Katharina Grube (40) lebt den Traum vieler "Pferdemädchen": Sie teilt nicht nur ihr Zuhause mit neun Pferden, sie hat auch bei ihrem Job in einem Kinder- und Jugendheim täglich mit den Tieren zu tun. Und weil sie davon überzeugt ist, dass Pferde auch Erwachsenen guttun, bietet sie auf ihrem Hof Pferdezeit für Menschen an, die dem "Pferdemädchen"-Alter längst entwachsen sind.
Bei allem, was Katharina Grube – beruflich und privat – mit Pferden tut, ist klar: Die Beziehung zum Pferd steht im Vordergrund. "Ich sehe das Pferd wirklich als Freizeitpartner", erklärt sie deutlich. Und das heißt: Wenn sie bei ihrem Hauptberuf in einem Kinder- und Jugendheim pferdegestützte Interaktion anbietet, fragt sie nach den Einheiten nicht nur nach, wie die Begegnung für die zweibeinigen Teilnehmer war. Sondern auch: "Was denkst Du, war das Highlight für Dein Pferd?"
Und der Fokus auf die Beziehung zum Pferd begleitet sie auch zu Hause. Denn Katharina Grube lebt mit ihrem Vater und dessen Frau auf einem Hof im Landkreis Celle (Niedersachsen), der schon seit Generationen im Familienbesitz ist. Tiere – und auch Pferde – gehörten deshalb schon immer zu Katharinas Leben dazu.
Als Kind ging es mit Pferd und Planwagen zum Urlaub in der Heide, ihr erstes eigenes Pony bekam sie mit fünf Jahren. So richtig spannend fand sie Pferde in ihrer Kindheit und Jugend trotzdem nicht, denn: "Die waren halt immer da." "Ich wäre zum Kindergeburtstag schon gerne lieber mal zum Kegeln gegangen wie die anderen, als immer nur Ponyreiten zu machen", erzählt sie und lacht.
"Pferde waren immer da – und ich kann mir ein Leben ohne sie nicht mehr vorstellen"
Daran, dass auf dem Hof überhaupt Pferde stehen, ist übrigens Katharinas Vater "Schuld". Denn er legte sich mit 21 Jahren sein erstes Pferd zu. Und auf Carina, die immerhin mehr als 30 Jahre alt wurde, lernte auch Katharina noch reiten. Den Umgang mit Tieren hat ihr hingegen ihr Opa näher gebracht. Er hat sich in ihrer Kindheit hauptsächlich um den Hof gekümmert, fuhr viel Kutsche. Aber, stellt die 40-Jährige klar: "Ich bin schon eher landwirtschaftlich konventionell aufgewachsen."
Das es auch andere Wege gibt, lernte sie erst später, verbrachte zum Beispiel mehrere Wochen auf einer Ranch nach dem "Parelli Natural Horsemanship"-Konzept. "Dann hatte ich eine extreme Parelli-Zeit". Irgendwann hat Katharina Grube aber gemerkt: Auch dabei ist nicht alles gut. "Jetzt würde ich sagen, ich mache von allem ein bisschen und verrenne mich nicht in eine Richtung." Ihr wurde klar, dass es für jedes Pferd manchmal einen anderen Weg gibt. Und so ist es auch mit den Menschen, die zu ihr für eine Pferdezeit auf den Hof kommen.
Pferdezeit für Erwachsene
Aber wie kam es überhaupt dazu, dass Katharina Grube gezielt Erwachsenen die Möglichkeit bietet, mit Pferden in Kontakt zu kommen? "Ich sehe auf der Arbeit, wie gut es Menschen tut, mit Pferden zusammen zu sein, und wie gut die Auszeit vom Alltag tut." Und so kam ihr schnell der Gedanke: "Das ist für Erwachsene bestimmt auch spannend!" Der Hof ihrer Familie liegt im Landkreis Celle, rund 20 Minuten von Hannover entfernt. "Wir haben viel Stadt um uns herum. Und es soll ja Menschen geben, die haben im Alltag keinen Kontakt zur Natur", sagt sie schmunzelnd.
Die Pferdezeit für Erwachsene sei deshalb besonders für drei Gruppen interessant: Erstens für Eltern, deren Kinder reiten, und die vielleicht selbst einmal den Kontakt zu Pferden spüren möchten – über das reine Zum-Stall-bringen und Abholen hinaus. Zweitens für Menschen, die eigentlich Angst vor Pferden haben, aber trotzdem neugierig sind. Denn: "Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die oft überrascht sind, wie sanft Pferde sein können." Und drittens für Menschen, die als Kind geritten sind und wieder ihr "Pferdemädchen-Herz" fühlen möchten. "Männer sind aber auch willkommen", betont Katharina Grube und lacht.
Die Pferdezeit findet entweder in kleinen Gruppen statt oder als Eins-zu-eins-Coaching. Bei den Begegnungen in der Gruppe gibt es in der Regel maximal vier Teilnehmende plus Katharina Grube selbst. Der Ablauf: "Erst lernen wir uns im kleinen Reiterstübchen kennen. Dabei ist mir wichtig, zu schauen: Wer sind die Leute, warum sind sie da. Dann geht es in die Herde." Dabei gilt: Alles kann, nichts muss. Jeder Teilnehmende kommt schließlich mit anderen Wünschen und Erwartungen. Manche suchen die Kontakt zu Pferden, andere wollen einfach in der Natur zur Ruhe kommen. "Manchmal setzt sich einer vielleicht nur auf einen Baumstumpf, schaut, und genießt es, ein Teil der Herde zu sein."
Zum Schluss gibt es eine Abschlussrunde, in der jeder teilen kann, was er für sich mitnimmt. Und die Teilnehmenden schreiben sich selbst eine Postkarte, die Katharina Grube eine Woche später abschickt – als zusätzlichen Reminder zurück im Alttag. Dabei ziehen unterschiedliche Menschen auch ganz unterschiedliche Erfahrungen aus der Begegnung mit den Menschen. "Pferde spiegeln unsere Energie", erklärt Katharina Grube. "Eine Teilnehmerin mit sehr hohem Energielevel hat dadurch festgestellt: ‚Ich überfordere die Menschen nicht mit dem, was ich sage, sondern damit, wie ich es sage.‘"
Der Vorteil im Eins-zu-eins-Coaching besteht darin, dass Grube die Bedürfnisse der Menschen genau auf die Auswahl der Pferde, mit denen sie arbeitet, abstimmen kann. Menschen, die aufgrund früher Kindheitserfahrungen eigentlich Angst vor Pferden haben, lernen dadurch zum Beispiel im Umgang mit einem kleinen, süßen Pony, die Scheu vor den Tieren zu verlieren. "Und wenn jemand besser Grenzen setzen möchte, nehme ich unseren verfressenen Hafi!"
"Das Pferd hat eigentlich nie Schuld"
Warum für sie der Kontakt zu Pferden so besonders ist: "Ich finde, Pferde können einen erden, sie sind offen und ehrlich. In der Pferdewelt gibt es keine Vergleiche: ‚Ich bin schneller, größer, schöner.‘ Und Pferde haben keine Absicht zu lügen, sie sind so echt."
Bei der Kommunikation mit Pferden sei Eigenreflektion das A und O. "Deshalb ist es wichtig, sich selbst gut im Blick zu haben. Das Pferd hat eigentlich nie Schuld", ist sie sicher. Dadurch, dass sie ständig mit Pferden zu tun hat, kann ihr Job aber auch mal anstrengend werden. "In Coaching-Situationen darf ich auch immer mich selbst reflektieren. Mit schlechten Vibes funktioniert es nicht."
Eigentlich wollte Katharina Grube übrigens nie beruflich mit Pferden zu tun haben. "Das hat gut geklappt", lacht sie. Warum sie nicht mit Pferden arbeiten wollte? "Ich hatte die Sorge, dass ich dadurch die Lust an meinem Hobby verliere. Aber das hat sie sogar nur verstärkt." Noch heute liebt sie es zu reiten. Und mit ihrem eigenen Pferd Lukas, einem Hannoveraner, der nur ein Auge hat, genießt sie die gemeinsame Bodenarbeit.
Und genauso liebt Katharina Grube ihren Beruf. "Das Beste? Dass ich immer wieder Kontakt habe zu den Pferden – rein egoistisch gesehen. Außerdem liebe ich es, Pferde und Menschen zu matchen. Dann kann irgendwann eine Yoga-ähnliche Stimmung entstehen. Und im Frühling und Sommer ist es natürlich toll, immer draußen zu sein!"
Wer selbst einmal Pferdezeit bei Katharina Grube verbringen möchte: Der nächste Gruppentermin findet am 17. März statt. Die Anmeldung erfolgt per Mail oder über Instagram. Alle sind willkommen – egal ob ehemaliges "Pferdemädchen" oder nicht! © Pferde.de
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