Die Verschuldung bei jungen Menschen steigt. Einer der Gründe sind oft sogenannte "Buy now, pay later"-Angebote. Dabei verschiebt man die Zahlung nach hinten und verliert dann den Überblick. Welche Wege es aus den Schulden gibt und wie man gar nicht erst in die Schuldenfalle tappt.

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Auf TikTok gibt es seit einiger Zeit einen Trend: Unter dem Hashtag #klarnaschulden legen junge Menschen offen, mit welchem Betrag sie bei dem Zahlungsdienstleister in der Kreide stehen. Die Beträge gehen bei manchen von ihnen in den vierstelligen Bereich.

Es ist ein Symptom eines zunehmenden Phänomens. Während die Verschuldungsquote in Deutschland insgesamt leicht rückgängig ist, stieg sie in einer Altersgruppe zuletzt an: bei den 18- bis 30-Jährigen. Das zeigt der Schuldneratlas 2023.

Überblick über Finanzen geht verloren

Ines Moers ist Geschäftsführerin der Bundesarbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung e.V. Auch sie berichtet, dass es in speziellen Jugendschuldenberatungsstellen, die es mancherorts gibt, einen Zuwachs an Nachfrage für Beratung gebe. "Der Hauptgrund, weshalb sich junge Menschen verschulden, sind heute Zahlungsdienstleister wie Klarna oder Paypal mit ihren 'Buy now, pay later'-Angeboten."

Ob ein neues Handy oder angesagte Sneaker – Kunden kaufen ein und müssen erst später dafür bezahlen. Bei diesen Angeboten vereinbaren Kunden einen Kredit mit einem Zahlungsdienstleister, der kostenlos ist. Nach einer Frist von in der Regel 30 Tagen muss die Summe zurückgezahlt werden.

Das Problem ist, dass junge Erwachsene mit "Buy now, pay later" oftmals Geld ausgeben, das sie noch nicht oder im schlimmsten Falle gar nicht haben. So rutschen sie nach und nach in die Schuldenfalle.

Moers sieht solche Kredite deshalb kritisch. "Zwar geht es beim einzelnen Kauf meist nur um kleine Summen, diese können sich aber schnell addieren, gerade mit Verzugszinsen und Inkassokosten. Und dann laden die Bezahlsysteme dazu ein, den Überblick zu verlieren, welche Summe wann zurückgezahlt werden muss."

Denn: Ist die Frist von 30 Tagen verstrichen und das geliehene Geld kann nicht zurückgezahlt werden, wird es oft teuer. Zuerst fallen Mahngebühren an, dann reichen die Zahlungsdienstleister offene Forderungen in der Regel an ein Inkassounternehmen weiter, das die offene Summe eintreiben soll. Dafür fällt automatisch eine Inkassogebühr an.

Mit Beratung aus der Schuldenfalle

Die gute Nachricht: Man muss sich nicht allein mit seiner Verschuldung herumschlagen. Es gibt verschiedene Stellen, die auch kostenlos Hilfe anbieten. Und die Ausgangslage ist gerade bei jungen Menschen in der Regel gut, so Moers. "Oft haben sie ein gut gewilltes Umfeld, das sie beim Abbezahlen der Schulden unterstützen kann. Und auch die Gläubiger sind häufig froh, wenn man mit ihnen spricht und einen Plan macht."

"Manche Forderungen, die Inkassounternehmen mitunter aufführen, sind [...] unberechtigt."

Schuldnerberaterin Ines Moers rät, bei Aufstellungen genau hinzuschauen

Der erste Schritt ist dann immer, den Überblick über die Schulden zu bekommen, erklärt Moers. Gerade dieser Schritt ist oftmals schwierig, heißt es von den Schuldnerberatungen. Demnach ist es bei manchen Anbietern schwierig, eine Aufstellung darüber zu erhalten, welche Zahlungen noch ausstehen. Geprüft werden muss nicht nur, welche Summe offen ist, sondern was davon auch gerechtfertigt ist.

"Manche Forderungen, die Inkassounternehmen mitunter aufführen, sind nämlich unberechtigt. Etwa Kosten für Kontoführung oder unnötige Adresssuchen", so Moers. Können solche Posten gestrichen werden, reduziert das die Summe, die zurückgezahlt werden muss.

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Im nächsten Schritt geht es dann darum, einen realistischen Zahlungsplan aufzustellen. "Gerade bei jungen Leuten ist das oft einfach, weil sie einen genauen Planungshorizont haben. Wer zum Beispiel in der Ausbildung steckt, kann genau absehen, wie lang die noch dauert und wann das Gehalt steigt."

So lassen sich Zahlungen an den Gläubiger planen. Viele junge Menschen können sich finanziell etwas Luft verschaffen, indem sie Leistungen wie zum Beispiel Wohngeld beziehen. Oft haben sie Anspruch darauf, ohne es zu wissen.

Gar nicht erst in die Schulden rutschen

Am besten ist es natürlich, gar nicht erst in die Schuldenfalle zu tappen. Dafür hat Moers einen ganz einfachen Rat: "Nur das kaufen, wofür man auch Geld auf dem Konto hat."

"Buy now, pay later" sollte man bestenfalls also gar nicht erst benutzen. Und falls doch, lohnt es sich, mitzurechnen und Buch zu führen, um den Überblick nicht zu verlieren. "Außerdem sollte man elektronische Post ernst nehmen", rät die Schuldenberaterin. "Die Anbieter verschicken fast immer eine Mahnung vor Ablauf der Frist per Mail. Viele Kunden ordnen die aber als Spam ein – das ist in diesem Fall fatal."

Über die Gesprächspartnerin

Sonstige Quellen

Hipp Kindermilch

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