Er züchtete Olympia-Pferde, doch seit Jahren ist der Däne John Byrialsen im Visier von Tierschützern. Jetzt gab es wieder Anzeigen, die Polizei rückte an – und entdeckte Schreckliches auf seinem Gestüt: In einem Massengrab wurden 50 tote Pferde gefunden.

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Es ist unfassbar: Vor zwölf Jahren gab es die ersten Vorwürfe gegen den dänischen Züchter John Byrialsen. Die Behörden entdeckten Verstöße – und ließen ihn immer weiter machen. Bis zu diesem Jahr. Da erhob erst ein ehemaliger Mitarbeiter schwere Vorwürfe, dann kamen Demonstranten und schließlich rückten Amtstierärzte und Polizei an. Das Ergebnis: Die Beamten entdeckten ein Massengrab mit 50 toten Pferden.

Dabei galt der Däne einmal als erfolgreicher Züchter. Seine Dänischen Warmblüter waren begehrt, einige schafften es bis zu Weltmeisterschaften und sogar Olympia-Pferde kamen von ihm. Doch 2011 kamen die ersten Vorwürfe gegen das Gestüt, dass er in Polen betrieb. Ein Mitarbeiter veröffentlichte damals ein Video über die Zustände im Internet. Die Folge: Die polnische Tierschutzorganisation "Pogotowie dla Zwierzat" griff ein, beschlagnahmte 64 Pferde.

Zu dieser Zeit statteten die dänische Behörden auch seinem Gestüt Viegaard in Skals einen Besuch ab. Untersucht wurden 500 Pferde. Ergebnis: Einige Pferde waren stark untergewichtig, andere waren schon lange nicht mehr beim Hufschmied. Das sei ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz, so die Behörden – und rückten wieder ab.

Vorwurf: Er hält Angestellte quasi als Geiseln

2018 kam dann die Polizei. Wieder wurden abgemagerte Pferde entdeckt, doch das Verfahren wurde eingestellt. 2020 gab es die nächsten Vorwürfe. Trotzdem durfte John Byrialsen weitermachen. Bis jetzt…

Nun postete der Amerikaner Tyrell Cotant Bilder vom Gestüt auf Facebook. Drei Wochen hatte er nach eigenen Angaben dort gearbeitet. Er erhob schwere Vorwürfe: "Ich ging hin, um für ihn zu arbeiten. Und ich fand heraus, dass alles, was mir gesagt wurde, eine Lüge war. Alles, von den Pferden über die Wohnsituation bis hin zur Bezahlung, war eine Lüge", schrieb er. "Als ich die Situation nicht mehr ertragen konnte, sagte er, er würde mich nicht gehen lassen. Er hält seine ‚Mitarbeiter‘, die aus verschiedenen Ländern stammen, quasi als Geiseln. Die Botschaft musste meinen Kumpel und mich da rausholen", Contant weiter.

Pferde haben offene Wunden – und kein Tierarzt in Sicht

Erschütternd war vor allem die Situation der Pferde, die Contant beschrieb: "Er hat 500 Pferde, die er auf sieben verschiedenen Höfen mit nur fünf ‚Angestellten‘ versorgt. Sie füttern diese Pferde mit verschimmelter Silage und reinigen die Boxen nicht. Es gibt Pferde mit offenen Wunden und kein Tierarzt in Sicht. Er lässt sie sterben und hilft ihnen nicht."

Für die Tierschützer waren der Bericht und die Fotos zu viel: Sie demonstrierten fast jede Woche gegen das Gestüt. Zudem zeigten sie auch immer wieder Fotos von vernachlässigten Pferden. Dazu gab es immer mehr Anzeigen gegen den Züchter – und erste Gerüchte über ein Pferde-Massengrab. Da reagierte die Polizei endlich: Sie rückte zu einer unangekündigten Inspektion auf dem Gestüt an.

Massengrab: Polizei entdeckt rund 50 tote Pferde

"Unsere Präsenz im Gestüt ist zum Teil das Ergebnis der Ermittlungen und Berichte, mit denen wir seit einiger Zeit arbeiten, und es ist auch eine Folgemaßnahme zu früheren Inspektionen", sagte der stellvertretende Polizeiinspektor Christian Toftemark, Leiter der örtlichen Polizei Viborg-Skive in einer Pressemitteilung. Auch zuständige Behörden waren dabei. "Gemeinsam mit der Polizei graben wir mehrere Stellen auf den Grundstücken aus. In erster Linie geht es darum, herauszufinden, ob Pferde ohne Genehmigung begraben wurden", so Hans Jørn Laursen, Direktor für Technologie und Umwelt der Gemeinde Viborg.

Die Bilder des Polizei-Einsatzes sind unfassbar: Immer mehr tote Pferde werden aus einem Massengrab geborgen. Im Boden seien etwa 50 vergrabene Pferde gefunden worden, so die Polizei in einer Pressemitteilung. "Eine Bestattung wurde nicht beantragt oder genehmigt. Das ist illegal und verstößt gegen das Umweltschutzgesetz", sagt Laursen. "Teile der exhumierten Pferde werden auch zur Untersuchung weitergeleitet, wo Pathologen versuchen werden, festzustellen, ob die Pferde an den Folgen des Hungertodes gestorben sind", sagt Flemming Kure Marker, Veterinärdirektor bei der dänischen Veterinär- und Lebensmittelbehörde.

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Dazu untersuchten die Behörden rund 390 lebende Pferde auf dem Gestüt. Bei ihnen wurde eine größere Anzahl "unsachgemäßer Behandlung von Pferden gefunden". Aber, so die Behörden: Es wurden keine Pferde gefunden, "bei denen die Bedingungen als grob rücksichtslos oder misshandelt eingestuft werden können." Die Ermittlungen der Polizei dauern an.  © Pferde.de

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