Frisst Dein Stubentiger ungenießbare Dinge wie Plastik, Stoff oder Haargummis? Dann kann dies auf das Pica-Syndrom hinweisen. Die Folgen können für den kleinen Vierbeiner lebensgefährlich sein. Wir erklären Dir, was hinter dem Pica-Syndrom steckt und wie Du damit umgehen kannst.
Dass Katzen ihr eigenes, kleines Fell-Dickköpfchen haben, ist allgemein bekannt. Eines ist aber klar: Wenn Miezi anstatt ihres Katzenfutters plötzlich Plastik, Haargummis, Schnürsenkel, Holz, Steine oder sogar ihr Katzenstreu vertilgt, ist etwas nicht in Ordnung. Dann kann es sein, dass sie unter dem Pica-Syndrom leidet. Denn Vorsicht: Der empfindliche Katzenmagen kann diese ungenießbaren Dinge gar nicht verdauen, es droht sogar Lebensgefahr für Deine Samtpfote.
Was steckt hinter dem Pica-Syndrom?
Als Pica-Syndrom bezeichnet man eine Form der Ess-Störung. Der Name leitet sich vom lateinischen Wort für Elster ("Pica") ab. Doch im Gegensatz zu den Elstern, fressen Katzen diverse, ungenießbare Gegenstände. Typisch für das Pica-Syndrom ist aber nicht nur das Herunterschlucken, noch häufiger nagen, belecken, saugen oder kauen die Fellnasen auf diesen Dingen herum. Im Ranking dieser ungenießbaren Gegenstände stehen Schnürsenkel, Fäden und Schnüre ganz vorne. Dicht gefolgt von Plastik und Stoff. In der Regel tritt das Pica-Syndrom innerhalb des ersten Lebensjahres auf und verschwindet von alleine wieder. Einige Stubentiger leiden jedoch ein Leben lang unter dem Pica-Syndrom.
Die Ursachen für das Pica-Syndrom sind noch ungeklärt
Die Gründe für das Pica-Syndrom sind bisher nicht eindeutig geklärt. Experten vermuten, dass dahinter eine genetische Veranlagung stehen könnte, die von den Eltern auf die Nachkommen übertragen wird. Wenn Du daher Symptome des Pica-Syndrom bei Deiner Fellnase bemerkst, versuche herauszufinden, ob auch die Elterntiere ähnliche Probleme hatten.
Die wichtigste Rolle beim Pica-Syndrom spielt wohl die Psyche des Tieres. Denn das gefährliche Fress-Verhalten tritt vor allem bei verhaltensauffälligen Tieren auf. Die Gründe können vielfältig sein. Stress, Langeweile, Einsamkeit oder zu wenig Aufmerksamkeit. Um dies zu kompensieren, frisst so manche Fellnase dann Dinge, die so gar nicht auf dem normalen Katzen-Speiseplan stehen.
Eine weitere Ursache für das Pica-Syndrom vermuten Experten auch darin, wenn Katzenbabys zu früh von der Mutter getrennt werden. Denn werden Kitten zu früh oder abrupt abgestillt, können Saug- und Schluckreflexe weiterhin bestehen bleiben. Außerdem benötigen Katzenbabys in den ersten Wochen die Nähe zu ihrer Mutter. Fehlt diese, können sie das Pica-Syndrom entwickeln.
Für die Katze kann Lebensgefahr bestehen
Das Verschlucken von unverdaulichen Stoffen ist für den empfindlichen Verdauungstrakt nicht gesund, jedoch abhängig von der Art des verschluckten Gegenstandes und Materials, aus dem er besteht, kann es zusätzlich zu schweren Vergiftungen, Infektionen, Magen-Darmverletzungen bis hin zu Organschäden kommen.
Das ist vor allem der Fall, wenn sich der Vierbeiner über Gummi und Kunststoffe hermacht. Im schlimmsten Fall sammeln sie sich im Darm an und sorgen für einen tödlichen Darmverschluss.
Besonders bei älteren Samtpfoten ist das Pica-Syndrom relativ leicht zu erkennen. Wenn der kleine Vierbeiner zwanghaft an nicht essbaren Gegenständen kaut, deutet dies auf das Pica-Syndrom hin. Zudem erbrechen sich betroffene Katzen häufig. Im Erbrochenen finden sich dann Materialien, die in einem Katzen-Magen nichts zu suchen haben. Junge Katzen dagegen sind besonders neugierig und knabbern aus Interesse schon mal Gegenstände an oder genehmigen sich einen Probebiss. Wenn dieses Verhalten jedoch über das erste Lebensjahr andauert, besteht die Gefahr, dass sich daraus das Pica-Syndrom entwickelt.
Der richtige Umgang mit dem Pica-Syndrom
Zuallererst ist der Besuch beim Tierarzt notwendig. Dieser Schritt ist wichtig, um festzustellen, ob durch das Verschlucken von Fremdkörpern bereits gesundheitliche Schäden entstanden sind. Zudem kann der Tierarzt nach organischen Ursachen suchen, die das Pica-Syndrom auslösen. Ein Nährstoffmangel oder bestimmte Organschäden könnten zu Verhaltensänderungen und zum Verlangen nach eigentlich ungenießbaren Gegenständen führen.
Eine weitere Sofortmaßnahme ist es, alle potenziell gefährlichen Stoffe aus dem Umfeld der Samtpfote zu entfernen. Umplatzieren und der erschwerte Zugang zu den Gegenständen, wirken schon Wunder. Was nicht da ist, kann weder angenagt noch verschluckt werden.
Stress und Langeweile können zu den Hauptverursachern des Pica-Syndroms zählen. Mehr Aufmerksamkeit und Zuwendung für die Fellnase können die Symptome eingrenzen. Spielzeuge und Klettermöglichkeiten verwandeln das Zuhause zusätzlich in einen Abenteuerspielplatz für den Stubentiger. So kommt der vierbeinige Mitbewohner erst gar nicht auf die Idee, aus Langeweile ungenießbare Dinge anzuknabbern.
Eine weitere Möglichkeit zur Stress-Reduzierung bietet auch das sogenannte "Clickertraining." Vereinfacht läuft das so: Die Fellnase erhält einen neutralen Reiz (das Klicken) und verbindet damit durch Belohnung (Leckerli) eine positive Erfahrung.
Auch ein weiterer, schnurrender Spielkamerad kann helfen. Denn mit einem zweiten Stubentiger kommt bestimmt keine Langeweile auf – weder beim Vierbeiner noch bei seinem zweibeinigen Mitbewohner. © Deine Tierwelt
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