Lang anhaltende Hitze steigert beim Menschen Gewaltbereitschaft und Aggression. Doch gilt das auch für Hunde? Eine Studie der Harvard Medical School in Boston vergleicht die Anzahl von Hundebissen mit Wetterdaten. Das sind die Ergebnisse.

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Anhaltende Hitze macht uns Menschen aggressiv und schnell reizbar. Steigen die Temperaturen dauerhaft über 25 Grad, fühlen wir uns schnell genervt, frustriert und überfordert. Blutgefäße erweitern sich, der Körper schüttet das Stresshormon Vasopressin aus, die Toleranzgrenze sinkt, kleine Konflikte drohen dann schnell zu eskalieren.

Zwar dient das Hormon eigentlich dazu, die Flüssigkeit im menschlichen Körper zu behalten. Aber als Nebeneffekt erhöht Vasopressin die Aggressivität von Menschen. Doch nicht nur uns macht Hitze zu schaffen: Offenbar geht es Bello und Co. ganz ähnlich.

Frühere Untersuchungen haben bereits gezeigt, dass wärmeres Wetter und höhere Umweltbelastungen nicht nur uns Menschen, sondern auch Rhesusaffen, Ratten und Mäuse aggressiv macht. Jetzt wollten Claas Linmann, Assistenzprofessor für Physikalische Medizin und Rehabilitation an der Harvard Medical School in Boston und sein Team herausfinden, ob dasselbe auch für Hunde gilt.

Risiko für Hundebiss im Sommer höher

Und wirklich: Die Studie kommt zu dem Schluss, dass das Risiko, von einem Hund gebissen zu werden, an heißen, sonnigen und an Tagen mit steigenden Ozon-Werten und somit erhöhter Luftverschmutzung zunimmt. Je nach Wetterlage steigt dann das Risiko für einen Hundebiss um drei bis elf Prozent als an Tagen mit niedrigen Temperaturen und gemäßigten Umweltwerten. Auf das Sprichwort: "Hunde, die bellen, beißen nicht" sollten wir uns somit an sonnigen und heißen Tagen nicht unbedingt verlassen.

Wie beeinflussen Ozon, UV-Strahlung und Hitze Hunde?

Für die Studie werteten die Forscher Hundebisse aus, die in acht US-amerikanischen Großstädten – Dallas, Houston, Baltimore, Baton Rouge, Chikago, Louisville, New York City und Los Angeles – registriert wurden. Insgesamt haben Veterinärämter und Notaufnahmen zwischen 2009 und 2018 69.525 Vorfälle gemeldet, die eine Behandlung der Gebissenen nötig gemacht hatte. Nicht berücksichtigt sind aber Angabe zur Rasse, Alter oder Lebenssituation des Vierbeiners.

Das Forschungsteam verglich diese Daten mit taggenauen Informationen zu den Temperaturen, der Feinstaubbelastung sowie der Konzentration von Ozon. Darüber hinaus berücksichtige das Team die an den Tagen der registrierten Hundebisse gemessene UV-Strahlung und Niederschlagsmenge.

Im Sommer ist das Risiko für einen Biss höher.
Im Sommer ist das Risiko für einen Biss höher. © Foto: unsplash.com/Mia Anderson (Symbolfoto)

Sind Hunde bei Regen weniger aggressiv?

Es stellte sich heraus, dass die Anzahl der Hundebisse an Tagen mit erhöhten UV-Werten um elf Prozent zunahm. Hitze erhöht das Risiko von aggressiven Verhalten der Vierbeiner um vier Prozent. Und erhöhte Ozonwerte machen Hundebisse schließlich um drei Prozent wahrscheinlicher. Starke Regenfälle hingegen verringert die Aggressivität um ein Prozent. Und ein Zusammenhang zwischen veränderten Feinstaubwerten und größeres Aggressions-Potential konnte nicht festgestellt werden.

Auch wenn der Zusammenhang zwischen erhöhten Ozonwerten und vermehrten Hundebissen nur bei drei Prozent liegt, will das Forschungsteam dazu weitere Untersuchungen vornehmen, um diesen Zusammenhang konkret zu belegen. Denn hohe Sonneneinstrahlung und Hitze lassen die Ozon-Konzentration steigen – eine Mischung, die uns Menschen erwiesenermaßen aggressiv macht.

Das Gas hat einen starken Geruch, verursacht Reizungen in den Atemwegen und beeinträchtigt die Lungenfunktion. Es löst im Organismus die Freisetzung von Botenstoffen aus, die sich auf das Verhalten auswirken. Die Studie der Harvard Medical School legt nahe, dass es diesen Effekt auch bei unseren vierbeinigen Freunden gibt.

Unsere vierbeinigen Freunde leiden wie wir

Hunde leiden wie wir unter Hitze, UV-Strahlung und hohen Ozon-Werten. Naturgemäß würden sich unser tierische Mitbewohner an diesen heißen Tagen zurückziehen, sich ein schattiges Plätzchen suchen, eine Kuhle buddeln und so wenig wie möglich Energie verbrauchen. Der Schwanzwedler könnte so den ganzen Tag "chillen" und den heißen Tag ganz einfach verdösen.

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Aber da der Vierbeiner ja fester Bestandteil der Familie ist, soll und muss er auch überall mit dabei sein. Und so mancher Hundehalter nimmt seine Fellnase mit auf den Markt, zum Einkaufen, zum Joggen oder lässt ihn gar am Fahrrad laufen – für jeden Vierbeiner bei hohen Temperaturen der absolute Horror und Stress pur.   © Deine Tierwelt

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