Hast Du schon einmal darüber nachgedacht, wie sich Dein Reiten als Kind im Vergleich zu Deinem erwachsenen Reiter-Dasein verändert hat?
Reiten als Kind
Ich heiße Vivien-Sophie und wohne im Berliner Umland. Schon mit sechs Jahren entdeckte ich in der Reitschule meine Leidenschaft fürs Reiten und Pferde. Als Kind kannte ich keine Angst und galoppierte unbeschwert über die Felder – je schneller, desto besser. Meine Energie schien endlos zu sein, zweimal täglich ritt ich in den Ferien. Selbst wenn ich mehrmals vom Pferd fiel, stand ich immer wieder auf und machte weiter. Nach einer erholsamen Nacht war mein Körper fast vollständig regeneriert und schwere Verletzungen blieben aus. Es war eine Zeit vollkommener Freiheit, in der die Pferde mein Herz mit Liebe erfüllten.
Schulferien waren zum Reiten da!
Jede Ferien verbrachte ich oft mehrere Wochen auf dem Reiterhof. Dort wohnte ich mit gleichaltrigen Kindern in einer Unterkunft und war den Großteil meiner Zeit bei den Pferden. Stress, Arbeit, Rechnungen und Sorgen waren damals für mich unbekannte Begriffe. Der Hof war ein geschützter Ort, an dem Freizeit und Pferde meine einzigen Begleiter waren und mich unendlich glücklich machten. Bereits bei der jeweiligen Abreise, haben wir schon die nächsten Wochen geplant und gebucht, denn gezahlt haben meine Eltern.
Reiten als Erwachsener
Doch nun, mit bereits 30 Jahren, betrachte ich meine Zeit als Reiterin und ziehe ein Resümee. Meine Wahrnehmung bezüglich des Reitens hat sich stark verändert. Ich bin bedachter und vorsichtiger geworden, weniger risikofreudig. Denn ich habe gelernt, dass Reiten nicht nur ein unbeschwerter Zeitvertreib ist, sondern ein gefährlicher Sport. Trotzdem ist es ein Privileg, dem Alltag zu entfliehen und abzuschalten. Der Moment, in dem ich mich aufs Pferd setze, ist magisch – mein Kopf leert sich von all den Gedanken und Sorgen des Tages. Es gibt nichts Vergleichbares, das so viel Freiheit in meinem Geist schafft.
Es geht um so viel mehr als nur um Reiten!
Heute achte ich auf so viele Dinge, die ich als Kind nie in Betracht zog. Es geht nicht mehr nur darum, einfach aufzusitzen und loszureiten. Es geht um so viel mehr. Darum, das Pferd zu verstehen, eine Verbindung aufzubauen und aufmerksam zu sein – auf seine Bedürfnisse und auf meine eigenen Grenzen. Als Erwachsener kann ich nicht mehr unüberlegt und wild über selbst gebaute Geländesprünge fegen und im Winter einen Galoppausritt machen, wie ich es einst als Kind tat.
Was ist jetzt anders als früher?
Einerseits bremst mich mein Verstand, andererseits aber auch mein Mut. Mittlerweile bin ich viel informierter, was den Pferden guttut und was gefährlich werden könnte. Und auch ich stecke Stürze körperlich nicht mehr so leicht weg wie als kleines Mädchen. Wenn man als Erwachsener einen Reitunfall hat, hat das schwerwiegendere Konsequenzen, als vielleicht mal ein paar Wochen in der Schule zu fehlen. Es hängt ein Job dran und damit das nötige Geld, zur Versorgung des Pferdes. Ein Unfall und eine ernste Verletzung können existenzgefährdend sein. Der Gedanke reitet bei mir unterbewusst immer mit.
Reiten – ein teueres Hobby
Als Kind waren es meine Eltern, die mein Hobby finanzierten. Heute ist es für mich selbst ein teures Vergnügen, das ich mir leisten muss und möchte. Aber es ist jede Mühe und jeden investierten Euro wert, denn das Reiten schenkt mir so viel mehr als bloßes Vergnügen – es ist eine Leidenschaft, die mich erfüllt und mir eine Auszeit von der Hektik des Erwachsenenlebens gewährt.
Mein Fazit
Insgesamt betrachtet, hat sich das Reiten als Kind und als Erwachsene für mich stark gewandelt. Während ich als Kind in einer Welt der sorglosen Freiheit lebte, schätze ich das Reiten heute als ein kostbares Privileg, das mir hilft, meinen Geist zu befreien und mich meine Sorgen wenigstens für einen Moment verschwinden lässt. Reiten begleitet mich durchs Leben und wird immer ein Teil meiner Identität sein – egal, wie viel sich im Laufe der Zeit verändert. Auch wenn ich manchmal meinen kindlichen Leichtsinn vermisse, bin ich sehr dankbar für meine reiterliche Entwicklung und diese wertvolle Reise. © Pferde.de
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