Hündin Lea wurde als erster "WWF"-Naturschutzhund ausgebildet und unterstützt nun die österreichische Polizei als Ermittlerin auf vier Pfoten im Kampf gegen die Wildtierkriminalität.
Die Nase nur knapp über dem Boden erschnüffelt Hündin Lea konzentriert den Waldboden. Und dabei können die Hundeführer sicher sein: Was ein Mensch schnell übersehen könnte, entgeht Lea mit Sicherheit nicht. Denn die wuschelige Hündin wurde als erster "WWF"-Naturschutzhund ausgebildet. Gleichzeitig ist die Fellnase der erste Kadaver-Spürhund in Tirol.
"Diese speziell ausgebildeten Hunde können gezielt tote Tiere auf großen Flächen und in kürzester Zeit aufspüren", erklärt Christina Wolf-Petre, Artenschutzexpertin beim "WWF Österreich". Und in diesem Job ist Lea richtig gut. Immer wieder findet die Fellnase für Wildtiere ausgelegte, vergiftete Kadaver oder auch illegal getötete Wildtiere und leistet damit einen unschätzbar großen Beitrag im Kampf gegen die Wildtierkriminalität in Österreich.
Jagd auf bedrohte Tierarten ist ein großes Problem
Denn diese ist in Österreich ein ernstes Problem – nicht nur für bedrohte Arten. Allein von 2016 bis 2022 wurden mehr als 150 "illegale Verfolgungen" aufgedeckt. In Österreich spricht man von "illegaler Verfolgung", wenn bedrohte und unter Schutz stehenden Tierarten ohne Erlaubnis gejagt und getötet werden. 203 Greifvögel und viel andere Wildvögel verloren auf diese Art und Weise ihr Leben.
Doch neben den Greifvögeln werden auch andere streng geschützte Arten "illegal verfolgt". Bären, Wölfe, Luchse, Biber und Fischotter sind immer wieder das Ziel der skrupellosen Kriminellen. Alle diese Arten hatten sich erst langsam wieder in Österreich angesiedelt und ihre Anzahl ist begrenzt. So bedeutet jede "illegale Verfolgung" einen besonders großen Rückschlag für das Habitat. Zusammen mit der Tierschutzorganisation "BirdLife" setzt sich der "WWF" in Österreich daher seit vielen Jahren gegen die "illegale Verfolgung" geschützter Tierarten ein.
Naturschutzhund Lea arbeitet jetzt mit der Polizei zusammen
Lea wurde mithilfe eines vom "WWF" finanzierten "Stipendiums" vom "Verein für Naturschutzhunde" ausgebildet und ist seit Dezember 2022 offiziell zertifiziert. Seitdem steht die Fellnase der österreichischen Polizei jederzeit als Ermittlerin auf vier Pfoten für eine Zusammenarbeit zur Verfügung.
Ein Naturschutzhund ist beweglicher und ausdauernder in unübersichtlichen und bewaldeten Gebieten unterwegs als seine zweibeinige Kolleginnen und Kollegen. Darüber hinaus können die wuffenden Ermittler dank ihrer Super-Nasen als Giftköder präparierte Kadaver schnell entdecken und so Wildtiere vor dem qualvollen Tod durch Vergiftung bewahren. Diese Funde dienen der Polizei anschließend als zusätzliches Beweismaterial.
Außerdem finden die vierbeinigen Kommissare widerrechtlich geschossene, in Fallen getötete oder vergiftete Wildtiere in allen Stadien der Verwesung auf. Und so wird erst durch das gezielte Nachsuchen der Naturschutzhunde das wirkliche Ausmaß der "illegalen Verfolgung" sichtbar.
Die Arbeit mit dem Naturschutzhund hat sich international bewährt und ist mittlerweile ein fester Bestandteil vieler Naturschutzprojekte. Langfristig will die österreichische Polizei sehr gut geschulte und an einheitlichen Standards ausgebildete Mensch-Hund-Teams etablieren, die permanent für die Bekämpfung der "illegalen Verfolgung" von Wildtieren in Österreich im Einsatz sind.
Ein Naturschutzhund hat alle Pfoten voll zu tun
Doch auch wenn Lea nicht gerade als vierbeinige Polizistin auf Streife unterwegs ist, hat sie alle Pfoten voll zu tun. Denn als tierische Super-Nase erschnüffelt sie schwer aufzufindende Tiere, wie zum Beispiel Molche oder Raupen, spürt Igel, Füchse oder Wildkatzen auf. Und hilft durch das Auffinden von Kot, Arten zu bestimmen oder Wanderwege der Waldbewohner zu dokumentieren.
Lea kann mit ihren rund 300 Millionen Riechzellen sogar Bettwanzen in Gebäuden oder die Pheromone der Borkenkäfer erschnüffeln und so durch diesen Schädling befallenen Bäume lokalisieren. "Auf diese Weise hilft der Naturschutzhund unter anderem dabei, mittels Früherkennung Kosten durch Schädlinge zu reduzieren oder den Erfolg von Artenschutzprojekten zu überprüfen", erklärt Christina Wolf-Petre.
Der Menschen hat fünf Sinne: hören, sehen, riechen, schmecken, tasten. Doch wenn wir uns Lea und ihre schnüffelnden Artgenossen ansehen, können wir Friedrich Hebbel nur zustimmen. Denn einer von Deutschlands berühmtesten Dichtern und Lyrikern stellte schon vor 200 Jahren fest: "Der Hund ist der sechste Sinn des Menschen." © Deine Tierwelt
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