Eine Fahrt mit dem Pferdeanhänger oder -transporter bedeutet Stress. Und der schlägt auch Pferden auf den Magen. Eine Studie zeigt jetzt: Wer sein Pferd direkt vor der Fahrt füttert, schützt den empfindlichen Magen.
Du hast eine lange Fahrt mit Deinem Pferd vor? Dann solltest Du es vor der Abfahrt mit Heu füttern, so eine Studie. Denn das kann Magengeschwüre verhindern. Denn: "Transport und Fasten haben definitiv einen Einfluss auf Magengeschwüre – mehr als nur Fasten allein", sagt Professorin Barbara Padalino von der Universität Bologna in Italien, eine der Forscherinnen der Studie.
"Das Füttern von Heu vor der Reise hilft, Magensäure zu absorbieren. Es hat also eine Art Schutzfunktion", erklärt die Wissenschaftlerin. "Außerdem führt es zu mehr Antioxidantien im Blut. Das hilft, freie Radikale auszugleichen." Ihr Tipp: "Geben Sie den Pferden einfach ein paar Stunden vor dem Verladen etwas Heu und Wasser – und lassen Sie es bis zum Zeitpunkt des Verladens verfügbar – damit sie mit vollem Magen auf die Reise gehen können."
Stress schlägt auf den Magen
Wissenschaftler wissen bereits, dass Reisen für Pferde stressig ist, selbst über kurze Strecken, sagt Padalino. Nachdem sie jedoch mehr als ein Jahrzehnt lang die Auswirkungen des Transports auf Pferde untersucht hatte, vermutete sie, dass der Transport auf nüchternen Magen auch den sogenannten oxidativen Stress erhöhen würde. Das bedeutet: Im Körper beginnen die freien Radikale die schützenden antioxidativen Mechanismen zu übertreffen. Dieses Ungleichgewicht kann physiologische Auswirkungen auf den Körper haben, einschließlich der Entwicklung von Magengeschwüren, sagt sie.
Fahrt: 880 Kilometer durch Australien
Um die Auswirkungen der Fütterung vor der Reise zu untersuchen, arbeiteten Padalino und ihre Forscherkollegen mit 26 gesunden Stuten, die zu den Lehr- und Forschungsherden der Charles Sturt University in Wagga Wagga, Australien, gehören. Die 14 Standardbreds, zehn Vollblüter und zwei Warmblüter waren zwischen vier und 20 Jahre alt und lebten auf der Weide mit zusätzlichem Luzerne-Heu.
Für ihre Studie planten die Forscher einen zwölfstündigen, 880 Kilometer langen Roadtrip über Nacht für die Pferde. Vor der Reise fütterte das Team jedes Pferd mit 2,5 Kilogramm Luzerne-Heu. Aber: Der Zeitpunkt der Mahlzeit variierte je nach Studiengruppe. Sieben Pferde erhielten das Heu eine Stunde vor der Reise, weitere sieben Pferde erhielten es sechs Stunden vor der Reise, und die restlichen zwölf Pferde erhielten ihre letzte Mahlzeit volle zwölf Stunden vor der Reise. Und: Keines der Pferde erhielt während der Reise Futter oder Wasser, was den Stress erhöhte. In Australien sind diese Transportbedingungen erlaubt…
Pferde wurden viermal untersucht
Vier Stunden vor dem Verladen untersuchten die Forscher jedes Pferd und nahmen Blut ab, um die Standardblutparameter und den antioxidativen Gesamtplasmastatus zu überprüfen. Das wiederholten sie am nächsten Morgen, nachdem die Pferde entladen wurden sowie noch einmal acht Stunden später. Auch zweieinhalb Tage später folgte eine Untersuchung. Dazu führte das Team auch Gastroskopien bei jedem Pferd durch. Dabei wurde jedes Pferd einen Tag vor der Reise, kurz nach der Ankunft und zweieinhalb Tage später sediert.
Die Untersuchungen zeigen: Als sie an ihrem Ziel ankamen, hatten 14 Pferde mittelschwere bis schwere Plattenepithelgeschwüre entwickelt, so Padalino. Pferde, die vor der Abreise zwölf Stunden lang gefastet hatten, zeigten dabei die höchsten Werte.
Futter vor der Fahrt schützt
Freie Radikale seien direkt nach dem Entladen höher gewesen als vor der Reise, unabhängig von der Studiengruppe, so die Forscherin. Tatsächlich seien die Konzentrationen freier Radikale direkt nach der Reise oder acht Stunden später durchweg höher gewesen als vor der Reise oder zwei Tage später.
Aber: Zum Zeitpunkt des Aufladens für die Reise wiesen die Pferde, die eine Stunde vor der Fahrt gefüttert wurden, bereits einen deutlich höheren Plasma-Antioxidantienspiegel auf als diejenigen, die zwölf Stunden zuvor gefüttert wurden, so Padalino. Das könnte den Pferden geholfen haben, die beim Transport entstehenden freien Radikale auszugleichen.
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass das Futtermanagement vor einer langen Reise sowohl die Geschwürbildung als auch das oxidative Gleichgewicht beeinflussen könnte, so das Team. Dazu wies es darauf hin, dass zusätzliche Studien erforderlich seien, um ein besseres Verständnis der Zusammenhänge zu erlangen Der Rat der Forscher: Die Besitzer sollten ihre Pferde vor der Reise mit Heu füttern – nicht mit Kraftfutter. Denn Heu braucht länger, um verdaut zu werden und es umhüllt den Magen besser. © Pferde.de
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