Britische Pferdezahnärzte konnten in einer Studie zeigen, dass Harzfüllungen, wie sie auch in der Humanzahnheilkunde verwendet werden, langfristige Lösungen zur Vorbeugung und Behandlung von Karies bei Pferden bieten.

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Auch Pferde haben Zahnprobleme. Und die bleiben oft lange Zeit unentdeckt. Dabei gilt auch für Pferde: Je früher Löcher und Co. in den Zähnen entdeckt werden, umso besser können sie behandelt werden. Vor allem Karies ist ein tierisches Problem bei unseren Partnern auf vier Hufen. Dabei wird der Zahnschmelz meist durch Säurebildung angegriffen.

Doch es gibt auch noch andere Ursachen. Dazu gehören auch Entwicklungsstörungen, die Löcher in den sogenannten Infundibula (tiefe Einfaltungen) der oberen Backenzähne erzeugt. Diese Löcher können jahrelang unsichtbar – und unproblematisch – bleiben. Aber wenn Pferdezähne im Laufe ihres Lebens immer wieder durchbrechen und sich die ältere Zahnoberfläche abnutzt, können sich diese Löcher infizieren. Die Folge: Infundibularkaries.

Geht ein Pferd zum Zahnarzt…

Was dann hilft? Diese Frage untersuchte der Pferdetierarzt und Zahnspezialist Christopher Pearce von "The Equine Dental Clinic" in Wimborne (Großbritannien). Mit seiner Kollegin Nicky Brooks wollte er wissen, wie Füllungen beziehungsweise Restaurationen von Pferdebackenzähnen mit Infundibularkaries langfristig wirken.

Das Ergebnis ihrer Studie: Je nach Art und Schwere der Schädigung könnten Kompositfüllungen aus Harz, die ursprünglich für die menschliche Zahnheilkunde entwickelt wurden, die Lösung für die Behandlung sein. Ideal ist es, wenn die Füllungen gemacht werden, bevor der Zahn mit Karies infiziert ist. Dann können die Harzkompositfüllungen Zahnprobleme bei Pferden vorbeugen, so Pearce.

Füllungen können Probleme lösen, bevor sie entstehen

Der Vorteil: Die Füllungen sind solide und haften gut. Gleichzeitig sind sie in der Lage, sich mit der gleichen natürlichen Geschwindigkeit abzunutzen wie Pferdezähne. "Wenn wir Hohlräume einer bestimmten Größe in einem bestimmten Zahn sehen, können wir unseren Kunden mit ziemlich hoher Zuversicht sagen: ‚Okay, ich weiß, dass Ihr Pferd in Ordnung zu sein scheint und gute Leistungen erbringt, und er oder sie hat gerade ein Turnier am Wochenende gewonnen. Aber ihr Pferd hat eine große Kavität im Backenzahn 109, und es ist 14 Jahre alt’", so Pearce.

"Zähne mit Hohlräumen dieser Größe können innerhalb der nächsten zwei oder drei Jahre eine Sinusitis [Anm. d. Red: Nasennebenhöhlenentzündung] oder einen Wurzelabszess entwickeln oder der Zahn kann brechen. Jetzt haben wir also die gleichen Möglichkeiten, die Ihnen ein menschlicher Zahnarzt geben würde…", erklärt der Pferdetierarzt. Das heißt: Zahnfüllung.

In den Backenzähnen entstehen Hohlräume.
In den Backenzähnen entstehen Hohlräume. © Foto: pixabay.com/Alexa (Symbolfoto)

Im Backenzahn entstehen Hohlräume

Im Gegensatz zu Menschen haben Pferde obere Backenzähne, die tiefe Einfaltungen entwickeln. Sie werden Infundibula genannt, so Pearce. Bei jungen Pferden wachsen zuerst die Außenwände der oberen Zähne und füllen sich dann mit einem als Zement bekannten Zahnmaterial. Aus noch zu klärenden Gründen fehlt einigen Pferden Zement in ihren oberen Backenzähnen – insbesondere in den ersten Backenzähnen. Die Folge: Sie brechen durch und hinterlassen einen leeren Raum, normalerweise tief im Inneren des Zahns. Dies gibt das Aussehen eines massiven Zahns, obwohl er im Inneren teilweise hohl ist.

Da die Zähne von Pferden ständig durchbrechen, rücken diese Hohlräume nach und nach an die Oberfläche, wenn sich ihre Oberflächen abnutzen, so Pearce. Abhängig von der Größe des Hohlraums, nutzt sich die Oberfläche schließlich so weit ab, dass das Loch darunter freigelegt wird – oft, wenn das Pferd seine Teenagerjahre erreicht hat.

Für den hohlen Zahn

Diese Hohlräume verursachen möglicherweise keine Probleme, wenn sie klein sind, so der Experte. Aber wenn die Infundibularhöhlen groß sind, können sie sich mit Nahrung füllen. Kommen dann die Bakterien dazu, die natürlicherweise im Mund vorhanden sind, bildet sich Säure. Wenn das passiert, kann das Pferd Schmerzen, Nasennebenhöhlenentzündungen und orale Infektionen entwickeln. In einigen Fällen kann der Zahn in zwei Teile brechen.

Füllungen aus der Humanmedizin genutzt

Dann kann es schließlich notwendig sein, die befallenen Zähne zu entfernen. Handeln Pferdehalter jedoch rechtzeitig, können die Zähne gerettet werden. Er und seine Forscherkollegen passten Techniken an, die zuvor von Pferdezahnärzten und -forschern verwendet wurden, um solche Hohlräume zu füllen. Das heißt: Sie entfernten die Lebensmittel, reinigten den Hohlraum gründlich und füllten das Loch mit einem festen, haftenden, formschlüssigen Material.

Obwohl sie ursprünglich die Verwendung harter Materialien wie Glasionomerzemente und Porzellan erwogen hatten, stellten die Wissenschaftler fest, dass fließfähiges und komprimierbares Harz – die "weißen" Kompositfüllungen, die in der Humanzahnheilkunde verwendet werden – besser für die Pferdezahnheilkunde geeignet sind. "Sie sind etwas weniger hart und nutzen sich ab", so Pearce.

85 Prozent der Füllungen bleiben intakt.
85 Prozent der Füllungen bleiben intakt. © Foto: pixabay.com/bonsantegroup (Symbolfoto)

85 Prozent der Füllungen bleiben intakt

Zwischen 2006 und 2012 verfolgten Pearce und seine Kollegen den Fortschritt von 92 Pferden (mit einem Durchschnittsalter von 14 Jahren zum Zeitpunkt der Behandlung und einem Bereich von sechs bis 25 Jahren) mit 223 Backenzahnfüllungen. Fünf Jahre später wurden die Pferde noch einmal untersucht.

Das Ergebnis: Selbst bis zu elf Jahre später traten bei 99 Prozent der behandelten Pferde – alle mit einer mindestens fünfjährigen Vorgeschichte von Füllungen – keine Nebenwirkungen oder Anomalien als Folge der Füllungen auf. Fast 85 Prozent der Füllungen waren vollständig intakt, mit einer Abnutzungsrate ähnlich der des umgebenden Zahns.

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Die Experten wiesen darauf hin, dass das Füllen von Infundibula eine umfassende Ausbildung in der Veterinär- und Zahnmedizin von Pferden sowie in der Technik selbst werden solle. Ärzte sollten auch in der Lage sein, ideale Kandidaten basierend auf dem Schweregrad der infundibulären Karies und den damit verbundenen Risiken zu identifizieren, wenn sie unbehandelt bleiben.  © Pferde.de

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