Nach Meldungen aus Paris, wo vielerorts Bettwanzen gefunden wurden, war auch in Deutschland die Sorge vor einer Plage groß. Nach ersten Untersuchungen zeichnet sich ab, dass offenbar keine Gefahr besteht. Schädlingsbekämpfer sprechen gar von Hysterie - unter anderem befeuert durch die sozialen Medien.
Die Bettwanze beschäftigte im vergangenen Jahr in Frankreich höchste Kreise. Vor den Olympischen Spielen in Paris dieses Jahr machten sich selbst Minister der französischen Regierung Sorgen um die angebliche Plage nach Funden in einem Kino, der Metro und der Staatsbahn. In Deutschland bat ein Wissenschaftler eines Naturkundemuseums um tatkräftige Mithilfe der Bevölkerung in Sachen Bettwanze. Die Menschen sollten ihm für die Forschung Fotos schicken oder eingefrorene Exemplare in die Post packen.
Erstes Zwischenfazit nach rund zwei Monaten: Es gab insgesamt 38 Meldungen, 25 davon aus Nordrhein-Westfalen. Der Rest kam aus Berlin, Sachsen, Schleswig-Holstein, Thüringen, Bayern und auch aus Lille in Frankreich. Tatsächlich waren nur neun der Funde auch wirklich Bettwanzen. "Bei einer Einsendung handelte es sich um die verwandte Schwalbenwanze, die normalerweise an Vögeln saugt, das aber auch an Menschen tun kann", sagte Viktor Hartung der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Hartung ist am Naturkundemuseum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe in Münster der Experte, der um die Mithilfe der Bevölkerung warb.
"Die Fachwelt weiß nämlich sehr wenig über die aktuelle Verbreitung der Bettwanzen und ihre Ausbreitungswege", sagte Hartung bei dem Aufruf Ende Oktober. Das Insekt ernährt sich von menschlichem Blut. "Zwar übertragen sie keine Krankheiten, können einem das Leben jedoch vermiesen. Daher ist es vollkommen verständlich, dass sich auch viele Menschen in Deutschland vor einem Befall fürchten", sagt Hartung.
Der deutsche Schädlingsbekämpfer-Verband mit Sitz im nordrhein-westfälischen Ibbenbüren spricht bei der Bettwanze nach den Vorfällen in Frankreich mancherorts von Hysterie. Was in Paris zu einem vermehrten Einsatz von Schädlingsbekämpfern geführt habe, "hat auch in Deutschland sicherlich das Interesse der Verbraucher geweckt und den ein oder anderen aufmerksam werden lassen", teilte der Verband mit. Dadurch seien in Deutschland öfter mal Schädlingsbekämpfer gerufen worden, wo dann "glücklicherweise kein Einsatz notwendig war".
Besondere Aufmerksamkeit wegen Social Media
Früher habe es bei Wespen, Ratten, Mäusen und Bettwanzen eine Saison gegeben. Heute gingen die Aufträge in diesem Zusammenhang oftmals das ganze Jahr ein. Als Trend sehen die Schädlingsbekämpfer, dass die Verbraucher verstärkt durch die sozialen Netzwerke auf Schädlinge aufmerksam gemacht werden. Das könne ein Segen, aber auch ein Fluch sein. "Insbesondere dann, wenn Verbraucher, teils hysterisch, einen Schädlingsbefall sehen, wo dann doch keiner ist." Schädlingsbekämpfer seien dann auch immer Seelentröster, müssten ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte ihrer Kunden haben, so der Verband.
Unter den Einsendungen in Münster gab es eine ganze Reihe anderer Tiere: Staubläuse, Asseln, ausgewachsene Speckkäfer und Larven, Flöhe, Waldschaben und die Marmorierten Baumwanzen, die sich in der kalten Jahreszeit Winterquartiere suchen. Allein zwölf der 38 Meldungen betrafen die für den Menschen harmlose Baumwanze.
Bettwanzen verstecken sich etwa in Betten, in Möbelfugen oder Ritzen. Sie werden zum Beispiel im Gepäck an andere Orte gebracht, aber auch durch getragene Kleidung. Ihr Biss kann starken Juckreiz verursachen. Experten empfehlen, in Hotelbetten vorab nach Wanzen Ausschau zu halten und Gepäck und Kleidung bei der Rückkehr zu Hause in der Dusche auszuschütteln. (dpa/cze)
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