2024 könnte erneut ein Wespenjahr werden. Wie wir uns schützen können und was zu tun ist, wenn sich die Tiere das eigene Zuhause zum Nestbau ausgesucht haben, erklärt Schädlingsexpertin Sophie Scharrer.
Mit dem Frühling kehren auch die Wespen zurück. Im April beginnen die Königinnen mit der Suche nach einem geeigneten Ort für ihren Nestbau. 2024 dürfte angesichts eines ungewöhnlich milden Winters ein besonderes Wespenjahr werden.
"Ein trockener Winter und Jahresbeginn sowie milde Temperaturen schaffen ideale Gegebenheiten für die Wespenköniginnen", erklärt Schädlingsexpertin Sophie Scharrer von der Plattform Schädlingshero.
Zunehmend milde Winter könnten demnach auch in den kommenden Jahren dazu führen, dass die Wespenpopulation immer weiter steigt. Was zu tun ist, wenn man ein Wespennest am Balkon, im Garten oder sonstigen Wohnräumen findet, erklärt Sophie Scharrer im Interview.
Abgesehen von physischen Gefahren bei Menschen - können Wespen oder ihre Nester Schaden in der Wohnung anrichten?
Sophie Scharrer: Je nachdem, wo sich die Wespen einnisten, können Schäden an der Bausubstanz entstehen. Beispielsweise können Dämmungen beschädigt werden, was die Isolierfähigkeit des Hauses stark beeinträchtigen kann. Auch Holzbauteile und -verkleidungen können beschädigt werden, da die Wespen Holz nutzen, um ihr Nest zu bauen. Hier sind die Schäden allerdings in der Regel optischer Natur und beeinträchtigen nicht die Bausubstanz oder Tragfähigkeit.
Wespennest identifizieren
Woran erkennt man ein Wespennest überhaupt?
Viele Wespennester hängen frei im Außen- oder Innenbereich. Dort erkennt man ein Nest in der Regel relativ schnell. Es sieht aus wie beiges oder gräuliches Pappmaché aus mehreren Schichten und ist rundlich geformt, wobei es unten enger zuläuft. Die Waben sind von außen nicht zu sehen. Bei einem aktiven Wespennest lässt sich beobachten, dass die Wespen die untere "Spitze" als Ein- und Ausgang nutzen.
Befindet sich ein Wespennest zwischen Wänden, Balken oder anderen Bauteilen, kann die Form variieren. Wenn es Löcher oder Spalten gibt, aus denen Wespen regelmäßig ein- und ausfliegen, liefert dies einen weiteren Hinweis. In diesem Fall befindet sich dahinter mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Wespennest.
Wo befinden sich Wespennester besonders häufig?
Wespen bevorzugen in der Regel eine ungestörte Umgebung. Häufig befinden sich ihre Nester daher an Orten, die wenig besucht sind wie Dachböden, Geräteschuppen, Carports, Scheunen oder Gartenhäuschen. Auch an Dachgiebeln und unter Ziegeln siedeln Wespen sich gern an. Im Inneren nisten sich Wespen nicht selten im Rollladenkasten, in Fensterrahmen oder hinter Wänden oder Verkleidungen ein. Zudem kommt es auch vor, dass Wespen ihr Nest in der Erde bauen.
Lässt sich irgendwie verhindern, dass sich Wespen in den Wohnräumen einnisten?
Ganz verhindern lässt es sich tatsächlich nicht. Wenn es aber Orte gibt, die sich für den Nestbau der Wespen gut eignen, kann es sinnvoll sein, diese im Frühjahr regelmäßig zu kontrollieren. Findet man ein kleines Wespennest, das noch im Aufbau ist, kann man sich darauf einstellen oder - falls notwendig - das Nest von einem Profi entfernen lassen und so verhindern, dass daraus ein ausgewachsenes Wespenvolk wird.
Der Duft von ätherischen Ölen - insbesondere Lavendel-, Zitronen- oder Nelkenöl - soll helfen, Wespen fernzuhalten. Angeblich mögen Wespen diese Gerüche nicht und halten sich deshalb fern. Potenzielle Nistplätze mit diesen Ölen zu behandeln, kann daher eine Option sein, sofern die Oberflächen dies unbeschadet überstehen. Ob das wirklich funktioniert, kann ich allerdings nicht bestätigen.
Wespennest stört: Was dann?
Was sollte der erste Schritt sein, wenn man ein Wespennest in oder am Haus bemerkt?
Wichtig ist vor allem, Ruhe zu bewahren und sich so gut wie möglich von den Wespen und ihrem Nest fernzuhalten. Ist das Wespennest an einem Ort, an dem es nicht bleiben kann, sollte ein Profi zu Hilfe gerufen werden. Dieser kümmert sich dann zeitnah um die Entfernung.
Ein Hinweis für Mieter: In der Regel ist der Hauseigentümer oder Vermieter für die Beseitigung des Wespennests zuständig. Mieter sollten daher unverzüglich Ihren Vermieter über das Wespennest informieren und das weitere Vorgehen mit ihm abstimmen.
In welchen Fällen muss man professionelle Hilfe rufen?
Immer dann, wenn man sich nicht mit dem Wespenvolk arrangieren kann oder wenn es an einem Ort ist, dem man regelmäßig zu nahekommt und die Wespen stört - beispielsweise im Rollladenkasten oder im Fensterrahmen. Teilweise nisten sich Wespen auch in Zwischendecken oder ähnlichen Orten ein. Auch in diesen Fällen kann eine Entfernung des Nestes ratsam sein, da Schäden entstehen können. Ist das Nest an einer Stelle, an der es keine Schäden verursacht und nicht stört oder Bewohnern Gefahren aussetzt, muss es auch nicht zwingend entfernt werden.
Wichtig: Es sollte nie versucht werden, ein Wespennest selbstständig, ohne professionelle Hilfe zu entfernen. Zum einen ist es gefährlich und zum anderen ist es strafbar, denn Wespen stehen aufgrund ihrer wichtigen Funktion in unserem Ökosystem unter Naturschutz.
Wie gehen Schädlingsbekämpfer bei der Entfernung von Wespennestern vor?
Grundsätzlich gibt es zwei Optionen, um ein Wespennest zu entfernen: Umsiedlung oder Bekämpfung. Welche Methode gewählt wird, entscheidet am Ende der Kunde.
Bei einer Umsiedlung werden herumfliegende Arbeiterinnen mit einer Art Staubsauger in einen Umsiedlungskarton eingesaugt. Anschließend wird das gesamte Nest mitsamt der Königin entfernt und ebenfalls eingepackt. Ist alles verstaut, werden die Arbeiterinnen und das Nest an einen geeigneten Ort gebracht, der sich in einiger Entfernung befindet. Dort wird das Nest neu aufgehängt und auch die Arbeiterinnen werden wieder freigelassen.
Bei einer Bekämpfung wird das Wespenvolk abgetötet. Wie genau vorgegangen wird, hängt davon ab, wo sich das Wespennest befindet und wie gut es zugänglich ist. Viele Schädlingsbekämpfer arbeiten mit Insektiziden, die von den Wespen selbst in das Nest getragen und verteilt werden. Das gesamte Volk stirbt dadurch ab. Manche Schädlingsbekämpfer arbeiten aber auch mit ökologischen Mitteln.
Ist ein Umsiedeln des Wespennests immer eine Option?
In den meisten Fällen. Allerdings wird es nicht von allen Dienstleistern angeboten. Eine Umsiedlung ist außerdem in der Regel teurer, da sie mit mehr Zeit und Aufwand verbunden ist, weshalb sich viele Betroffene dagegen entscheiden.
Nicht möglich ist eine Umsiedlung in der Regel dann, wenn sich das Nest an einem unzugänglichen Ort befindet, wie beispielsweise hinter einer Fassade oder Wand. Denn für eine Umsiedlung muss das Wespennest samt Königin und Arbeiterinnen eingepackt werden.
Ruhe bewahren ist das A und O
Wie kann man sich im Freien vor Wespen schützen, ohne sie zu töten?
Zunächst einmal ist es wichtig, Ruhe zu bewahren und nicht hektisch zu reagieren, wenn eine Wespe in der Nähe ist. Wespen werden oft durch schnelle Bewegungen gereizt, fühlen sich dann bedroht und können aggressiv werden. Auch von Wespennestern sollte man sich fernhalten. Die Tiere schützen ihr Nest und ihre Königin. Kommt man ihnen also zu nah, gehen die Wespen in die Offensive.
Beim Grillen oder Picknicken im Freien können ein paar Vorkehrungsmaßnahmen getroffen werden, indem beispielsweise Nahrungsmittel und Getränke verschlossen aufbewahrt werden. Denn Wespen sind ständig auf Nahrungssuche - sowohl Fleisch als auch süße Stücke sind für sie je nach Stadium interessant. Hat eine Wespe eine Nahrungsquelle gefunden, kommuniziert sie das an ihr Volk, wodurch noch mehr Wespen angelockt werden.
Ebenfalls gängig ist die sogenannte "Ablenkfütterung". Hierfür wird in etwas Entfernung ein wenig Obst oder Fleisch platziert, was die Wespen dort hinlocken und vom Tisch fernhalten soll. Diese Methode kann funktionieren, sorgt möglicherweise aber auch dafür, dass noch mehr Wespen auf die Nahrungsquelle aufmerksam werden und früher oder später auch am eigenen Essen interessiert sind.
Im Spätsommer oder Herbst ist erhöhte Vorsicht geboten, da die Arbeiterinnen am Ende ihrer Lebenszeit stehen und häufig zunehmend aggressiv werden. Hier ist es ebenfalls ratsam, so gut wie möglich Abstand zu halten. (ncz/spot) © 1&1 Mail & Media/spot on news
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