In freier Natur ist gutes Sehen für Pferde eine Frage des Überlebens. Kein Wunder also, dass ihre Augen besonders groß sind. Sie sind aber auch besonders sensibel. Deshalb sollten Pferdebesitzer bei Augenentzündungen sehr aufmerksam sein. pferde.de nennt die Fakten, die Du kennen solltest.
Ein Blick in die Augen der Pferde ist ein Blick in ihre Seele. Und mehr. Denn die Augen verraten auch einiges über den Gesundheitszustand. Sind sie glänzend und lebhaft, dann ist alles okay. Dagegen kann eine steile Falte als "Augenbraue" ein Zeichen für Schmerzen sein. Und auch wenn Dein Pferd plötzlich ständig blinzelt, solltest Du hinsehen. Denn das kann das Anzeichen für eine Krankheit sein.
Tatsächlich sind vermehrtes Blinzeln und Lichtempfindlichkeit Symptome für eine Bindehautentzündung. Dann solltest Du Deinem Pferd tief ins Auge sehen. Genauer: Auf die Schleimhaut. Ist Dein Pferd gesund, ist sie glänzend, glatt und blassrosa gefärbt. Bei einer Bindehautentzündung wird sie rot, oft ist das Lid geschwollen und es kommt auch zu einem verstärktem Tränenfluss. Der Ausfluss kann klar oder weißlich sein. Ist er gelblich-eitrig, wurde die Entzündung wahrscheinlich durch Bakterien ausgelöst.
Schon Staub kann das Auge entzünden
In den meisten Fällen wird eine Bindehautentzündung aber durch äußere Einflüsse ausgelöst. Zwar haben Pferde einen Schutzmechanismus fürs Auge, die sogenannte Nickhaut. Sie hilft, Reizungen durch Staub und Gegenstände wie Grassamen und Stiele zu vermeiden. Aber nicht immer reicht der Schutz. Vor allem im Sommer kann es schnell zu einer Entzündung kommen – zum Beispiel durch einen Insektenstich, Staub oder auch Strohhalme. Fliegen, die sich gerne am Auge der Pferde festsetzen, können zum Beispiel Streptokokken übertragen – und so eine Bindehautentzündung auslösen. Und dann kann Pollenflug auch bei Pferden eine allergische Reaktion hervorrufen – Entzündung der Augen inklusive.
Schon beim ersten Anzeichen einer Bindehautentzündung solltest Du den Tierarzt holen. Bis dahin kannst Du Dein Pferd in eine dunkle, staubarme Box bringen, um die gereizten Augen zu schonen. Der Tierarzt wird den grünen Farbstoff Fluoreszin ins Auge Deines Pferdes träufeln. So kann er Verletzungen der Hornhaut ausschließen beziehungsweise erkennen. Der Farbstoff haftet nämlich nur dort, wo die Oberfläche verletzt ist.
Salben helfen dem Auge
Meist verschreibt der Tierarzt entzündungshemmende Salben, die bis zu fünfmal am Tag aufgetragen werden muss. Der Grund: Die kranken Augen produzieren mehr Tränenflüssigkeit und spülen die Salbe dadurch schnell heraus. Nach zwei bis drei Tagen intensiver Behandlung bessern sich die Symptome oft schon.
Anders sieht es bei der periodischen Augenentzündung aus. Früher wurde sie als Mondblindheit bezeichnet, der medizinische Begriff ist Equine rezidivierende Uveiti (ERU). Die Ursache ist noch immer nicht vollständig geklärt. Forscher gehen davon aus, dass die Krankheit durch Bakterien ausgelöst wird.
Bakterien lösen die Periodische Augenentzündung aus
Als Bakterien können vor allem Leptospiren die Infektion auslösen. Das Problem: Die Krankheit kann ohne Symptome verlaufen und erst Monate bis Jahre später eine Entzündung im Auge auslösen. Leptospiren sind Bakterien, die Nagetiere, zum Beispiel Mäuse, befallen. Kranke Mäuse scheiden die Bakterien über den Urin aus. Und da es in fast jedem Stall Mäuse beziehungsweise Ratten gibt, kommt fast jedes Pferd mit dem Erreger in Kontakt. Doch nur in etwa zehn Prozent der Fälle geraten die Bakterien dann in den Blutkreislauf des Pferdes – und in die Augen.
Dort führen die Bakterien zu einer Entzündung, die die Strukturen des inneren Auges schädigt. Und wie der Name verrät: Die Krankheit tritt periodisch auf, kommt also immer wieder. Bei den Schüben werden die Augen dann von innen zerstört – bis zur Erblindung. Das Problem: Die Diagnose ist nicht immer leicht. Hinweise darauf können sein, dass das Pferd plötzlich schreckhaft wird, Angst vor wechselnden Untergründen hat, beim Springen verweigert, in bestimmten Wendungen unwillig ist und den Kopf schräg hält.
Weitere typische Symptome sind:
- Lidschwellung,
- Tränenfluss,
- gerötete Bindehaut,
- grau-rauchige Hornhauttrübung,
- verengte Pupille (Schmerzanzeichen),
- häufiges Zwinkern oder Zukneifen des Auges,
- senkrechte Wimpern.
Bei einer klinischen Untersuchung kann der Tierarzt die periodische Augenentzündung relativ sicher diagnostizieren. Eventuell wird ein Ultraschall vom Auge gemacht. Auch das Kammerwasser kann auf Antikörper gegen Leptospiren untersucht werden.
Behandlung bekämpft die Symptome
Zur Behandlung bekommt das Pferd Atropin-Augensalbe zur Weitstellung der Pupille sowie kortisonhaltige Augensalben – jedoch nur bei intakter Hornhaut. Aber: Das kann nur die akute Entzündung bekämpfen und die Schmerzen lindern. Meist treten später neue Entzündungen auf.
Eine Möglichkeit ist dann auch eine Operation. Ist die Entzündung abgeklungen, kann zum Beispiel eine sogenannte Vitrektomie durchgeführt werden. Dabei wird der Inhalt des Glaskörpers ausgetauscht. Dabei werden die Bakterien abgesaugt, so kann die Entzündung gestoppt werden. Das Risiko, dass danach wieder eine Augenentzündung auftritt, wird mit unter fünf Prozent angegeben. © Pferde.de
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