Eigentlich hätte ich gern ein Haustier – und die Kinder sowieso. Und eigentlich spricht auch nicht viel dagegen. Die Ferienbetreuung lässt sich über Freunde und Verwandte organisieren, die tägliche Betreuung bekommen wir hin. Aber als Finanzexpertin zücke ich natürlich den Rechenstift: Was kostet so ein Tier? Und muss das wirklich so teuer sein?

Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Ulrike Sosalla dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Als ich ein Kind war, hatte ich einen Vogel. Einen Wellensittich, um genau zu sein. Er war ein Weibchen und hieß Hansi. Ich mochte den Namen, und Hansi war es vermutlich egal, dass wir sie mit einem männlichen Namen bedacht hatten. Damals hatte es sich noch nicht herumgesprochen, dass man Wellensittiche nicht allein halten sollte, sodass Hansi hauptsächlich mit dem kleinen Spiegel im Käfig und mit mir redete – und ich mit ihr, und dafür liebte ich sie.

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Viele Jahre später ist die Haustierdebatte bei uns zu Hause in vollem Gang – wie in vielen Familien. Für die Kinder ist klar, dass nur Hund oder Katze infrage kommen. Mein Mann will allerhöchstens eine Stabheuschrecke, und ich könnte mich auch mit zwei Kaninchen anfreunden. Fest steht: Die Sache ist hochemotional – jeder, der mal versucht hat, Hundefreunde und Katzenhalter zusammenzubringen, weiß, wovon ich rede.

Diese Kosten fallen bei Haustieren an

Also versuche ich es mit Zahlen: Was kostet so ein Tier eigentlich? Und gerade bei Hunden und Katzen: Muss das so teuer sein? Welche Posten sind sinnvoll, welche nicht?

Zunächst einmal gibt es Kosten, die unzweifelhaft notwendig sind: Anschaffung, Unterbringung und Futter. Die Anschaffungskosten gehen stark auseinander. Klar, dass ein Rassewelpe von einem vertrauenswürdigen Züchter teurer ist als ein Meerschweinchen und dass ein Wellensittich billiger kommt als eine Siamkatze. Recht nah beieinander liegen dagegen die Kosten für die Grundausstattung: Da kommen Hund, Katze und Kleintiere jeweils auf 100 bis 300 Euro.

Aber dann wird es interessant, denn jetzt sind wir bei den laufenden Kosten, die jeden Monat fällig werden. Schon beim Futter liegen Welten zwischen günstigen und teuren Marken. Voriges Jahr hat die Stiftung Warentest Katzen-Trockenfutter unter die Lupe genommen. Testsieger war die Eigenmarke von Netto. Wer das Glück hat, eine Katze zu haben, der diese Marke mundet, bekommt das Tier für fabelhafte 7 Cent pro Tag satt. Die zweitplatzierte Marke von Fressnapf kostet mit 57 Cent pro Tag locker achtmal so viel.

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Der zweite große Posten in meiner monatlichen Kalkulation sind Versicherungen. Schäden, die Kleintiere und Katzen an fremdem Eigentum anrichten, sind in einer guten Privathaftpflichtversicherung abgesichert. Bei Hunden empfiehlt sich eine spezielle Hundehalter-Haftpflichtversicherung. Günstige Policen gibt es ab 50 Euro im Jahr.

Tierarztkosten bei Hund und Katze können schnell teuer werden

Und dann die große Frage nach den Tierarztkosten. Bei Kleintieren wie Meerschweinchen oder Hamstern sind sie meist überschaubar. Hier sollte man monatlich zehn Euro zurücklegen, dann ist man auf der sicheren Seite. Bei Katzen und erst recht bei Hunden dagegen kann es auch mal teuer werden. Eine Bandscheiben-Operation beispielsweise kann mit den notwendigen Untersuchungen 3.000 bis 4.000 Euro kosten. Das stemmt kaum jemand spontan aus dem Monatsbudget.

Eine Lösung kann eine Tier-Krankenversicherung sein. Die gibt es für Hunde und Katzen in zwei Varianten: als (teure) Voll-Versicherung, die fast alle Tierarztkosten übernimmt, und als (günstigere) Operationskostenversicherung, die dann einspringt, wenn hohe Kosten anfallen. Finanztest empfiehlt, zumindest über den Abschluss einer OP-Kostenversicherung nachzudenken. Hier kostet etwa der Barmenia OPSchutz mit sehr gutem Leistungsumfang für einen drei Jahre alten Mischlingshund rund 250 Euro pro Jahr.

So oder so empfiehlt es sich, finanziell für hohe Tierarztkosten vorzusorgen. Wer diszipliniert ist, kann auch einfach jeden Monat 50 Euro für die Krankheitskosten beiseitelegen. Das ist mehr, als die meisten OP-Versicherungen kosten. Der Vorteil: Bleibt der Hund sein Leben lang gesund, können seine Menschen das Geld für etwas anderes verwenden.

Nach diesen ganzen Rechnungen muss ich zugeben, dass mein Mann mit seinem Votum für die Stabheuschrecke aus finanzieller Sicht die beste Wahl getroffen hat. Aber so ein Insekt bietet natürlich nichts fürs Herz, und die Kinder wollen unbedingt ein Tier, das man streicheln kann. Also doch Kaninchen? Es bleibt spannend!

Über die Autorin

  • Ulrike Sosalla ist stellvertretende Chefredakteurin von "Finanztest" und damit ausgewiesene Fachfrau für Finanzfragen. Das Verbrauchermagazin "Finanztest" gehört zur Stiftung Warentest, die seit 30 Jahren Finanzdienstleistungen testet. Test.de und "Finanztest" sind komplett anzeigenfrei und gewährleisten damit absolute Unabhängigkeit gegenüber Banken, Versicherungen und der Industrie. Die Newsletter der Stiftung Warentest können Sie hier abonnieren.

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