Bei Temperaturen über 30 Grad fangen die meisten Menschen an zu stöhnen. Und unsere Pferde? Heiße Tage sorgen dafür, dass sie schwitze. Und sie leiden unter zu viel Wärme. Denn Pferde können schnell überhitzen. pferde.de verrät Dir, wie Du einen Hitzschlag erkennst – und welche Notfall-Tipps es gibt.

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Ein bisschen Training an heißen Tagen ist kein Problem? Für uns vielleicht nicht – aber bei Pferden sieht es schon anders aus: "Bei heißem, feuchtem Wetter reichen 17 Minuten Trainings in mäßiger Intensität aus, um die Körpertemperatur eines Pferdes auf gefährliche Werte zu erhöhen", erklärte Michael Lindinger, Veterinär und Sportmediziner an der Uni von Guelph in Kanada, bei "horsetalk.nz". Beim Menschen dagegen dauert es etwa drei- bis zehnmal so lange. "Pferde spüren die Wärme viel intensiver, als wir es tun."

Und das hat einen simplen Grund: Pferde haben einen höheren Anteil an aktiven Muskeln. Und die erzeugen während des Trainings zusätzlich Wärme. Um die Temperatur zu regulieren, reagiert das Pferd ähnlich wie der Mensch – es schwitzt. Das Problem: Die Schweißdrüsen sind nicht gleichmäßig über den Körper verteilt. Besonders viele Schweißdrüsen sind am Hals, an der Brust, Schulter, Flanke und seitlich am Bauch.

Pferde können bis zu 30 Liter Schweiß verlieren.
Pferde können bis zu 30 Liter Schweiß verlieren. © Foto: Adobe Stock/ Talitha (Symbolfoto)

Pferde können bis zu 30 Liter Schweiß verlieren

Bei leichter Anstrengung produziert ein Pferd mit 500 Kilo Körpergewicht bereits etwa einen Liter Schweiß in einer Stunde. Bei schwüler Hitze und starker Anstrengung kann ein Pferd sogar bis zu 30 Liter Schweiß pro Stunde verlieren. Zum Vergleich: Wir Menschen verlieren im Schnitt einen Liter – am Tag!

Dazu kommt: Mit dem Schweiß gehen auch wichtige Salze verloren. Und Pferde verlieren davon besonders viel: Ihr Schweiß enthält bis zu viermal so viel Salz wie der Schweiß beim Menschen. "Diese Salze müssen ersetzt werden", erklärt Lindinger. Doch wenn Pferde in dieser Situation klares Wasser trinken, wird es noch gefährlicher. Denn dadurch verdünnen sich ihre Körperflüssigkeiten. Ihr Körper will dann noch mehr Wasser loswerden – und verliert zusätzlich Salze.

Heiße Tage: Warnsignale für einen Hitzschlag

Deshalb gilt an heißen, schwülen Tagen: Lieber auf ein schweres Training verzichten, damit Dein Pferd gut durch den Sommer kommt. Denn vor allem an extrem heißen Tagen mit hoher Luftfeuchtigkeit steigt die Gefahr eines Hitzschlags beim Pferd. Aber: Pferde erleiden nicht aus dem Nichts einen Hitzeschlag. Es gibt Warnsignale, auf die wir achten können. Dazu gehören:

  • starkes Schwitzen im Schritt oder Stehen
  • hängender Kopf und schwache Muskeln
  • taumeln
  • schnelle, starke Atmung
  • Schleimhäute verfärben sich dunkel, bei Druck auf das Zahnfleisch bleibt die Stelle länger als drei Sekunden weiß
  • die Körpertemperatur steigt auf über 38,7 Grad und der Körper fühlt sich heiß an
  • Muskeln verkrampfen
  • das Pferd frisst nicht mehr
Bei Hitze steigt die Gefahr eines Hitzschlags.
Bei Hitze steigt die Gefahr eines Hitzschlags. © Foto: Adobe Stock/lichtreflexe (Symbolfoto)

Notfall-Tipps für den heißen Ernstfall

Tipp: Um den Flüssigkeitshaushalt Deines Pferd zu testen, kannst Du den Hautfaltentest machen. Wenn Du eine Hautfalte an der Schulter anhebst, sollte sie sich eigentlich sofort nach dem Loslassen wieder glätten. Bleibt die Hautfalte länger als zwei Sekunden bestehen, ist das ein Anzeichen für eine leichte Dehydration. Bleibt die Hautfalte länger als fünf Sekunden, besteht eine ausgeprägte Dehydration.

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Hier 5 Notfall-Tipps, wenn Dein Pferd überhitzt:

  • Zuerst muss Dein Pferd raus aus der Sonne. Am besten bringst Du es in einen kühleren Stall, auf jeden Fall zu einem Unterstand. Ist nichts in der Nähe, dann suche den nächsten Baum – Hauptsache Dein Pferd kommt in den Schatten.
  • Wenn möglich, solltest Du Dein Pferd ein wenig abkühlen. Feuchte Tücher um die Gliedmaßen gewickelt oder eine feuchte Decke, die du auf dem Rücken legst, helfen.
  • Lauwarme Güsse sind dann ideal. So kann Dein Pferd langsam abkühlen. Nimm kein kaltes Wasser, das wäre zu viel Stress für den Pferdekörper. Tipp: Am besten mit den Beinen beginnen, bevor Hals und Rumpf abgekühlt werden.
  • Schweiß solltest Du mit einem Schweißmesser abziehen – so bleibt der Kühlungsprozess aktiv. Durch regelmäßiges Abgießen und Abziehen kannst du die Körpertemperatur Deines Pferdes in zehn Minuten um bis zu zwei Grad abkühlen
  • Lass Dein Pferd im ersten Moment nichts fressen oder trinken. Denn: Die Überhitzung kann zu Störungen im Nervensystem führen – und die schadet auch dem Schluckreflex. Im schlimmsten Fall atmet Dein Pferd dann zum Beispiel Wasser ein – das kann zu einer Lungenentzündung führen.

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