In vielen Familien liegen zu Weihnachten neue Smartphones unter dem Baum. Für Kinder, Jugendliche, Oma und Opa – alle eben, die bisher noch nicht voll ausgestattet sind. Dazu eine Prepaid-Karte oder einen Handy-Vertrag – aber welchen? Viele Anbieter machen derzeit Werbung für Prepaid-Jahrespakete. Lohnt sich das?
Es gibt Dinge, die anscheinend nie einfacher werden, egal, wie lange man wartet: Gleichungen mit drei Unbekannten, Salto aus dem Stand und: Handytarife.
Zu behaupten, dass die unüberschaubare Fülle aus Prepaid- und Vertragstarifen mit unterschiedlichen Laufzeiten, Bedingungen und Zuzahlungen fürs Handy ein Dschungel ist, wäre noch untertrieben. Der Amazonas-Urwald mutet im Vergleich dazu wie ein Tüv-geprüfter Kinderspielplatz an.
Zusätzlich kompliziert wird die Sache dadurch, dass sich die Anbieter immer mal wieder neue Tarife ausdenken, die ganz einfach sein sollen – die man aber erst einmal mit den unüberschaubar vielen anderen Tarifen vergleichen muss, um zu sehen, ob sich das wirklich lohnt.
Einmal zahlen - Ganzes Jahr surfen
Jetzt im Weihnachtsgeschäft begegnet mir immer wieder Werbung für Prepaid-Jahrespakete. Die Idee dahinter ist – genau – ganz einfach. Einmal bezahlen, das ganze Jahr über mobile Daten zur Verfügung haben.
Und weil es Prepaid-Pakete sind, läuft das Ganze ohne Kostenrisiko und ohne Bonitätsprüfung. Man hat ein vorher festgelegtes Volumen an mobilen Daten, und wenn das verbraucht ist, kann man noch etwas dazubuchen – oder auch nicht. Volle Kostenkontrolle also.
Lohnen sich solche Prepaid-Jahrespakete, vielleicht auch als Geschenk zusammen mit einem Handy? "Finanztest" hat das untersucht und die Antwort lautet wie so oft: Es kommt darauf an. In diesem Fall vor allem darauf, wie gut Sie Ihren Datenverbrauch abschätzen können.
Günstige und flexible Angebote
Stellen Sie sich die Frage: Wie oft sind Sie oder der Beschenkte wirklich online? Wenn Sie unterwegs vor allem Mails und Webseiten abrufen, aber selten Videos schauen oder Videotelefonate führen, kommen Sie mit einem Datenpaket von 2 bis 5 Gigabyte (GB) pro Monat hin. Dann könnten die kleineren und mittleren Jahres- und Halbjahrespakete das Richtige für Sie sein.
Denn die meisten Prepaid-Jahres- oder -Halbjahrespakete richten sich an Nutzerinnen und Nutzer, die hauptsächlich in WLAN-Netzen surfen und mobile Daten nur sporadisch verwenden. Die günstigsten Jahres- und Halbjahrestarife bieten im Schnitt nur etwa 2 GB pro Monat – genug für E-Mails und Restaurantbewertungen, aber nicht für Serien-Streaming oder regelmäßige Videoanrufe.
Inzwischen haben Sie die Wahl zwischen acht Mobilfunkanbietern, die von Aldi Talk bis Vodafone reichen. Diese bieten Jahrespakete mit unterschiedlich großen Datenvolumen an. Und für diejenigen, die es etwas kürzer mögen, gibt es auch Halbjahrestarife.
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Und was ist mit den Preisen? Die Halbjahrespakete für 29,99 Euro sowie die Jahrespakete von NettoKom und Aldi Talk XS sind mit 69,99 Euro die günstigsten Angebote. Allerdings bieten sie im Durchschnitt nur 2 bis 3,3 GB Datenvolumen pro Monat – ausreichend für E-Mails und gelegentliches Surfen.
Für alle, die mehr benötigen: Das Jahrespaket L von Aldi Talk bietet mit 250 GB das höchste Datenvolumen für 149 Euro. Tchibo Mobil hat im gleichen Preissegment ein Paket mit 168 GB im Angebot. Das bedeutet über 20 bzw. 14 GB pro Monat – ideal für Vielnutzer, die keinen festen Vertrag wollen.
Ein wichtiger Unterschied zwischen den Anbietern: Bei AldiTalk, Congstar und Vodafone lässt sich das Datenvolumen flexibel über die Laufzeit verteilen. So kann man in einem Monat mehr nutzen, im anderen weniger. Mit einigen der Pakete hat man die mobilen Daten dann zur Verfügung, wenn man sie braucht – etwa während einer Reise.
Kündigungsfristen beachten
Und noch ein Punkt, den Sie bei der Auswahl beachten sollten – das gilt allerdings für jeden der Prepaid-Tarife, die draußen im Tarifdschungel unterwegs sind: Endet der Tarif nach der Laufzeit oder verlängert er sich automatisch? Sie können es sich schon denken: Ich bin ein Fan von Tarifen mit automatischem Ende – allein schon deswegen, weil ich dann die Kündigungsfrist nicht verpassen kann.
Mein persönliches Fazit: Als Weg, um eine Schneise durch den Tarifdschungel zu schlagen, sind Prepaid-Pakete eine gute Sache. Immerhin sind sie einfach zu verstehen und bieten Kostenkontrolle – sind also auch gut als Geschenk geeignet.
Mit einer Einschränkung: Für Kinder und jüngere Jugendliche, die einfach mal drauflossurfen, sind solche Pakete unter Umständen ein kurzer Spaß. Mein Sohn jedenfalls, als er noch jünger war, hat es geschafft, das Datenvolumen eines halben Jahres in einer einzigen Woche zu verbrauchen.
Offenlegung
- WEB.DE, GMX und 1&1, die alle zum Konzern United Internet gehören, bieten ebenfalls Handytarife an.
Verwendete Quellen
- Finanztest: Einmal zahlen, ein Jahr nutzen (kostenpflichtig)
Über die Autorin
- Ulrike Sosalla ist stellvertretende Chefredakteurin von "Finanztest" und damit ausgewiesene Fachfrau für Finanzfragen.
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