Unsere vierbeinigen Supernasen können alles aufspüren: Säugetiere, Vögel, Amphibien, Pilze, Pflanzen oder Bakterien. Als Artenspürhunde haben sie somit fast immer die Nase vorne und leisten einen wertvollen Beitrag zum Naturschutz.
Drogenhunde, Rettungshunde, Blindenhunde oder Vorstehhunde sind ja den meisten von uns ein Begriff. Dass es aber auch Fellnasen gibt, die gezielt nach bestimmten Tier- und Pflanzenarten suchen und sogar Pilze und Bakterien aufspüren können, wissen wohl nur wenige. Diese vierbeinigen Supernasen werden Artenspürhunde oder Naturschutzhunde genannt.
Ihre wichtigste Aufgabe ist es, gezielt nach seltenen Arten zu suchen, um diese besser schützen zu können. Viele der vierbeinigen Supernasen sind außerdem darin trainiert, Schädlinge, wie zum Beispiel Bettwanzen in Gebäuden oder Borkenkäfer in Wäldern, zu erschnüffeln, um den Befall besser lokalisieren zu können.
Einige finden Igel in der Stadt, lokalisieren Fledermäuse oder spüren bewohnte Fuchshöhlen auf. Auch das Auffinden von Kot zwecks Artenbestimmung oder zur Dokumentation der Wanderwege gehört zu ihren Aufgaben. Die Vierbeiner spüren zum Beispiel Eidechsen an dem Geruch ihrer Eier auf, damit sie an einen sicheren umgesiedelt werden können.
Seit 2016 ist die Artenschutzhundestaffel der "NABU International Naturschutzstiftung" aktiv im Einsatz und arbeiten mit der Wildschutzbehörde "Kenya Wildlife Service" (KWS) und dem "David Sheldrick Wildlife Trust" zusammen. Sie sind im Tsavo-Nationalparks in Kenia unterwegs und hab. Schon damals, kurz nach ihrem Start konnten die drei Schäferhunde Tanja, Max und Neiko viele Fallen sicherstellen, sodass ihre Zweibeinigen Kollegen zahlreichen Wilderern das Handwerk legen konnten.
Zwar sind Artenspürhunde im Einsatz auf Suche nach seltenen Pflanzen noch wenig verbreitet, aber ihre Anzahl wird auch für diesen Einsatzzweck immer größer.
Warum werden Hunde für den Artenschutz eingesetzt?
Der Vorteil der vierbeinigen Supernasen liegt auf der Hand: Sie kommen sehr gut auch in unzugänglichen oder dicht bewachsenen Gelände zurecht. Sie arbeiten schnell und ausdauernd und können so eine viel größere Fläche absuchen als wir Menschen in der gleichen Zeit. Mit ihrer exzellenten Riechleistung erschnüffeln Artenspürhunde seltene Pflanzen und Tiere, die für uns Menschen gar nicht zu erfassen sind.
Denn mit den circa 300 Millionen Riechzellen hat die Fellnase etwa 30-mal mehr als ein Mensch. Außerdem liegt die Sucharbeit mit der Supernase dem Vierbeiner im Blut und macht ihm einfach Spaß. Somit ist die Arbeit der Artenspürhunde nicht nur für wertvoll für den Naturschutz, sondern auch die Schwanzwedler freuen sich, zusammen mit "ihrem" Zweibeiner einen "schnüffelnden" Job erledigen zu können.
Artenspürhunde erschnüffeln fast alles
Annegret Grimm-Seyfahrt, Wissenschaftlerin vom Leipziger "Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung" (UFZ) untersuchte 1.220 Publikationen über die Einsätze von Artenspürhunden in mehr als 60 Ländern. Die Ergebnisse sind vielseitig: In Australien sind Artenspürhunde im Einsatz, die gezielt nach verletzen Koalas suchen, damit diese tierärztlich versorgt werden können.
Neuseeland setzt bereits seit 1890 auf die besonderen Fähigkeiten der vierbeinigen Ranger. Die Supernasen erschnüffeln vom Aussterben bedrohte Vögel und stöbern invasive Arten wie Ratten oder die argentinische Ameise auf. In Europa erschnüffeln die Hunde schädliche Pflanzen, wie Ambrosien. In den USA erfolgt am ehesten der klassische Einsatz als Sprengstoff- oder Drogenhund.
Laut der Dokumentation konnten die vierbeinigen Schnüffelnasen mehr als 400 Tierarten aufspüren. Am häufigsten Säugetiere, vor allem aus den Familien der Katzen, Hunde, Bären und Marder (insgesamt 1.129 Fälle), danach Vögel (619 Fälle), gefolgt von Insekten, Pflanzen sowie Pilz- und Bakterienarten.
Die richtige Ausbildung ist wichtiger als die Hunderasse
Die weitere Auswertung der Dokumente ergab, dass die Verantwortlichen viele Hunderassen zum Aufspüren einsetzten – je nach den regionalen Vorlieben und Traditionen in den eingesetzten Ländern. "Die richtige Ausbildung spielt bei Artenspürhunden in jedem Fall eine größere Rolle als die Wahl der Hunderasse", sagt Grimm-Seyfarth.
Trotzdem ergibt es natürlich Sinn, die besonderen Eigenschaften der Hunderassen zu berücksichtigen. Die Fellnase sollte stark Spielzeug-, gern auch futtermotiviert sein und ein hohes Maß an Lern- und Arbeitswillen mitbringen. Außerdem sollten sie gern mit Menschen kooperieren und natürlich gesundheitlich fit sein.
Pinscher und Schnauzer werden heute eher als Familienhunde gezüchtet und zeigen daher wenig Motivation, für die Arbeit im Gelände. Terrier neigen dazu, gefundene Tiere auch gleich zu schnappen – Beides nicht unbedingt gute Voraussetzungen für eine erfolgreiche Arbeit im Naturschutz.
Besonders geeignet sind daher Fellnasen, die extra dafür gezüchtet sind, Wild zwar anzuzeigen, diesem aber nicht hinterherjagen. Zu dieser Kategorie gehören Setter, Pointer und andere Vorstehhunde.
Hütehunde und Retriever haben zwar keinen ausgeprägten Jagdsinn. Diese Vierbeiner sind aber sehr lernwillig und arbeiten gern mit ihrem Zweibeiner zusammen. Deshalb sind häufig Labradore, Border Collies, Australian Sheperd und Deutsche Schäferhunde als Artenspürhunde im Einsatz.
Für Dr. Mareike Schneider, Gründerin der Organisation "Signum Artenspürhunde" und seit 2016 mit Artenspürhunden für den Naturschutz tätig, sind folgende Voraussetzungen nötig, damit aus dem Zwei- und dem Vierbeiner ein eingespieltes Team für den Naturschutz wird: sehr viel Motivation, Lernbereitschaft und Durchhaltevermögen. Wie genau die Ausbildung zum Artenspürhund aufgeteilt ist, kannst Du hier nachlesen.
Die vierbeinigen Supernasen sind zu 90 Prozent effektiv
"In fast 90 Prozent der Fälle sind Artenspürhunde deutlich effektiver als andere Aufspür- oder Nachweismethoden", sagt Grimm-Seyfarth gegenüber "National Geographic". Die vierbeinigen Supernasen spüren 3,5 bis 4,5-mal so viele Schwarzbären, Wölfe, Otter, Fischmarder oder Rotluchse auf wie Kamerafallen oder erfahrene Wissenschaftler.
Die Gründe, warum die Artenspürhunde in zehn Prozent der Fälle schlechter abgeschnitten haben, sind erklärbar: Fehler beim Training der Hunde, ungünstige Wetterbedingungen oder schlecht gewähltes Terrain.
Wenn es zum Beispiel heiß ist und die Vierbeiner viel hecheln, können sie nicht richtig arbeiten. Bei stürmischem Wetter fällt es ihnen ebenfalls schwer, gute Resultate zu erzielen. Und wie soll die Supernase auf einmal Fledermäuse finden, wenn sie bisher ausschließlich auf das Erschnüffeln von Eidechsen trainiert ist?
Besser als Grimm-Seyfahrt kann man nicht kommentieren, wenn Artenspürhunde ausnahmsweise mal nicht erfolgreich sind: "Die beste Hundespürnase wird nichts oder nur wenig finden, wenn sie falsch angeleitet oder am falschen Ort oder zur falschen Zeit eingesetzt ist." © Deine Tierwelt
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