Schätzungen zufolge leben aktuell mehrere tausend Minischweine, auch Teacup-Schweine genannt, in deutschen Haushalten. Doch eignen sie sich überhaupt als Haustier und wenn ja, was musst Du bei der Haltung beachten?

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Minischweine liegen voll im Trend. In den sozialen Netzwerken kursieren Hunderte Bilder, die die kleinen Ringelschwänze auf vier Pfoten lustig verkleidet oder menschlich inszeniert darstellen. Tausende von Likes, zustimmenden Kommentaren oder Emojis zeugen von diesem "Minischwein-Hype." Und bestimmt gibt es einige, die beim Anblick dieser putzigen Vierbeiner vor Freude "quieken". Über die Frage, ob das nicht Tierleid sein könnte, wird dabei selten nachgedacht – zu groß ist der "Oh-wie-süß-Faktor", den die Minischweine auslösen.

Aber was unterscheidet die Minischweine eigentlich von ihren großen Artgenossen? Bei der Geburt wiegen die kleinen Schweinchen circa 300 Gramm und sind so groß wie eine Tee-Tasse. Daher auch der Name Teacup-Schwein. Minischweine sind zwar deutlich kleiner als die üblichen Hausschweine, aber so wirklich "mini" sind sie nun auch wieder nicht. Tierschützer warnen deshalb vor einer vorschnellen Anschaffung eines süßen Ferkelchens.

Denn so mancher stolze Besitzer eines Minischweins macht später große Augen, wenn sein kleiner Liebling nach circa vier Jahren ausgewachsen ist. Zwar sind Größe und Gewicht von der Rasse abhängig, doch kann man davon ausgehen, dass ein Minischwein zwischen 75 und 100 Zentimeter lang wird. Die Schulterhöhe liegt zwischen 40 und 50 Zentimeter. Die Lebenserwartung liegt zwischen zehn bis 15 Jahren.

Ob man mit einem 65 bis 100 Kilogramm schweren, vierbeinigen Kraftprotz so richtig kuscheln kann, ist mehr als fraglich. Denn oftmals ist ein ausgewachsenes Minischwein einfach nicht zu bändigen. Und so unterscheidet sich ein ausgewachsenes Minischwein auf einmal fundamental von dem knuffigen kleinen Ferkel, das man einst völlig hingerissen gekauft hat.

Auch MIni-Schweinchen werden groß.
Auch MIni-Schweinchen werden groß. © Foto: unsplash.com/Forest Simon (Symbolfoto)

Minischweine leben sogar in Stadtwohnungen

Dennoch sind Minischweine mittlerweile beliebte Haustiere geworden. Sie sind sehr intelligent, führen Befehle wie "Sitz" oder "Platz" aus und können sogar stubenrein werden. Zusätzlich fördert die unkritische Darstellung in den sozialen Netzwerken den Glauben, dass Minischweine perfekte Kuscheltiere für jedermann sind.

Laut einem Bericht von "Planet Wissen" sind Minischweine mittlerweile sogar in Stadtwohnungen zu finden. Dass dieser Wohnraum für die intelligenten und anspruchsvollen Tiere natürlich kein artgerechtes Leben ermöglicht, ist den Besitzern oftmals nicht bewusst oder wird einfach ignoriert.

Denn Minischweine sind sehr lebendig und verspielt. Sie bewegen sich gerne und viel. Für ihre Gesundheit ist es daher sehr wichtig, dass sie sich zu jeder Jahreszeit im Freien aufhalten können. Eingedreckt im Schlamm liegen, viel Auslauf haben und Temperaturen um die 15 Grad – so sieht das Minischwein-Paradies aus. Muss der Vierbeiner jedoch ausschließlich alleine in einer Stadtwohnung leben, führt das zwangsläufig nicht nur zu gesundheitlichen Problemen, auch die Psyche des klugen Vierbeiners leidet unter solchen Bedingungen.

Artgerechte Haltung der Teacup-Schweine

Genauso wie ihre großen Verwandten sind auch Minischweine Rottentiere. Sozialkontakte zu anderen Schweinen sind für ein glückliches Minischweine-Leben essenziell. Sie erstreben ihr Leben lang einen hohen Rang in ihrem sozialen Umfeld. Eine Einzelhaltung ist daher weder art- noch tiergerecht. Menschen oder andere Vierbeiner können das Umfeld für die intelligenten Tiere zwar erweitern, die Artgenossen aber nicht ersetzen.

Einzeln gehaltene Schweine sind daher öfters verhaltensauffällig und können zu einer Herausforderung für den Halter werden. Das Tier fühlt sich ausgegrenzt und kann scheu oder aggressiv werden. Weder Gäste noch Kinder akzeptiert es als ranghöhere Sozialpartner und kann diese als "Eindringlinge" ansehen und attackieren. Daher ist das Zusammenleben von Schweinen und Kindern mit Vorsicht zu handhaben.

Je älter und größer der neue Mitbewohner wird, desto mehr Platz braucht er natürlich auch. Kein Minischwein sollte daher ausschließlich in der Wohnung leben müssen. Der kleine Ringelschwanz auf vier Pfoten braucht zwingend einen möglichst großen Auslauf im Garten. Pro Schwein ist eine Fläche 100 Quadratmeter das Minimum. Und da die Schweine nicht alleine gehalten werden sollten, sind somit mindestens 200 Quadratmeter Freifläche erforderlich.

Die Tiere erschnüffeln gerne ihre Umgebung, Rasen als auch Blumenbeete sind daher nach kurzer Zeit umgegraben. Zusätzlich benötigen Minischweine einen Unterstand mit "Toiletten-Ecke", sowie einen Platz zum Suhlen, Wühlen und Liegen. Somit vertragen sich Minischweine und gepflegter Garten mit akkurat geschnittenen Rasenkanten überhaupt nicht.

Schweinchen müssen artgerecht gehalten werden.
Schweinchen müssen artgerecht gehalten werden. © Foto: unsplash.com/Flavio (Symbolfoto)

Minischweine brauchen anderes Futter als Mastscheine

So klein der tierische Liebling auch ist, so groß ist dennoch sein Hunger. Gut ein bis zwei Prozent seines aktuellen Körpergewichts benötigt er täglich. Das im Handel verfügbare Futter für Schweine ist für die Mast vorgesehen und daher für den Vierbeiner zuhause nicht geeignet.

Empfehlenswert ist ein Futterbrei aus grob geschrotetem Getreide (Gerste, Hafer, Mais oder Weizen). Aufgequollen in Wasser und mit untergerührten Mineralien ist das die perfekte Mischung. Als Leckerli eignen sich getrocknetes Brot, Trockenobst oder getrocknetes Gemüse.

Achtung: Speiseabfälle sind wegen des Tierseuchenschutzes tabu.

Die Haltung von Minischweinen ist zwar legal, aber…

Rechtlich gesehen ist die Haltung von Minischweinen als Haustier in Deutschland legal. Sie gelten jedoch vom Gesetz her als Nutztiere und müssen daher beim Veterinäramt gemeldet werden. Für die Minis gelten außerdem fast alle Auflagen, die auch für die Massentierhaltung von Schweinen gelten.

So muss der Halter seinen neuen Liebling spätestens 14 Tage nach der Anschaffung auch bei der Tierseuchenkasse melden. Eine versäumte Anmeldung kann mit einigen tausend Euro Strafe richtig teuer werden. Zusätzlich muss auch ein Minischwein bei der zentralen Datenbank für Schweine gemeldet sein und eine Ohrmarke tragen. Weiterhin hat der Halter bei seiner privaten Haftpflichtversicherung zu klären, ob sein Minischwein als Haustier mitversichert oder ob eine spezielle Schweine-Haftpflichtversicherung abzuschließen ist.

Bereits 2017 stellte das Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung (BMLE) bei einer Kontrolle in Privat-Haushalten fest, dass 73 Prozent aller Minischweine in "unzureichenden Haltungssystemen" leben. Zudem bemängelte das BMLE, dass in jeder zweiten Haltung das "Sozialverhalten der Tierart" nicht berücksichtigt wird. Ob sich das seitdem verbessert hat, mag bezweifelt werden.

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Solltest Du mit dem Gedanken spielen, Dir ein Minischwein anzuschaffen, sei Dir bitte der großen Verantwortung bewusst. Denn Dein zukünftiger, tierischer Mitbewohner hat hohe Bedürfnisse und Ansprüche, damit er sich bei Dir auch wie im Schweine-Paradies fühlt. Und das ist ja das wichtigste: Dem Minischwein ein art- und tiergerechtes Leben zu bieten.  © Deine Tierwelt

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