Wer eine eigene Tierarztpraxis betreiben möchte, muss häufig mit viel Arbeit, finanziellen Schwierigkeiten und bürokratischen Hürden rechnen. Kein Wunder also, dass viele Betreiber keine Nachfolger mehr für ihre Praxen finden. Jetzt schalten sich US-Großkonzerne ein und kaufen Tierarztpraxen in Deutschland auf.
Der Beruf des Tierarztes ist für viele ein Traumjob, doch in den vergangenen Jahren wurde der Beruf offenbar immer unattraktiver. 60- bis 80-Stunden-Wochen, viel Verantwortung und hohe Kosten sorgen dafür, dass viele Betreiber keine Nachfolger mehr für ihre Praxen finden. Das rief nun Großkonzerne aus den USA auf den Plan, die in Deutschland Tierarztpraxen aufkaufen.
Tierarztpraxen finden keine Nachfolger
Die Zahl der Tiermedizin-Studierenden ist in den vergangenen Jahren kaum zurückgegangen. Trotzdem finden Tierarztpraxen in Deutschland häufig keine Nachfolger mehr. Veterinärmediziner sind offenbar nicht mehr bereit, die extreme Arbeitslast einer eigenen Praxis auf sich zu nehmen und sich bei der Übernahme möglicherweise hoch zu verschulden. Seit Kurzem ist aber zu beobachten, dass Großkonzerne die Tierarztpraxen aufkaufen, berichtet der "NDR".
Die Unternehmen AniCura und Evidensia besitzen in Niedersachsen mittlerweile sechs Praxen und Tierkliniken. AniCura ist in den Händen des US-Nahrungsmittelkonzerns Mars, an Evidensia hält Nestlé Anteile. Die Großkonzerne übernehmen die Praxen und betreiben sie mit ihrem System weiter. Diese Entwicklung hat einige Vorteile für die Angestellten und Kunden, birgt allerdings auch Risiken.
Vor- und Nachteile der Übernahme durch Großkonzerne
Die US-Firmen sorgen mit ihrem Kauf dafür, dass kein Leerstand in den Praxen herrscht. Zudem etablieren sie feste Arbeitszeiten für die Angestellten und minimieren das Risiko einer Verschuldung für die Betreiber. 80-Stunden-Wochen können somit vermieden und faire Löhne gesichert werden. Für die Kunden und Tierhalter bedeutet die Übernahme zudem, dass sie sich keine neue Praxis suchen müssen.
Manche befürchten jedoch, dass durch den Aufkauf der Tierarztpraxen eine Art Monopol entstehen und bald keine Wahlfreiheit bei der ärztlichen Versorgung des Haustiers mehr bestehen könne. Sollten die Großkonzerne immer mehr Betriebe kaufen, könnte es schwer werden, eine zweite, unabhängige Meinung zur Gesundheit des Tiers einzuholen. Diese Sorge sei jedoch unberechtigt, so AniCura gegenüber dem "NDR". Die Diagnostik und Behandlung geschehe demnach weiterhin im engen Dialog mit den Veterinärmedizinern und das Tierwohl stehe stets im Vordergrund. © Deine Tierwelt
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