Während Bello mit Begeisterung Wasser aus seinem Napf schlabbert, nimmt Deine Fellnase nur ein kleines Schlückchen. Doch warum benötigen Katzen nur so wenig Flüssigkeit?
Unsere Samtpfoten, egal zu welcher Rasse die Fellnase gehört, stammen alle von der afrikanischen Falbkatze (Felix silvestris lybica) ab. Diese wurde ungefähr 6.000 vor Christus in Palästina und Mesopotamien domestiziert. Die Samtpfoten kommen also ursprünglich aus einer sehr trockenen Region und waren es daher gewohnt, mit wenig Wasser auszukommen.
Aufgrund des vorherrschenden Wassermangels hat es die Natur so eingerichtet, dass die schnurrenden Vierbeiner ihren Flüssigkeitsbedarf fast ausschließlich aus ihrer Nahrung beziehen. So wie jeder lebende Organismus bestanden auch die Beutetiere der Samtpfoten zu 80 Prozent aus Flüssigkeit. Sie nahmen daher, zum Beispiel über das Blut, genügend Flüssigkeit auf.
Wegen ihrer Abstammung haben Samtpfoten auch sehr leistungsstarke Nieren. Im Gegensatz zum Menschen oder zu Hunden benötigen sie daher nur sehr wenig Wasser, um Giftstoffe aus dem Körper auszuschwemmen. Pro Kilo Körpergewicht benötigt eine Samtpfote nur circa 50 Milliliter Flüssigkeit pro Tag. Dieser Wasserbedarf schwankt jedoch immer ein wenig. Witterungsbedingungen, Alter und Flüssigkeitsverlust durch Putzverhalten, Erbrechen oder Krankheiten fließen hier mit ein.
Nassfutter sorgt für die benötigte Flüssigkeitszufuhr
Die moderne Fellnase geht heutzutage nur noch selten auf die Jagd nach Beutetieren. Stattdessen macht es sich die ehemalige Wildkatze als Stubentiger bei Dir zu Hause gemütlich. Da somit die benötigte Flüssigkeit nicht mehr über die Beute gewährleistet ist, muss eine Alternative für die artgerechte Ernährung her. Diese Alternative ist das Nassfutter.
Der Flüssigkeitsbedarf einer 4 Kilogramm schweren Mieze beträgt circa 200 Milliliter (50 Milliliter/Kilogramm Körpergewicht). Vergleichen wir jetzt Nass-gegenüber Trockenfutter:
Trockenfutter: Durchschnittlich empfohlene Tagesration 50 Gramm
Feuchtigkeitsanteil: 12 Prozent = aufgenommene Flüssigkeitsmenge: 6 Milliliter
Nassfutter: Tagesration 250 Gramm
Feuchtigkeitsanteil: 80 Prozent = aufgenommene Flüssigkeitsmenge: 200 Milliliter
Somit deckt gutes Katzennassfutter den Wasserbedarf Deiner Samtpfote komplett ab. Bei Trockenfutter müsste Deine Fellnase noch sehr viel Wasser zusätzlich trinken. Außerdem ist Trockenfutter schwer verdaulich, der Körper Deiner Mieze braucht noch mehr Flüssigkeit, um die harten Futterstücke zu ersetzen.
Deine Fellnase trennt Fressen und Wasser instinktiv
Während es Bello nicht im Geringsten stört, wenn Fress- und Wassernapf Seite an Seite stehen, trinkt Dein Stubentiger nicht dort, wo er frisst. Vor der Domestizierung gehörten auch Tierkadaver zur Nahrung der Katzen in freier Natur. Und so warnt noch heute der Instinkt Deiner Samtpfote sie davor, Wasser in der Nähe von Kadavern zu trinken. Denn Blut oder Fleischreste könnten das Wasser verseuchen. Somit solltet der Ort des Fressens immer getrennt vom Ort der Flüssigkeitszufuhr sein.
Leider mangelt es den meisten Samtpfoten an einem Durstgefühl. Man muss also das Wasser für sie attraktiv machen. Platziere daher mehrere Wassernäpfe an verschiedenen Orten in Deiner Wohnung. Denn je öfter der kleine Vierbeiner über einen Wassernapf stolpert, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass er auch ein Schlückchen trinkt. Hast Du einen Stubentiger zu Hause, sollten es mindestens drei Wassernäpfe sein, die schattig und ruhig aufgestellt sind. Denn Deine Fellnase trinkt nicht gerne, wenn sie sich gestresst fühlt.
Auch hinsichtlich des Wassers gibt es unterschiedliche Vorlieben. Die eine Mieze bevorzugt Wasser aus dem Wasserhahn, weil es sie an fließendes Wasser aus einem Fluss erinnert. Andere mögen lieber Wasser, das schon abgestanden ist. Jedoch haben alle Katzen eines gemeinsam: Sie hassen schlechte Gerüche. Die Fellnasen können circa dreimal besser riechen als wir Menschen. Gerüche von gechlortem Leitungswasser, Wassernäpfen aus Plastik oder Spülmittel sind bei den kleinen Vierbeinern äußert unbeliebt. Dann kann es schon passieren, dass sie eher ihr Fellnäschen rümpfen als zu trinken.
Vorsicht vor Dehydrierung
Samtpfoten sind von Natur aus trink-faule Vierbeiner. Aber natürlich gilt auch für die Fellnasen: Je mehr sie trinkt, desto besser ist es für sie. Zusätzliche Flüssigkeitszufuhr entlastet die Nieren und wirkt sich so positiv auf die Gesundheit der Vierbeiner aus. Durch eine hohe Wasserzufuhr bleibt die Nierenfunktion auch im Alter länger erhalten.
Umgekehrt kann eine Dehydrierung Deines vierbeinigen Lieblings zu Harnsteinen und Nierenerkrankungen bis hin zur Niereninsuffizienz führen. Indizien für eine Dehydrierung sind ähnlich wie bei uns Menschen: Appetitlosigkeit, Antriebslosigkeit, schwere Atmung, tiefliegende Augen und eingetrocknetes, verklebtes Zahnfleisch.
Mit dem "Hauttugor-Test" kannst Du ganz einfach überprüfen, ob Deine Fellnase akut von einer Dehydrierung betroffen ist: Nimm die Haut im Schulterbereich Deiner Samtpfote zwischen zwei Finger. Zieh vorsichtig daran und lass sie los. Normalerweise sollte die Haut danach direkt wieder straff anliegen. Liegt aber eine Dehydrierung vor, dauert es wesentlich länger, bis die Hautfalte wieder straff anliegt. © Deine Tierwelt
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.