Viele Kfz-Versicherer haben einen satten Preisanstieg angekündigt. Wer jetzt Preise vergleicht und rechtzeitig in eine günstige Autoversicherung wechselt, kann der Beitragserhöhung vielleicht davonfahren – oder sogar sparen. Sieben Punkte, wie Sie Ihren Beitrag senken können.
Autobesitzer haben für jede Jahreszeit ihre Rituale – ganz unabhängig von Ostern und Weihnachten. Mein Vater gehörte zur Sorte Tüftler: Im Frühling war der erste warme Sonnenstrahl das Signal für ihn, den Werkzeugkasten aus dem Keller zu holen und die Motorhaube zu öffnen, um einen Frühjahrscheck zu machen. Wenn sich im Herbst das Laub in der Einfahrt sammelte, zog er die Winterreifen auf und vor jedem größeren Ausflug füllte er das Scheibenwaschwasser nach.
Da ich kein Händchen für Schraubenzieher habe, ist bei mir nur eines seiner Rituale übriggeblieben: Immer im November prüfe ich, ob ich meine Autoversicherung wechseln sollte. Das November-Datum ist kein Zufall: Die meisten Kfz-Versicherungen in Deutschland laufen bis Ende Dezember und die Kündigungsfrist beträgt einen Monat vor Vertragsende – meist also der 30. November.
Aber keine Panik: Hebt die Versicherung den Beitrag an, haben Kunden ein Sonderkündigungsrecht. Dann können sie nach Erhalt der Beitragserhöhung einen Monat lang wechseln, ganz gleich, wie lange der Vertrag noch läuft.
Lesen Sie auch diese Finanzkolumnen
Dieses Jahr gibt es eine gute und eine schlechte Nachricht. Die schlechte: Da sehr viele Versicherer die Beiträge erhöhen, ist es gar nicht so leicht, richtig viel Geld zu sparen. Die gute Nachricht: Wer genau vergleicht und weiß, an welchen Stellschrauben er drehen kann, schafft es trotzdem. Das zeigt auch der Kfz-Versicherungsvergleich von "Finanztest".
Viele von uns haben beim Abschluss einer Kfz-Versicherung vermutlich schon einmal über den endlos scheinenden Fragenkatalog gestöhnt, den Interessenten ausfüllen müssen, bevor ihnen überhaupt ein Tarifangebot angezeigt wird. Haben Sie sich auch schon gefragt, welche dieser vielen Kriterien den Preis überhaupt nennenswert beeinflussen? Ich mich auch – und hier kommt die Antwort.
Teilkasko versus Kfz-Haftpflichtversicherung
Diese Zahl hat mich ehrlich überrascht, denn ich hätte sie höher geschätzt: Rund 80 Euro macht der Unterschied zwischen Haftpflicht und Teilkasko im Durchschnitt aus – pro Jahr wohlgemerkt.
Das sind rund 6,60 Euro im Monat. Wenn man bedenkt, dass die Teilkasko schmerzhaft teure Schäden am eigenen Auto abdeckt, lohnt sich der Verzicht nur bei wirklich alten Karossen.
Vollkasko versus Kfz-Haftpflichtversicherung
Ein Vollkaskoschutz geht dagegen deutlich mehr ins Geld: Rund 300 Euro Aufpreis im Jahr muss man dafür einkalkulieren.
Selbstbeteiligung
Wer beim Beitrag sparen will, wird hier fündig. Bis zu 30 Prozent weniger kostet eine Teilkasko mit 150 Euro Selbstbeteiligung und eine Vollkasko mit 300 Euro Selbstbeteiligung.
Fahrerkreis einschränken
Der ergiebigste Punkt, denn die meisten Versicherer belohnen es, wenn möglichst wenige Personen einen Wagen fahren – am besten nur die Halterin oder der Halter und der Lebensgefährte.
Deutlich höher fällt der Beitrag meist aus, wenn ein 18-jähriges Kind das Auto mitnutzen will, und auch, wenn der Fahrerkreis offen ist – der Beitrag kann dadurch doppelt oder gar dreifach so hoch ausfallen.
Fahrzeug auf den jüngeren Partner anmelden
Zugegeben, diese Möglichkeit haben nur wenige – aber wenn, dann lohnt sie sich. Viele Versicherungen erheben für Über-70-Jährige empfindliche Beitragszuschläge von 30 bis 75 Prozent gegenüber 50-Jährigen.
Telematik
Noch eine Sparmöglichkeit, die sich lohnt. 10 bis 30 Prozent Nachlass gewähren Versicherer, wenn man seine Fahrweise per GPS-Sender übermittelt und dadurch nachweist, dass man vorausschauend und vorsichtig unterwegs ist. Wie das genau funktioniert, hat "Finanztest" hier aufgeschrieben.
Werkstattbindung
Der letzte größere Sparposten ist die Bindung an bestimmte Vertragswerkstätten. Um 10 bis 20 Prozent kann man den Beitrag dadurch senken.
Relativ geringe Einsparungen bringen einige andere Posten, die ebenfalls bei jedem Antrag abgefragt werden. Eine jährliche statt monatliche Zahlungsweise bringt immerhin noch rund zehn Prozent Ersparnis, eine Garage zwei bis sieben Prozent und eine Beschäftigung im öffentlichen Dienst kann weitere fünf Prozent ergeben.
Damit bin ich um ein paar Erkenntnisse reicher. Etwa die, dass es sich nicht lohnt, nur wegen der Kfz-Versicherung eine Garage zu mieten. Oder die, dass ich Glück habe, dass meine Tochter vorerst keinen Führerschein machen will. Auf jeden Fall habe ich fürs erste November-Wochenende schon etwas vor: Lebkuchen essen und Autoversicherungen vergleichen, so wie jedes Jahr.
Über die Autorin
- Ulrike Sosalla ist stellvertretende Chefredakteurin von "Finanztest" und damit ausgewiesene Fachfrau für Finanzfragen.
- Das Verbrauchermagazin "Finanztest" gehört zur Stiftung Warentest, die seit 30 Jahren Finanzdienstleistungen testet. Test.de und "Finanztest" sind komplett anzeigenfrei und gewährleisten damit absolute Unabhängigkeit gegenüber Banken, Versicherungen und der Industrie. Die Newsletter der Stiftung Warentest können Sie hier abonnieren.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.