der Versicherungsbedingungen meiner Hausratversicherung angetan (mit viel Kaffee, damit ich nicht einschlafe).

Das Ergebnis: Mein Tarif zahlt nur, wenn mein Zweirad an einen festen Gegenstand gekettet war. Aber immerhin kann ich ein beliebiges "handelsübliches Schloss" verwenden – es gibt auch Versicherungen, die bestimmte Arten von Schlössern vorschreiben.

Jetzt reicht es aber mit Papierkram – raus an die frische Luft, mein Fahrrad ruft!

Über die Expertin: Ulrike Sosalla ist stellvertretende Chefredakteurin von "Finanztest" und damit ausgewiesene Fachfrau für Finanzfragen. Das Verbrauchermagazin "Finanztest" gehört zur Stiftung Warentest, die seit 30 Jahren Finanzdienstleistungen testet. Test.de und "Finanztest" sind komplett anzeigenfrei und gewährleisten damit absolute Unabhängigkeit gegenüber Banken, Versicherungen und der Industrie. Die Newsletter der Stiftung Warentest können Sie hier abonnieren.
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