Im Kampf zwischen Seglern und Orcas soll Metal-Musik der "Game Changer" sein. Auf Spotify gibt es dazu mit "Metal for Orcas" eine eigene Playlist. Doch beeindruckt Metal-Mucke die hochintelligenten Meeressäuger überhaupt?
Vor den Küsten Spaniens und Portugals greifen Orcas immer wieder Segelboote an. Hunderte solcher Angriffe wurden innerhalb der letzten drei Jahre registriert. Mindestens drei Boote sind durch diese anscheinend aggressiven Aktionen der Orcas gesunken. Menschen kamen bis jetzt mit dem Schrecken davon. Die meisten Wissenschaftler sind sich darüber einig, dass dies kein übliches Verhalten in der Schwertwal-Population, sondern nur auf einzelne Familien zurückzuführen ist. Besonders ein verärgerter Orca namens "White Gladis" soll für die Häufung der Vorfälle verantwortlich sein.
Andere Forscher vermuten, dass die hochintelligenten Orcas mit den Schiffen nur spielen wollten. Doch solange seitens der Wissenschaft keine plausible Erklärung oder wirksame Schutzmaßnahmen gegen die Angriffe vorgelegt werden, greifen Segler jetzt zu einer skurrilen Methode, um sich vor den Angriffen der Orcas zu schützen.
Der deutsche Segler Florian Rutsch, der vor der Küste der Iberischen Halbinsel einen Katamaran betreibt, hat in Online-Seglerforen nach Ideen gesucht, um Angriffe von Schwertwalen auf Boote zu verhindern. Rutsch hörte, dass das Abspielen von Metal aus Unterwasserlautsprechern, die Orcas abschrecken würde.
Es gibt sogar eine spezielle, von anderen Seglern zusammengestellte Spotify-Playlist namens "Metal for Orcas". Dieses Album umfasst insgesamt zehn Titel mit so treffenden Namen wie "Dead But Still Alive", "Infinite Terror" oder "The Blood of Power". 37 Minuten und 58 Sekunden dauert diese musikalische Schwermetall-Verteidigungslinie gegen die Angriffe der Orcas. Die Seglergemeinde bezeichnet diesen neuen Ansatz als "Game Changer".
Metal beeindruckt die Orcas nicht sonderlich
Schon im November bekamen Rutsch und seine Mannschaft die Gelegenheit, ihre neue Musik-Taktik auszuprobieren. Auf dem Weg durch die Straße von Gibraltar wurde der Katamaran von einer Gruppe Orcas überrascht. Doch die Crew war ja vorbereitet: Mit der Spotify-Wiedergabeliste "Metal for Orcas" auf dem Player und speziellen Unterwasserlautsprechern beschallten sie die Schwertwale unter Wasser, vertrauend darauf, dass die wilde und laute Musik die hochintelligenten Tiere abschrecken und vertreiben würde.
Doch der Plan ging nicht auf. Unbeirrt von der "Metal-Mucke" machten sich die Meeresbewohner über das Boot her, zerstörten die Ruderanlage und setzten so die Steuerung des Katamarans außer Kraft. Manövrierunfähig musste die Crew auf dem Meer ausharren, bis die spanische Küstenwache sie wieder an Land geschleppt hatte.
Musik verursacht nur weitere Lärmverschmutzung
Egal ob "Heavy Metal", "Deutscher Schlager" oder die "10 größten Ballermannhits" (vor allem die) – laute Musik als Abschreckungsmaßnahme zu verwenden kann schnell nach hinten losgehen. Denn Musik, die so laut ist, dass die Orcas sich umdrehen und fortschwimmen, würde den Tieren Schmerzen zufügen und ihr Gehör schädigen.
Andrew Trites, Direktor der Forschungseinheit für Meeressäuger an der University of British Columbia sagte gegenüber "Business Insider": "Das größte Problem beim Abspielen von Musik unter Wasser ist, dass es letztendlich zu mehr Lärmverschmutzung im Ozean führt. Dies wirkt sich auch nachteilig auf andere Meeresbewohner aus und kann diesen ernsthaft Probleme bereiten."
Der Forscher vermutet, dass am Anfang die laute Musik die typischen Geräusche eines Bootes überdeckt hat. Aber letztendlich würden die Orcas das verstehen. Und sich vielleicht dank ihrer unglaublichen Kommunikations- und Anpassungsfähigkeit zurufen: "Wow – coole Mucke, da muss ein Segelboot sein – lass uns mal hinschwimmen und gucken." Zumal – "Headbanging" unter Wasser ist auch viel nackenschonender als an Land. © Deine Tierwelt
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