Wenn Pferde gegenseitig Fellpflege machen, dann ist das nicht nur eine freundschaftliche Massage. Forschende fanden heraus: So bauen Pferde auch Stress ab.

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Die Pflege des Fells ist wichtig. Für uns heißt das: Wir putzen und bürsten unsere Partner auf vier Hufen – auch weil wir so viel über sie erfahren. Doch wie ist das mit der tierischen Fellpflege unter Pferden? Es ist ein Zeichen für Freundschaft – das ergab eine aktuelle Studie der Forscherinnen Emily Kieson, Amira Goma und Medhat Radi. Und sie ist auch ein Weg, um Stress loszuwerden.

Für ihre Studie untersuchten die Forschenden zwei sozial stabile Herden von Quarter Horses, eine mit 85 Stuten und die andere mit 115 Stuten. Alle Pferde lebten im Noble Equine Center, einer privaten Veterinär- und Zuchteinrichtung von Quarter Horse in Oklahoma.

Deutlich mehr Fellpflege bei Stress

Als Teil des normalen Tagesablaufs wurde jede Herde jeden Tag für etwa eine Stunde in zwei Boxen gebracht, um die Stuten zu trennen, die zur Bestimmung des Eisprungs abgetastet werden sollten. Danach wurden die Stuten auf einem Paddock wieder vereint und auf die Weide zurückgebracht. Dadurch konnten die Forschenden das Fellpflege-Verhalten der Stuten während der stressarmen Weidezeit mit der Pflege in stressigeren Umgebungen vergleichen.

Insgesamt wurden 153 Videos für beide Herden untersucht, wobei 6,86 Stunden unter beengten Bedingungen und 31,9 Stunden auf Weiden aufgezeichnet wurden. Die tierische Pflege war in 33 dieser Videos zu sehen. Auf der Weide wurden sechs Fellpflege-Momente mit einer durchschnittlichen Dauer von 163,11 Sekunden beobachtet. In begrenzten Umgebungen wurden insgesamt 118 Fellpflege-Situationen mit einer durchschnittlichen Dauer von 40,98 Sekunden beobachtet. "Die Ergebnisse zeigten eine höhere Häufigkeit von Fellpflege unter stressigen Bedingungen", so die Forschenden.

Tend and Befriend zur Entspannung

Es wurden signifikante Unterschiede zwischen den Phasen mit hohem und niedrigem Stress in Bezug auf die Dauer, Anzahl der fellpflegenden Paare und die Häufigkeit der Fellpflege (pro Minute) für jede Herde gefunden. "Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass Pferde in Zeiten von Stress sehr spezifische Pflegepartner wählen", so die Forschenden. Und das deutet darauf hin, "dass Pferde sich an die gleiche Strategie des sozialen Stressabbaus halten wie andere soziale Säugetiere." Gemeint ist damit die "Tend and Befriend"-Strategie – übersetzt heißt das "sich kümmern und anschließen"

Gegenseitige Fellpflege als Freundschafts-Zeichen.
Gegenseitige Fellpflege als Freundschafts-Zeichen. © Foto: unsplash.com/Genevieve Perron-Migneron (Symbolfoto)

Im Gegensatz zu anderen Studien stellten die Forschenden jedoch fest, dass Pferde bei der Fellpflege keine bestimmte Körperseite bevorzugen.

Fellpflege – ein Duett der Freundschaft

Dass bei der Fellpflege nicht nur Stress abgebaut wird, bewiesen bereits die Forscher Masaki Shimada und Nae Suzuki von der Teikyo University of Science. Ihre Studie zeigt, dass die gegenseitige Pflege dazu diente, freundschaftliche Beziehungen zwischen den Pferden zu stärken und Parasiten zu entfernen.

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Spannend dabei: Fellpflege läuft absolut symmetrisch ab. Heißt: Begann ein Pferd mit der Fellpflege seines tierischen Kumpels, wurde sofort "zurückgepflegt". Hörte ein Pferd auf, war auch beim anderen Pferd Schluss mit Fellpflege.  © Pferde.de

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