Die Naturschutzorganisation African Parcs hat die knapp 2.000 Breitmaul-Nashörner des weltweit größten Zucht-Projekts "Platinum Rhino" gekauft, nachdem die Versteigerung im Mai gescheitert war. Jetzt sollen die Tiere über die nächsten zehn Jahre umgesiedelt werden.
Es ist eine Mammut-Aufgabe, die nun vor Tierschützern in Südafrika liegt – obwohl es eigentlich eher Nashorn-Aufgabe heißen müsste. Denn knapp 2.000 Breitmaul-Nashörner sollen in den kommenden Jahren "umziehen". Eine Tierschutzorganisation hat die bedrohten Säugetiere einer Zucht- und Schutzstation abgekauft und will sie nun auswildern.
Bereits vor einigen Monaten berichtete DeineTierwelt über die geplante Versteigerung des weltweit größten Nashorn-Zuchtprojekts in Südafrika. Knapp 2.000 bedrohte Breitmaul-Nashörner sowie weitere Tierarten, die auf seiner Farm "Platinum Rhino" lebten, bot der exzentrische Millionär, Tierschützer und Nashorn-Züchter John Hume per Auktion zum Kauf an.
Farm mit 2.000 Nashörnern findet keinen Käufer
Notwendig geworden war die Versteigerung aufgrund der laufenden Betriebskosten der Farm in Höhe von circa 3 Millionen Euro pro Jahr, ohne dass Einnahmen generiert wurden. Das Mindestgebot für das Zuchtprojekt und die Schutzstation "Platinum Rhino" lag bei zehn Millionen US-Dollar. Die Versteigerung endete am 1. Mai 2023, ohne dass jedoch ein Kaufangebot eingegangen war.
Groß war daher die Sorge, dass die Breitmaul-Nashörner nun dem realen Risiko der Wilderei ausgesetzt sein könnten. Denn weiterhin sind die Hörner der weltweit zweitgrößten Landsäugetiere auf den Schwarzmärkten in asiatischen Ländern wie China oder Vietnam wegen ihrer angeblich heilsamen Wirkung etwa gegen Krebs stark nachgefragt.
Aufgrund dieses Aberglaubens waren die Breitmaul-Nashörner nahezu ausgerottet gewesen, in den 1930 Jahren sank ihre Anzahl auf nur noch 30 bis 40 Tiere. Erst durch die jahrzehntelangen Schutz- und Zuchtbemühungen erholten sich die Bestände langsam wieder. Dazu trug auch John Hume bei, denn auf "Platinum Rhino" leben mit knapp 2.000 Tieren 15 Prozent der weltweit verbliebenen Population der südlichen Breitmaul-Nashörner.
Rettung in letzter Minute für die Breitmaul-Nashörner
Am 4. September kam dann die Nachricht, auf die alle Tierschützer und Nashorn-Freunde so sehr gehofft hatten: Mit Unterstützung der südafrikanischen Regierung und nach Sicherung einer Notfallfinanzierung, um die Transaktion zu ermöglichen, hat die grenzüberschreitende Tierschutzorganisation "African Parks" alle knapp 2.000 Breitmaul-Nashörner der Farm gekauft.
CEO Peter Fearnhead sagte, dass sie ursprünglich nicht die Absicht gehabt hätten, einen Zuchtbetrieb für Breitmaul-Nashörner in Gefangenschaft zu besitzen. Aber sie "erkennen den moralischen Imperativ voll und ganz an, eine Lösung für diese Tiere zu finden. Damit sie wieder ihre integrale Rolle in voll funktionsfähigen Ökosystemen finden."
"African Parks" wurde im Jahre 2000 gegründet und setzt sich seitdem für den Natur- und Tierschutz auf dem afrikanischen Kontinent ein. Die Organisation verwaltet 22 Nationalparks und Schutzgebiete in zwölf afrikanischen Staaten in Zusammenarbeit mit den jeweiligen Regierungen und den betreffenden Gemeinden. Neben dem Parkmanagement bildet "African Parks" Ranger aus und betreibt aktiven Naturschutz. Außerdem setzt sich die Organisation für die Reduzierung der Wilderei und für eine stärkere Strafverfolgung von Wilderern ein. Zum Schutz der Natur wird der Tourismus gefördert, die Infrastruktur verbessert und die lokale Bevölkerung unterstützt.
Die Übernahme der 2.000 Breitmaul-Nashörner durch die Naturschutzorganisation "African Parks" ist eines der größten Renaturierungsprogramme, die in Afrika jemals stattgefunden hat. Ohne dieses Projekt hätte die Zukunft für die knapp 2.000 Breitmaul-Nashörner sehr bedrohlich ausgesehen.
Südafrika beherbergt etwa 80 Prozent aller Südlichen Breitmaul-Nashörner weltweit. Allerdings ist die Population trotz der Bemühungen staatlicher sowie privater Reservate durch die Wilderei bedroht. 2022 wurden 448 Nashörner durch Wilderer getötet. Die "IUCN" (Weltnaturschutzunion) schätzt die Art daher als "nahezu bedroht" ein. Von der anderen Unterart, dem Nördlichen Breitmaul-Nashorn, gibt es bereits nur noch zwei weibliche Vertreter in Kenia.
Breitmaul-Nashörner sollen ausgewildert werden
Die Organisation plant, die Breitmaul-Nashörner über die nächsten zehn Jahre in sichere und gut verwaltete Gebiete auszuwildern, um sie vor der Wilderei zu schützen. Innerhalb dieser Schutzgebiete soll dann eine "strategische Population" aufgebaut werden, um das Risiko des Aussterbens durch Wilderer zu verhindern. Dabei wird "African Parks" eng mit Finanzierungspartnern, Regierungen und anderen Naturschutzgruppen zusammenarbeiten, um zu gewährleisten, dass dieses Vorhaben auch gelingt.
Für Dr. Mike Knight, Vorsitzender der "IUCN" "bietet diese Akquisition die einzigartige Gelegenheit, diese 2.000 Breitmaul-Nashörner zum Wohle der Menschen und des Nashornschutzes in Afrika wieder auszuwildern."
Mit "African Parks" haben die seit Jahrzehnten nur wegen irrwitzigen Aberglaubens gnadenlos gejagten "Rhinos" den richtigen Partner gefunden. Denn die Schutzorganisation hat nicht nur Erfahrung mit der effektiven Verwaltung von Schutzgebieten. Sie hat auch bereits Wildtierumsiedlungen in großem Maßstab durchgeführt. Einschließlich der Rückkehr von Nashörnern nach Ruanda, Malawi und in die Demokratische Republik Kongo. Endlich mal eine gute Nachricht vom afrikanischen Kontinent. © Deine Tierwelt
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