Du möchtest wissen, was Dein Kaffeegenuss mit Elefanten und Menschen in Kenia zu tun hat? Genau damit beschäftigen wir uns in der 72. Folge unseres Podcasts Tierschutz-Update. Wir haben uns die "Faire Woche" im September zum Anlass genommen, um mit Birgit Brau von der "Aktionsgemeinschaft Artenschutz" (AGA) über den Zusammenhang zwischen fairem Handel und Artenschutz zu sprechen.

Mehr zum Thema Haustiere

Die Klimakrise verschärft weltweite Ungleichheiten. Darauf macht die "Faire Woche", die größte Aktionswoche des Fairen Handels, aufmerksam. Während die Menschen aus ärmeren Ländern, meist im globalen Süden, am wenigsten zur Entstehung der Klimakrise beigetragen haben, aber bereits jetzt schon am stärksten unter den Folgen des Klimawandels leiden, können sich die Menschen im Globalen Norden aus den Industrieländern besser dagegen schützen.

Die Klimakrise verschärft weltweite Ungleichheiten. Darauf macht die "Faire Woche", die größte Aktionswoche des Fairen Handels, aufmerksam. Während die Menschen aus ärmeren Ländern, meist im globalen Süden, am wenigsten zur Entstehung der Klimakrise beigetragen haben, aber bereits jetzt schon am stärksten unter den Folgen des Klimawandels leiden, können sich die Menschen im GDie Reichen sind also weniger von den Auswirkungen wie Stürmen, Fluten, Waldbränden, Dürren, Hungersnöten, Hurrikanes betroffen, haben aber in den vergangenen 250 Jahren überproportional den Klimawandel befeuert.

Experten mahnen schon lange, dass all diese menschengemachten Naturkatastrophen dazu betragen werden, dass in den am schlimmsten betroffenen Gebieten mehr Kriege ausbrechen werden und die Menschen sich gezwungen sehen, zu fliehen – und zwar logischerweise in Länder, in denen sie noch eine Überlebenschance haben können.lobalen Norden aus den Industrieländern besser dagegen schützen.

Über zehn Prozent der Menschen auf der Welt lebten bereits 2010 in Regionen, die man bedingt durch die Hitze überhaupt nicht mehr bewirtschaften kann, wie der Biologe Dr. Mark Benecke in einem YouTube-Vortrag erklärt. Zwischen 2070 und 2090 müsste ein Drittel der Menschheit in unbewohnbaren Gebieten leben, so Dr. Benecke anhand der Daten weiter. Hunderttausende Menschen haben im Globalen Süden durch die Klimakrise bereits ihre Existenzgrundlage oder sogar ihr Leben verloren.

Auch in Deutschland wird es immer heißer. Das Jahr 2022 war hierzulande das zwölfte zu warme Jahr in Folge und stellte sogar den Allzeitrekord aus dem Jahr 2018 ein, berichtete der "Deutsche Wetterdienst" (DWD). Der springende Punkt ist: Da diese Krise menschengemacht ist, lässt sie sich auch durch Menschen weiterhin beeinflussen. Das heißt: Wir können etwas tun. Nicht nur die Regierungen und die Wirtschaft müssen tätig werden, auch jeder Einzelne kann seinen Beitrag zu etwas Positivem leisten.

Fairer Kaffee schützt Elefanten und Menschen

Das Ganze fängt schon bei Deiner morgendlichen Tasse Kaffee an. Die kann nämlich Elefanten in Afrika schützen. Wie soll das bitteschön funktionieren, fragst Du Dich? Ganz einfach: Wenn Du zur fair gehandelten Kaffeepackung greifst, unterstützt Du damit die Kaffeehändler, -bauern, und -arbeiter vor Ort. Das kommt wiederum den Elefanten zugute.

Denn in einigen Teilen Afrikas werden bereits mehr Elefanten aufgrund von Mensch-Wildtier-Konflikten getötet, als für den illegalen Elfenbeinhandel, sagt Birgit Braun von der "AGA" in unserem Podcast Tierschutz-Update. Um darauf aufmerksam zu machen, kooperiert die "AGA" mit dem "Weltladen-Dachverband" im Rahmen der "Faire Woche". Denn in den Weltläden finden sich die fair gehandelten Produkte, aber auch in großen Supermarktketten gibt es sie zu kaufen.

Der Faire Handel hilft den Bauern unter anderem, ihre Felder vor hungrigen Elefanten zu schützen. Bei Mensch-Wildtier-Konflikten gebe es meist eine Lösung, die aber auch umgesetzt und finanziert werden müssen. Ziel ist es also, die Menschen wirtschaftlich durch den Fairen Handel zu festigen. Wenn die Elefanten ein Maisfeld plündern, gibt es die Möglichkeit, das Maisfeld mit Bienenzäunen einzuzäunen. Wie das genau funktioniert, erfährst Du in diesem Artikel und in unserem Podcast. So sieht ein Bienenstockzaun aus:

Bauer in Afrika vor einem Bienenzaun
Bauer in Afrika vor einem Bienenzaun © AGA/Birgit Braun

Kleinproduzenten unterstützen, aber wie?

Der Faire Handel soll die Kleinproduzenten widerstandsfähiger gegen Krisen machen, klimaschonend wirtschaften, nicht vermeidbare Emissionen in Pilotprojekten mit den Handelspartnern im Globalen Süden kompensieren. Außerdem soll der faire Handel seine Handelspartner bei der Anpassung an die Folgen der Klimakrise unterstützen, zum Beispiel, indem sie klimaresistentes Saatgut sowie Beratung erhalten. Wenn klimabedingte Naturkatastrophen die Handelspartner im Globalen Süden schädigen, sollen sie Unterstützung bekommen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt, den die "AGA" leistet und zu dem auch der Faire Handel beträgt, ist die Bildung. Um sich Bildung leisten zu können, müssen die Menschen wirtschaftlich dazu in der Lage sein. Umgekehrt ist Bildung ein wichtiger Faktor, um finanziell gefestigt zu sein. Das beweisen zum Beispiel die Rangerinnen des Team Lioness in Kenia.

So schützen sie Wildtiere wie Elefanten und Co.: Sie helfen den Bauern dabei, sich mit Herdenschutzhunden oder Bienenzäunen gegen die Dickhäuter wehren zu können, ohne sie zu töten. Auch die Wilderei kann dadurch verhindert werden, indem die Menschen alternative Einkommensquellen bekommen. Denn wer in Armut seine Familie ernähren muss, sieht sich eher dazu getrieben, ein Wildtier zu erlegen, um Geld zu verdienen – nur, um zu überleben.

Herdenschutzhund
Herdenschutzhund © AGA/Birgit Braun

Schulausflug ins Elefantenwaisenhaus

Auch die Partner der "AGA" leisten Bildungsarbeit. So machen die Kollegen der "AGA" Ausflüge mit Schulklassen in die Nationalparks und in das Elefantenwaisenhaus des "Sheldrick Wildlife Trust" (SWT) sowie in die Auswilderungsstationen im Tsavo East Nationalpark.

Die Elefantenwaisen haben oft schwere Schicksale hinter sich: Sie haben ihre Mütter und Herden verloren, sind traumatisiert, verletzt und erschöpft. Im Waisenhaus werden sie von den Pflegern wieder aufgepäppelt und rund um die Uhr betreut. Dort werden nicht nur verwaiste und verletzte Elefanten versorgt, sondern auch beispielsweise verwaiste Giraffen, Strauße, Zebras und Nashörner. Sie alle werden, wenn möglich, wieder ausgewildert.

Elefantenbabyfütterung
Elefantenbabyfütterung © AGA/Matthias Braun

Die Kinder sehen in den Parks oft zum ersten Mal Elefanten in freier Wildbahn, denn die teuren Safaris können sich meist nur Touristen leisten. Dabei erklären die Ausflugsleiter die Zusammenhänge, warum Elefanten so wichtig sind und erzählen auch von den Lösungen wie den Bienenzäunen. Im Waisenhaus dürfen die Kinder den Elefantenbabys nah kommen und dabei zusehen, wie sie mit Milch gefüttert werden.

Das begeistert und schafft neues Verständnis. "Wenn ein begeistertes Kind am Abend nach Hause kommt und der Familie davon erzählt, erreichen wir natürlich nicht nur die Kinder, sondern eben auch die Erwachsenen und ein ganzes Dorf", sagt Braun, Geschäftsführerin der "AGA" und Diplom-Biologin. Auch für deutsche Schulen stellt die "AGA" Infomaterialien und Plakate zur Verfügung, die sich Schulen ausleihen können.

Warum Elefanten so wichtig sind

Mit der Ausrottung von Elefanten bräche der Tourismus in Afrika zusammen, betont der Verein "Future for Elephants". Mit dem Wegfall des Tourismus würden Millionen Afrikaner arbeitslos, was zu mehr Konflikten und Flucht führen würde. Der Verein verweist auf eine Studie des "David Sheldrick Wildlife Trust": Demnach sei ein lebender Elefant 76-mal mehr wert ist, als der Erlös, den Wilderer für die Stoßzähne eines getöteten Elefanten bekommen würden. In seiner gesamten Lebenszeit bringe ein lebender Elefant circa 1,4 Millionen Euro für den Ökotourismus ein.

Elefantenherde
Elefantenherde © AGA/Birgit Braun

Und: "Je weniger Elefanten es gibt, desto höhere Temperaturen und häufigere Trockenzeiten kommen auf uns zu", so der Verein. Denn Elefanten "pflanzen" Bäume, die Kohlenstoffdioxid speichern. Und die Dickhäuter graben mit ihren Stoßzähnen Wasserlöcher in den Boden, aus denen auch andere Tiere trinken.

Fakten über Fakten: Mehr Wissen aus der Tierwelt
Du liebst exklusive Geschichten und spannende Ratgeber aus der Welt der Tiere? Stöbere jetzt im DeineTierwelt Magazin!

Elefanten sind zudem wichtig für das Lebensnetz der Natur, weil sie täglich viele Früchte fressen und die Samen und Nährstoffe wieder im Ökosystem verteilen, indem sie sie ausscheiden, erklärt der "WWF Deutschland". So gestalten die grauen Riesen die Landschaft und sorgen für Biodiversität: Afrikanische Savannenelefanten halten die Sträucher kurz. Damit erhalten sie Grasländern, von denen sich viele andere Tierarten wie Huftiere ernähren.  © Deine Tierwelt

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.