In der Weihnachtszeit sieht man in den Fußgängerzonen zunehmend Bettler, die von Hunden begleitet werden. Im Unterschied zu Obdachlosen nutzen diese Bettler die Vierbeiner häufig nur als Mittel zum Zweck. Die Stadt Lüneburg ergreift nun verstärkte Maßnahmen gegen aggressives Betteln mit Hund.
Laut dem Deutschen Spendenmonitor haben 48,6 Prozent der Deutschen Bevölkerung durchschnittlich 170 Euro im letzten Jahr gespendet. So sind im vergangenen Jahr circa 5,8 Milliarden Euro an Spendengeldern zusammengekommen. Hinter der Kinder- und Jugendhilfe und der Soforthilfe für Katastrophengebiete stand 2023 der Tierschutz als Spendenzweck an dritter Stelle. Und da die Weihnachtszeit auch Spendenzeit ist, werden erfahrungsgemäß die meisten Spenden im letzten Quartal, vor allem in der Weihnachtszeit, eingesammelt.
So sieht man jetzt auch wieder in den deutschen Fußgängerzonen vermehrt bettelnde Menschen mit einem Hund an ihrer Seite. Unbestritten dabei ist, dass für viele Obdachlose der vierbeinige Begleiter der letzte Freund ist, der treu geblieben ist. Doch ebenso unbestritten ist auch, dass einige Bettler die Fellnasen nur deswegen an ihrer Seite haben, um Mitleid zu erregen. Sie haben keinerlei Bindung zu dem Tier.
Ganz im Gegenteil: Oftmals sind die Vierbeiner in einem gewollt erbarmungswürdigen Zustand oder so in eine Decke gewickelt, dass sie sich alleine daraus nicht mehr befreien können. Dieses "aggressive Betteln" ist ein Problem, mit dem jetzt auch die Stadt Lüneburg vermehrt zu kämpfen hat und entsprechend darauf reagiert.
Mit Kontrollen und Platzverweisen gegen aggressives Betteln
Doch warum wird dieses aggressive Betteln nicht einfach verboten? Eine Frage, die Dennis Lauterschlag, Leiter des Ordnungsamtes, immer wieder zu hören bekommt. Doch so einfach ist das nicht. Denn rechtlich ist ein Verbot nicht umzusetzen. In einer aktuellen Pressemitteilung lässt der Verwaltungs-Profi wissen: "Betteln ist grundsätzlich erlaubt – selbst das Betteln mit Tieren."
Der Chef des Ordnungsamtes ergänzt: "Erst, wenn das Verhalten einer Person die Allgemeinheit belästigt oder gefährdet oder wenn das Wohlergehen des Tieres gefährdet ist, können wir oder das Veterinäramt eingreifen." In Lüneburg führen daher Mitarbeiter des Ordnungsamtes jetzt viele Kontrollen durch und erteilen Platzverweise. Laut Dennis Lauterschlag zeigen diese verstärkten Streifengänge bereits Wirkung.
Bei Verdacht auf Tierquälerei wird das Veterinäramt eingeschaltet
Sobald der Verdacht besteht, dass durch das aggressive Betteln das Tierwohl gefährdet sein könnte, zieht das Ordnungsamt die Experten vom Veterinäramt des Landkreises hinzu. Das Problem dieser Vorgehensweise besteht dann allerdings darin, dass jede Meldung und damit jeder Fall einzeln geprüft werden muss. Denn nur die Fachleute können erkennen, ob das Tierwohl wirklich gefährdet ist. Daher ist die enge Zusammenarbeit zwischen der Hansestadt Lüneburg und dem Veterinäramt auch für die Zukunft so wichtig.
Es gibt aber auch Fälle, in denen das Ordnungsamt das aggressive Betteln sofort unterbindet. Dann nämlich, wenn mit besonders aufsehenerregenden, stark unterernährten oder offensichtlich kranken Hunden gebettelt wird. Laut Dennis Lautschlag sei das aber selten der Fall. Der Chef des Ordnungsamtes versichert: "Wir schöpfen alle Möglichkeiten aus, die uns im Rahmen der bestehenden Gesetze und Verordnungen zur Verfügung stehen."
Initiative "Pro Bella" – gegen das aggressive Betteln mit Hunden
Andere Stadt, andere Fußgängerzone – aber das gleiche Bild. So sammelt in Koblenz die Initiative "Pro Bella" Videos und Fotos von den mutmaßlichen Hundebettler-Banden. Auf deren Facebook-Account kannst Du mehr über die Forderung "das leidvolle Betteln mit Hunden muss beendet werden" erfahren. Gleichzeit zeigt Dir die Initiative anhand von Bildern und Videos, wie man aggressives Betteln erkennt.
Denn nicht jeder Bettler mit Hund gehört einer Bettler-Band an. Das bestätigt auch die Koblenzer Tierheimleiterin Kirstin Höfer gegenüber "SWR Aktuell": "Bei Obdachlosen hingegen sehe man, dass das eine gute Einheit ist, dass das echte Freunde sind, die da sitzen."
Eine Einheit, die jeden Cent für den harten Alltag auf der Straße benötigt. Und daher dankbar für jede Spende ist. Im Gegensatz zu denen, die die Fellnasen nur als Mittel zum Zweck benutzen, um sich an unserem Mitleid zu bereichern. © Deine Tierwelt
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