Hast Du zwei (oder mehr) Katzen? Dann hast Du bestimmt schon beobachtet, wie eine Katze der anderen das Fell leckt. Ein Zeichen von Liebe? Tatsächlich putzen sich Katzen aus verschiedenen Gründen gegenseitig.
Im Fachjargon bezeichnet man die gegenseitige Fellpflege als Allogrooming. Und die Frage, warum sich Katzen eigentlich gegenseitig das Fell sauber lecken, beschäftigt sogar Wissenschafler schon seit mehreren Jahren. So hat etwa 1998 der niederländische Forscher Ruud van den Bos studiert, welche Funktion dieses Verhalten bei Hauskatzen hat. Das Ergebnis seiner Studie ist für viele Katzenhalter vermutlich verblüffend.
Katzen pflegen einander als Zeichen der Hierarchie
Denn aufgrund seiner Beobachtungen schlussfolgert der Forscher, dass das vermeintlich liebevolle Ablecken nicht immer so liebevoll motiviert ist. Viel mehr legen seine Analysen nahe, dass Katzen ihre Aggressionen gegenüber einer anderen Katze sozusagen in die Fellpflege umleiten, wenn eine offene Konfrontation für die Katze Nachteile bringen könnte. Zu diesem Ergebnis kommt er unter anderem, weil in 35 Prozent der Fälle die Katze, welche die andere gepflegt hat, auch Kampfverhalten zeigte.
Zudem spielt die Hierarchie zwischen den Katzen eine weitere Rolle bei der gegenseitigen Fellpflege. Höher gestellte Katzen leckten öfter das Fell von niedriger gestellten Katzen als anders herum. Außerdem nahmen sie dabei eine höhere Körperposition ein, etwa im Stehen oder Sitzen. Die Fellpflege kann also auch eine Festigung der Machtposition sein. Anstatt die andere Katze mit einem Kampf an ihre Stellung zu erinnern, bei dem eine der beiden verletzt werden könnte, nutzen Katzen dafür auch das Allogrooming.
Eine Studie von 2004 untersuchte dagegen das Sozialverhalten von frei lebenden Katzen. Dabei stellten die Forscher fest, dass sich nur Katzen gegenseitig pflegen, die vorher bereits eine soziale Beziehung zueinander hatten. Katzen außerhalb der Gruppe kamen nicht in den Genuss der Fellpflege, bevor sie nicht Teil der Gruppe wurden.
Gegenseitige Fellpflege als Zeichen des Zusammenhalts
In einer Studie, die 2016 veröffentlicht wurde, verglich ein Wissenschaftler der University of Bristol den bisherigen Wissensstand zum Sozialverhalten von Katzen. Unter anderem stellte er dabei fest, dass die gegenseitige Fellpflege ein Zeichen des Zusammenhalts innerhalb einer Gruppe sei. Ein weiteres Verhalten, das diesem Zweck diene, sei das gegenseitige Aneinanderreiben.
Und: Viele Forscher sind sich einig, dass sich Katzen vor allem im Bereich von Kopf und Nacken gegenseitig putzen. Für Bereiche, an die sie selbst nur schwer gelangen, holen sie sich also Hilfe bei der Fellpflege. Ziemlich smart, oder?
Katzen lernen das gegenseitige Putzen von ihren Müttern
Wenn Kätzchen auf die Welt kommen, werden sie normalerweise erstmal von ihrer Mutter ordentlich abgeschleckt. Gegenseite Fellpflege gehört also zu den frühesten Erlebnissen von Katzen. Dadurch zeigt die Katzenmama, dass sie ihr Junges liebt und beschützt. Und es erfüllt einen ganz praktischen Zweck: In freier Wildbahn könnte der Geruch nach Geburt nämlich Feinde anlocken. Erst mit vier Wochen können Kitten selbst ihr Fell pflegen, so das Magazin "Catster".
Warum ist das so wichtig?
Vielleicht fragst Du Dich, warum Du all das wissen solltest. Immerhin ist das ein Verhalten zwischen Katzen, oder? Ganz so einfach ist das nicht. Denn wenn Katzen mit Menschen zusammen leben, werden auch diese, Teil des sozialen Gefüges. Vielleicht hast Du schon bemerkt, dass sich Deine Katze besonders gerne am Nacken und Hinterkopf kraulen lässt. Dadurch übernehmen wir quasi das Verhalten von anderen Katzen.
Indem wir wissen, wie sich Katzen in einer Gruppe untereinander verhalten, können wir also auch viel darüber lernen, wie wir unsere Katzen am besten behandeln. Denn vieles aus der Beziehung zwischen Katzen untereinander kannst Du auf die zwischen Mensch und Katze übertragen. © Deine Tierwelt
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