Können ältere Pferde ähnlich wie ältere Menschen von Senilität oder Demenz betroffen sein? Bislang wurde dazu noch wenig geforscht. Doch erste Studien zeigen: Auch Pferde können zum Beispiel Alzheimer bekommen. pferde.de beantwortet die wichtigsten Fragen zu Demenz bei Pferden.
Es ist ein Abschied auf Raten: Langsam versinkt die Welt im Nebel und die Erinnerung an das eigene Leben verschwindet immer mehr. Davon sind nicht nur Menschen betroffen. Es ist seit Langem bekannt, dass Katzen und Hunde an Demenz leiden können. Aber können auch Pferde Demenz oder Alzheimer bekommen? Ja, sagt eine irische Studie. Im Rahmen der Studie untersuchten die Forscher 100 Gehirne von Pferden. Die Untersuchungen ergaben: Bei zwei Pferden wurden sogar Alzheimer-Zellen festgestellt.
Woher kommt die Demenz bei Pferden?
Die Ursachen von Demenzerkrankungen wie der Alzheimer-Krankheit sind noch immer nicht endgültig erforscht. Forscher, die die Gehirne von Demenzpatienten untersucht haben, haben Plaque (verändertes Protein, das sich an der Außenseite von Nervenzellen ablagert) und Läsionen (Verletzung oder Störung der Funktion eines Organs oder Körperglieds) gefunden.
Sie wissen auch, dass diese Erkrankungen nach und nach Gehirnzellen zerstören. Das führt zu Gedächtnisverlust, Gebrechlichkeit und schließlich zum Tod. Die Forschung zur Demenz bei Pferden steckt noch in den Kinderschuhen. Aber Spezialisten haben bei Pferden die gleichen Hirnläsionen und Plaques festgestellt, wie bei dementen Menschen.
Gibt es Symptome, auf die ich achten kann?
Ja. Wenn Du Dein Pferd beobachtest, gibt es Anzeichen, die auf eine beginnende Demenz hinweisen können. Dazu gehören ungewöhnliche Abhängigkeit von tierischen oder menschlichen Begleitern und zielloses Herumirren. Weitere Symptome sind:
- Orientierungslosigkeit in vertrauter Umgebung,
- häufiges Gähnen,
- Reizbarkeit,
- unprovoziertes Treten oder Beißen,
- deutliche Veränderungen der Ess- oder Trinkgewohnheiten.
Demenz bei Pferden – betrifft es nur alte Pferde?
Nein. Wie bei Menschen gilt auch bei Pferden: Demenz ist nicht ausschließlich älteren Pferden vorbehalten. Es kann auch jüngere Pferde betreffen, wenn sie zum Beispiel ein Kopftrauma oder eine Embolie erleiden, eine Läsion des Vorderhirns oder eine Reihe von Stoffwechselstörungen entwickeln.
In einem Artikel über Erkrankungen des Vorderhirns von Robert J. MacKay vom College of Veterinary Medicine an der University of Florida, erklärt er, dass der Schläfenlappen des Großhirns lernbasiertes Verhalten und alle strukturellen, metabolischen oder psychologischen Störungen steuert. Eine Beeinflussung dieses Bereichs kann zu Demenz führen.
Muss ich den Tierarzt rufen?
Ein demenzkrankes Pferd wird sich verwirrt verhalten, wenn Du Dich näherst – als wärst Du eine fremde Person. Es kann ängstlich sein und frustriert im Kreis laufen. Aber: Da ein solcher Gedächtnisverlust und Verwirrtheit oft Symptome anderer schwerwiegender Erkrankungen des Pferdes sind, solltest Du so schnell wie möglich mit Deinem Tierarzt sprechen. Dies gilt insbesondere dann, wenn die Erkrankung plötzlich auftritt. Dann könne Dein Pferd an Enzephalitis leiden, einer gefährlichen Gehirnerkrankung.
Demenz bei Pferden – was kann ich tun?
Wie bei Menschen kann Demenz nicht gestoppt werden. Trotzdem kannst Du einiges tun, um Deinem dementen Pferd das Leben zu erleichtern:
- Die Fütterungs- und Weideroutine sollte jeden Tag gleich sein
- Führe Dein Pferd immer direkt zur Box oder zur Koppel – die Routine hilft
- Auch die Instinkte gehen verloren. Achte an sonnigen Tagen darauf, dass Dein Pferd schattige Plätze nutzen kann. Bei kaltem Wetter kann eine Decke erforderlich sein.
- Achte bei der Zeit auf dem Paddock darauf, dass Dein Pferd nicht gemobbt oder von seinem Futter vertrieben wird.
- Ganz wichtig: Sei für Dein Pferd da. Auch alte und demente Pferde brauchen Liebe.
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