Jedes Jahr zu Beginn des Frühlings das gleiche, skurrile Spiel – Gartenliebhaber finden ihre Krokusbeete stellenweise verwüstet vor. Dann ist die Amsel wieder mit dem Frühblüher aneinandergeraten. Doch warum hat der gefiederte Gelbschnabel ein Problem mit dem Krokus?
Endlich – nach gefühlt endlosen grauen Tagen: die ersten, wärmenden Sonnenstrahlen. Die Tage werden wieder länger. Uns begrüßt morgendlicher Vogelgesang, insbesondere von den Frühsängern Amsel und Drossel. Blumen recken ihre zarten Köpfe aus der Erde und die ersten Vorboten des Frühlings sind da.
Zwar gibt es noch einzelne Winterperioden, doch beginnt im März endgültig der Frühling. Am 1. März meteorologisch und am 20. März dann auch kalendarisch. Menschen, Pflanzen und auch unsere tierischen Freunde feiern das Comeback von Sonne, Wärme und Frühlingsluft. Tausende unterirdischer Zwiebelknollen verwandeln unsere Parks, Gärten und Grünflächen in blühende Landschaften. Insbesondere sind für uns die gelb, violett und weiß blühende Krokusse der Inbegriff des Frühlings.
Das Amselmännchen sieht den Krokus als Konkurrenten
Doch bei aller Pracht fallen uns im Frühling auch abgerissene und gerupfte Blüten im Krokusfeld auf. Besonders bei gelben Krokussen ist die Verwüstungen groß. Vogelkundler und der NABU haben herausgefunden: liegt ein Krokusfeld im Grenzbereich von zwei Revieren, reagiert der kleine Zweibeiner mit Aggression. Gelbe, gerade aufblühende Krokusse, haben in den Augen der Amsel sehr viel Ähnlichkeit mit dem gelborangen Schnabel eines potenziellen Konkurrenten. Und den gilt es mit allen Mittel aus dem Revier zu vertreiben. Der Amselhahn schimpft und schlägt immer wieder mit dem Schnabel gegen die Blüte.
Und so kommt es vor, dass sich der Amselhahn den Krokus als Gegner vornimmt und diesen übel zusetzt. Das Ergebnis: Die schönen Blüten der Krokusse liegen zerfleddert auf dem Boden. Die Reviergrenze muss gegen den Nebenbuhler verteidigt werden. Denn auch bei unseren gefiederten Freunden gilt zur Balzzeit im Frühjahr nur ein Gesetz: Das stärkste Männchen mit dem schönsten Revier bekommt auch das attraktivste Weibchen.
Die Amsel steckt im Frühjahr ihr Revier ab
Die Amsel gehört zu den ersten Sängern des Frühjahrs. Bereits im Februar und März beginnen die schwarz gefiederten Amselhähne schon vor Sonnenaufgang mit ihren melodischen Gesängen. Mit dem morgendlichen Gesang will sich der gefiederte Zweibeiner einem Weibchen als Brutpartner anbieten. Der kleine Gelbschnabel zeigt so an, dass er bereit ist, in seinem Revier ein Nest zu bauen und den Nachwuchs aufzuziehen. Amsel-Weibchen können am Gesang des Hahns erkennen, ob es sich um einen guten Partner handelt, mit dem sich erfolgreich eine Familie gründen lässt.
Aber der Gesang dient auch der Revierabgrenzung. An der Reviergrenze liefern sich Amselhähne stolzes Imponiergehabe. Dazu gehören Drohgebärden mit aufgerissenem Schnabel, ein hochgereckter Schwanz, Verfolgungen zu Fuß oder kleine Luftattacken mit flatternden Flügeln. Trotz der Ernsthaftigkeit verdrückt sich der unterlegene Hahn, ehe es zu ernsthaften Verletzungen kommt.
Aber da sich der Krokus eben nicht verdrückt, sondern stur stehen bleibt, werden er und der kleine Gelbschnabel niemals beste Freunde werden. © Deine Tierwelt
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.