Ein Tier aus dem Tierheim zu adoptieren ist umständlich und kostet viel Geld? DeineTierwelt war zu Gast im Tierheim Hodenhagen und hat alle Fragen rund um den Adoptionsprozess gestellt. Hier erfährst Du, was bei der Adoption aus dem Tierheim auf Dich zukommt und mit welchen Kosten Du rechnen kannst.

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Im Tierheim Hodenhagen leben zurzeit 15 Hunde, über 80 Katzen sowie drei Kaninchen. Zeitweise haben dort auch schon Nymphen- und Wellensittiche einen Platz gefunden. Obwohl das Tierheim gerade im Umbau ist, haben sich Tierheimleitung Marcel Schweiger und Vorstandsmitglied Viola Braeske Zeit genommen, um all unsere Fragen rund um den Adoptionsprozess zu beantworten.

Begonnen hat der Besuch mit einer kurzen Führung durch den Katzenbereich. Auch dieser wird gerade im Tierheim Hodenhagen renoviert – ausschließlich durch Spendengelder und die Gemeinde finanziert. Gitterstäbe wurden entfernt und durch Glas ersetzt, damit die Zimmer besser gereinigt werden können. Verteilt nach Alter und Gesundheitszustand leben die Katzen hier in geräumigen Zimmern mit Außenbereich. Wer ein Tier adoptieren möchte, meldet sich am besten per E-Mail. Dies sei der angenehmste Kontakt, da sich Viola Braeske Zeit nehmen kann, um jede Anfrage sorgfältig zu bearbeiten.

Katze im Tierheim sucht ein neues Zuhause.
Katze im Tierheim sucht ein neues Zuhause. © Foto: Tierheim Hodenhagen

Der Adoptionsprozess im Tierheim Hodenhagen

Die Tiere können entweder über die Website oder nach einem vereinbarten Termin vor Ort kennengelernt werden. Wenn Du ein passendes Tier gefunden hast, füllst Du eine Selbstauskunft aus. Darin beschreibst Du als Interessent oder Interessentin zum Beispiel Deine Lebenssituationund schätzt in etwa ab, wie viel Zeit das Tier am Tag alleine verbringen wird. Bei Wohnungskatzen findet zusätzlich ein Hausbesuch statt, damit sich die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen einen Eindruck von der zukünftigen Haltung verschaffen können.

Bevor das neue Familienmitglied dann bei Dir zu Hause einzieht, musst Du es vorher regelmäßig im Tierheim besuchten. So kannst Du als potenzieller Interessent feststellen, ob die Chemie zwischen Dir als Halter und dem Tier passt.

Dadurch kann auch vermieden werden, dass das Tier nach der Adoption wegen Unstimmigkeiten wieder zurück ins Tierheim gebracht wird oder dass ein Tier spontan gekauft wird. Gerade bei Hunden bietet es sich an, die Fellnase bei regelmäßigen Spaziergängen zu begleiten und kennenzulernen. Auch nach der Adoption bleibt das Tierheim noch Ansprechpartner bei Fragen und steht Dir mit Rat und Tat zur Seite.

Diese Kosten kommen auf Dich zu

Bei Katzen fällt eine Schutzgebühr von 140 Euro für die erste und 80 Euro für jede weitere Katze an. Die Samtpfote ist dann geimpft, kastriert, gechipt, regelmäßig entwurmt und entfloht und wird bei Dir, dem neuen Halter, registriert. Der Tierarzt besucht die Katzen im Tierheim übrigens wöchentlich, um sicherzugehen, dass alle Tiere gesund sind.

Bei Hunden beträgt die Schutzgebühr zwischen 270 Euro und 400 Euro, abhängig von Alter und Rasse des Tieres. Durch die Schutzgebühr soll sichergestellt werden, dass der neue Besitzer sich das Tier leisten kann und auch bereit ist, Geld dafür aufzubringen. Außerdem sollen so unüberlegte und spontane Entscheidungen vorgebeugt werden und ein Teil der entstandenen Kosten des Tierheims gedeckt werden, die für Kastration, Impfung, Flohmittel, Wurmkur, Tierarzt oder Operation, Futter und vieles mehr angefallen sind.

Welpen und Kitten haben am meisten Glück

Hin und wieder kommt es auch vor, dass reinrassige Hunde oder Katzen im Tierheim abgegeben werden. Erst vor Kurzem zog eine Australian-Shepherd-Hündin mit ihren Welpen im Tierheim Hodenhagen ein. Da besonders reinrassige Welpen sofort vermittelt werden, entsteht oft der Eindruck, dass es in Tierheimen keine reinrassigen Tiere gäbe. Dies liegt lediglich daran, dass diese meist schnell wieder aus dem Tierheim ausziehen.

Kitten in der Quarantäne-Station.
Kitten in der Quarantäne-Station. © Foto: Tierheim Hodenhagen/DeineTierwelt

Tierheim Hodenhagen auch von Katzenflut überrollt

Wie die meisten Tierheime wurde auch die Einrichtung in Hodenhagen mit einer sogenannten Katzenflut überschwemmt. Davor hatte der Deutsche Tierschutzbund bereits im Frühjahr gewarnt. Die Plätze sind knapp, dabei kommen immer wieder verletzte und kranke Fund- und Abgabetiere hinzu – und die wollen alle gefüttert, betreut und medizinisch versorgt werden.

Was nachhaltig hilft, sind Kastrationsaktionen von Freigängern und Streunern. Doch das Geld reicht hinten und vorne nicht. Innerhalb von zwei Wochen seien Fördergelder für die Katzenkastrationsaktion 2024 des Landes Niedersachsen in Höhe von rund 265.000 Euro aufgebraucht worden, teilt das Tierheim eine Mitteilung des Landestierschutzverbands Niedersachsen auf seiner Website.

Wie schwierig ist die Tierheim-Adoption?

Aufgrund der besonderen Geschichten mancher Tiere, ist es nicht immer einfach, das richtige Zuhause zu finden. Alte und kranke Hunde können (je nach Größe und Gewicht) meist nicht in eine Wohnung ab der zweiten Etage vermittelt werden.

Manche Hunde haben außerdem gesetzliche Auflagen, die erfüllt werden müssen. Vierbeiner mit schwierigeren Voraussetzungen brauchen eine sehr erfahrene Hand, die sich besonders mit den Eigenschaften des Hundes auseinandersetzen kann.

Selten kommt es vor, dass einer der Hunde überhaupt eine Anfrage bekommt. Diese dann meist direkt aus diesen Gründen ablehnen zu müssen, bricht Marcel Schweiger das Herz, sagt er. Mitunter adoptiert dann ein Mitarbeiter des Tierheims einen Hund und nimmt ihn selbst mit nach Hause.

Pflegevertrag für Langzeitgäste

Wenn ein Hund schon seit längerem im Tierheim ist, keine Anfragen bekommt und sehr schlechte Vermittlungschancen hat, dann entscheiden sich einige Tierheime dazu, den Hund einzuschläfern. Aber nicht so im Tierheim Hodenhagen.

Um die Adoptionschancen der Hunde zu erhöhen, erfolgt ein regelmäßiges Training mit dafür ausgebildeten Mitarbeitern. Oft führt das Personal die Hunde in ihrer privaten Zeit aus und nimmt sie mit in das nahegelegene Café, damit die Hunde sozialisiert werden und es auch bleiben. Dies beugt vor, dass sich die Hunde zu sehr an den Tierheimalltag gewöhnen und später Schwierigkeiten haben, wieder ins richtige Leben zurückzufinden.

Für sogenannte Langzeitgäste, also Tiere, die schon länger ohne Anfragen auf ein zu Hause warten, bietet das Tierheim Hodenhagen in manchen Fällen zusätzlich einen Pflegevertrag an. Potenzielle Interessenten können dann ein Tier mit allem Drum und Dran in ihre Familie aufnehmen, ohne die Kosten dafür zu tragen. Das Tier bleibt nämlich offiziell Eigentum des Tierheims, wodurch Steuern und die Schutzgebühr entfallen.

Tierheim Hodenhagen: "Wir finden eine Lösung"

Wer gerne ein älteres Tier adoptieren möchte, sich aber vor hohen Medikamentenkosten scheut, soll die Mitarbeiter des Tierheims einfach ansprechen. "Wir sind so froh, wenn sich jemand ernsthaft für ein Tier interessiert. Oft lassen sich im Gespräch Sachen aushandeln und wir finden eine Lösung, wie die Adoption möglich gemacht werden kann", sagt Viola Braeske.

Helfen ohne zu Spenden

Wer das Tierheim Hodenhagen unterstützen möchte, aber kein Tier bei sich aufnehmen kann und keine monetären Mittel zur Verfügung hat, kann auch so etwas Hilfreiches für den Tierschutz tun.

Als ehrenamtlicher "Katzenkuschler” kannst Du die Katzen jederzeit besuchen und einfach nur streicheln. Dies kommt vor allem den scheuen Katzen zugute, die sich beim Besuch von Interessenten verstecken und deshalb nicht adoptiert werden. So gewöhnen sich die schüchterneren Tiere an Besuch und haben bessere Vermittlungschancen.

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Wer sich eher für Hunde interessiert, kann sich als Gassigeher im Tierheim melden. Personen ab 18 Jahren können dann Hunde in der Umgebung des Tierheims ausführen. Dies ist jedoch nur bei den Hunden möglich, die keine gesetzlichen Auflagen haben. Neben Sachspenden freut sich das Tierheim Hodenhagen außerdem über Grünzeug für die Kleintiere. Die Kaninchen Wim, Wum und Wendelin mümmeln nämlich einiges weg.  © Deine Tierwelt

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