Du bist in einem Verein und Ihr braucht dringend finanzielle Unterstützung? Dann solltet Ihr euch bei der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) melden. Denn die startet jetzt ihr Projekt "100 Schulpferde plus" für Reitvereine…
Die Zahlen sind deutlich: Vor Corona lebten in Deutschland rund 65.000 Schulpferde. Dann kam die Pandemie und viele Reitschulen gerieten in finanzielle Not. Mit Folgen: Nach Corona gab es rund 10.000 Schulpferde weniger. Genauer: Aktuell haben nur noch 50 Prozent der Reitvereine und 67 Prozent der Reitbetriebe Schulpferde. Und die Prognose sieht düster aus: "Wenn nichts passiert, werden in wenigen Jahren 20 bis 30 Prozent der Reitschulen dicht sein", sagt Britta Berse von der Familien-Reitschule in Wuppertal.
Das ist auch der FN klar. Und sie will helfen: Bezuschussungen für neue Schulpferde, Seminare, Pferde-Krankenversicherungen oder Equipment für die Reitschule – all das und noch viel mehr bietet das Projekt "100 Schulpferde plus". Die Initiative, die von der FN ins Leben gerufen wurde, soll Hilfsmittel in Form von Geldern und Sachleistungen dorthin übermitteln, wo sie dringend benötigt werden – zu Deutschlands Reitschulen.
Reitvereine arbeiten unter schwierigen Bedingungen
Auch der neue FN-Präsident Martin Richenhagen steht hinter der Aktion. Er weiß aus eigener Erfahrung, vor welchen Herausforderungen die Reitschulen in Deutschland stehen: "Ich habe jahrelang eine der größten Reitschulen im Rheinland geleitet, mit 18 Schulpferden und täglich mehreren Stunden Unterricht in der Reitbahn. Das war damals schon eine anspruchsvolle Aufgabe, heute sind die Rahmenbedingungen für Reitschulen noch schwieriger geworden."
Denn steigende Kosten, der Mangel an gut ausgebildeten Schulpferden und Fachpersonal – all das mache die Situation zunehmend belastend. "Dabei sind die Reitschulen mit ihren Schulpferden unverzichtbar für den Einstieg in den Pferdesport. Sie eröffnen den Zugang zum Pferd und legen den Grundstein für die Leidenschaft, die unseren Sport ausmacht. Genau deshalb ist es mir ein persönliches Anliegen, mit unserem Projekt ‚100 Schulpferde plus‘ die Reitschulen in Deutschland zu unterstützen und zu ihrem Erhalt beizutragen."
Auch die WM in Aachen macht mit
Möglich wird die Initiative durch die zahlreichen Partner aus Pferdewirtschaft und Pferdesport. Bereits jetzt liegt die zugesagte Fördersumme bei 1,3 Millionen Euro, so die FN. Ein besonderer Partner kommt aus dem Spitzensport: Die Organisatoren der FEI World Championships Aachen 2026 fördern den Ankauf mehrerer Schulpferde.
Sie wollen auch das gemeinsame Projekt in das Rahmenprogramm der Reit-WM vom 11. bis 23. August 2026 einbinden. So wollen sie den Reitschulen und ihren Schulpferden eine gebührende Bühne und Aufmerksamkeit bieten.
"Diese Initiative als Partner zu unterstützen und damit eine Brücke zu bauen zwischen Basis- und Spitzensport, ist uns eine wahre Herzensangelegenheit, mit der wir durch die Reit-WM etwas Positives für den gesamten Pferdesport in Deutschland bewirken können", betont Stefanie Peters, Präsidentin des Aachen-Laurensberger Rennvereins.
"Reitschulen sind für den Einstieg in den Pferdesport unverzichtbar. Auch die Top-Stars haben mal klein angefangen, in den allermeisten Fällen auf einem Schulpferd, das sie ihr Leben lang nicht vergessen. Darum freuen wir uns sehr, dass wir im Zuge der Initiative ‚100 Schulpferde plus‘ Reitschulen in ganz Deutschland helfen können. Denn ohne diese Basis kann es keinen Spitzensport geben."
Ab sofort können sich Reitvereine bewerben
Dein Reitverein will mitmachen? Dann los: Ab sofort können sich alle Reitvereine mit Sitz in Deutschland, die Mitglied in einem Landespferdesportverband sind und einen Schulpferdebereich haben oder mit einer Reitschule kooperieren, online bewerben. Das Los entscheidet, welche Reitschulen von den insgesamt zehn Maßnahmenpaketen profitieren.
Bis zu zwei Maßnahmen und die Bezuschussung eines Schulpferdes in Höhe von 5.000 Euro – das ist das Maximum an Förderleistungen, die eine Reitschule während der Projektlaufzeit von drei Jahren erhalten kann. So wird die größtmögliche Chancengleichheit aller Reitschulen gewährleistet. Die erste Verlosung erfolgt bereits im Januar, anschließend geht es ab März im Drei-Monats-Rhythmus weiter.
Die Maßnahmen von "100 Schulpferde plus":
Ausgeloste Vereine erhalten:
- bis zu 5.000 Euro Bezuschussung beim Kauf eines Schulpferdes, insgesamt sollen so 100 Schulpferde bezuschusst werden
- Einstreu für Schulpferde im Wert von 1.500 Euro
- Ausrüstung für Schulpferde im Wert von 1.200 Euro
- eine 1:1-Tagesberatung durch einen professionellen Berater
- Futter für Schulpferde im Wert von 600 Euro
- eine Schulpferdekrankenversicherung (Grundschutz) für ein Jahr
- Zuschuss für eine Trainer-C-Ausbildung von 600 Euro.
- ein Bildungspaket im Wert von 300 Euro aus dem Katalog des FNverlags
- eine kostenlose FN-Turnierpferdeeintragung für eines ihrer Schulpferde.
- in Abstimmung mit dem zuständigen Landespferdesportverband werden Seminare mit Themen rund um Reitschulen ausgerichtet, an denen die Vereine kostenlos teilnehmen können.
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