Seit mehr als 50 Jahren ist Gerd Focken Züchter. Doch was er jetzt erlebte, ist für ihn einmalig: Stute Flora bekam Zwillinge. Und die Zwillingsfohlen sind gesund – und sehr munter. pferde.de sprach mit ihm über die nächtliche Überraschung, seine Sorgen – und warum Zwillingsgeburten so selten sind…
Wenn es um den Nachwuchs bei seinen Pferden geht, möchte Gerd Focken aus Melle (Landkreis Osnabrück) nichts dem Zufall überlassen. Und auch wenn er seit mehr als 50 Jahren Züchter ist: Für ihn ist noch heute jede Geburt etwas ganz Besonderes. Und "natürlich möchte ich dabei sein", sagt er lachend.
Damit das klappt, bekommen seine Stuten einen sogenannten Meldegurt. "Wenn sie sich dann hinlegt und auf die Seite dreht, geht der Alarm auf meinem Handy los", erklärt Focken. So war es auch in den frühen Morgenstunden am 4. April 2024. "Der Alarm ging um 1.25 Uhr los und ich wusste: jetzt muss ich mich beeilen".
Warten auf die Nachgeburt – doch die kam nicht
15 Minuten später war er schon bei seiner Stute Flora im Stall. Die Staatsprämienstute und Reserve-Siegerstute ist eine erfahrene Mutter. "Sie hat schon fünf Fohlen bekommen." Und auch diesmal scheint alles ganz unkompliziert. "Als ich ankam, guckte das Fohlen bereits heraus", so Focken. Kurz darauf war es auf der Welt. "Flora leckte es ab, alles schien normal." Er wartet mit einem Bekannten auf die Nachgeburt. "Doch die kam und kam nicht."
Und noch etwas irritierte seinen Bekannten: "Er meinte, dass es ja ein ziemlich kleines Fohlen sei", so Focken. Die Erklärung kam eine Stunde später: "Flora bekam wieder Wehen, legte sich hin – und bekam ihr zweites Fohlen." Focken lacht. "Damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet. Alle Untersuchungen hatten gezeigt: Da wächst ein Fohlen…"
Zwillingsfohlen sind ein Wunder auf vier Hufen
Zur Überraschung kamen schnell auch Sorgen. "Dass beide lebend auf der Welt waren – das war schon ein Wunder", so Focken. "Zwillingsgeburten sind bei Pferden ganz selten. Denn eine Stute hat nur Nährstoffe und Sauerstoff für ein Fohlen. Beides müssen sich die Fohlen in ihrem Bauch teilen. Deshalb sind die Fohlen oft nicht lebensfähig." Nur bei etwa einer von 1.000 Zwillingsträchtigkeiten überlebten beide Fohlen, so Focken.
Auch nach der Geburt gibt es oft Komplikationen. "Oft hat die Mutter nicht genug Milch für zwei Fohlen." Doch bei ihm lief alles perfekt. "Die beiden Fohlen standen schnell, haben von alleine das Euter gefunden – und Flora hat beide säugen können."
Zwillingsfohlen toben munter über die Weiden
Mittlerweile sind die kleinen Westfälischen Warmblut-Stutfohlen sechs Wochen alt. "Sie entwickeln sich prächtig, es geht ihnen wirklich sehr gut", so Focken. Er lacht. "Jetzt bin auch ich glücklich und entspannt." Bei den Namen für die beiden Mini-Stuten ist er sich noch nicht ganz sicher. Die "Jüngere" soll Viva Fine heißen, die "Ältere" Viva Flora – nach ihrer Mutter Flora und ihrem Vater Viva Gold. "Er hat in seinem ersten Deckjahr zehn gekörte Hengste hervorgebracht", so Focken. Deshalb, sagt er, kann es sein, dass die beiden Zwillingsstuten später auch in den Sport gehen.
Doch jetzt genießen sie erst einmal ihr Fohlen-Leben, toben fröhlich mit ihrer Mutter über die Weiden. Und Focken freute sich jeden Tag auf die beiden: "Wenn ich sie sehe, sind sie für mich ein ganz besonderes Geschenk!" © Pferde.de
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