In den Schützengräben der Ukrainer sind Katzen die unerwarteten Helden. Sie helfen nicht nur dabei, die Ratten und Mäuse zu bekämpfen, die Menschen, Nahrungsmittel und Technik bedrohen. Die Fellnasen spenden den Soldaten auch Trost in schwierigen Momenten. Katze Shaybyk und Kater Syrskyj sind zwei dieser vierpfotigen Wunderwaffen.
Seit dem 24. Februar 2022 tobt auf europäischem Boden wieder eine bewaffnete Auseinandersetzung. Niemand hätte nach dem "Jugoslawien-Krieg" wohl gedacht, wieder mit solch schrecklichen Nachrichten und Bildern aus Europa konfrontiert zu werden. Und wie in jedem bewaffneten Konflikt, so treten auch in der Ukraine ungewöhnliche Helden hervor – in diesem besonderen Fall sind es Katzen. Zwar hat es sich als Fake-News herausgestellt, dass die Ukraine die Samtpfoten darauf trainiert, die Laser der gegnerischen Scharfschützen ausfindig zu machen. Dennoch spielen Katzen als "unerwartete Verbündete" in den finsteren Schützengräben der Ost-Ukraine mittlerweile eine zentrale Rolle.
Denn mit ihren scharfen Instinkten und ihrem Appetit halten die Samtpfoten den ukrainischen Soldaten Ratten und Mäuse vom Leib. Diese Nagetiere haben sich in den Schützengräben zu einer wahren Plage entwickelt. Sie beißen schlafenden Soldaten in die Hand und können dabei Krankheiten wie das "Mäusefieber" (Hantavirus) übertragen. Und sie bedrohen kostbare Lebensmittelvorräte sowie essenziell wichtige technische Geräte wie zum Beispiel Satelliten-Kommunikationskabel oder Autoverkabelungen.
Doch die Katzen halten nicht nur Ratten und Mäuse fern. Gleichzeitig spenden die kleinen Vierbeiner den erschöpften und traumatisierten Soldaten auch Trost und sind damit als "emotionaler Support" eine wahre "Wunderwaffe auf vier Pfoten".
Katzen spenden Trost in dunklen Stunden
Dabei kommt in den meisten Fällen die "Samtpfoten-Soldat-Beziehung" ganz natürlich zustande. Aus zerstörten Städten und weil die ehemalige Katzen-Mama oder -Papa fliehen mussten, finden die kleinen Vierbeiner Schutz in den Stellungen der Armee. "Wenn dieses verängstigte kleine Wesen zu Dir kommen und Schutz sucht, wie könntest Du dann nein sagen?" beschreibt ein Soldat die Situation.
Neben ihrer Rolle als Nagetierbekämpfer übernehmen die Katzen außerdem eine wichtige psychologische Funktion. Ihre Anwesenheit beruhigt die unter dem Druck der Kämpfe stehenden Soldaten. Das Streicheln der kleinen, flauschigen Fellknäule lässt wenigstens für einen Augenblick das Grauen des Krieges, die Angst vor dem nächsten Angriff und die Ungewissheit über die Zukunft vergessen.
Einige der Soldaten bauen sogar eine persönliche Beziehung zu einer Samtpfote auf und nehmen sie dann auch mit in den Heimaturlaub. Andere Katzen verbleiben in den Schützengräben und unterstützen die "ablösenden Einheiten" auf dieselbe Art und Weise.
Samtpfoten als Maskottchen für Kriegs-Spenden
Unter den tapferen Vierbeinern stehen in der Ukraine bereits zwei im Fokus der Öffentlichkeit – Kater Syrskyj und Katze Shaybyk. Beide haben es geschafft, sowohl in den Schützengräben als auch in der virtuellen Welt eine prominente Bekanntheit zu erreichen.
Syrskyj – benannt nach dem Armee-Chef der Ukraine – hatte dank seines Natur-Talents ein verlassenes Haus voller Mäuse für die Soldaten "gesäubert", nachdem die Nagetiere bereits die Lebensmittelrationen der Soldaten angeknabbert hatten. Nach seinem erfolgreichen Einsatz nahm ein Offizier den Kater mit zu sich nach Kiew. Dort hilft Syrskyj weiterhin den Ukrainern im Krieg, indem seine Popularität in den sozialen Medien genutzt wird. Auf Amazon kann man sogar T-Shirts bestellen. Stolz erklärt sein Besitzer Roman Sinicyn, dass man mit der Online-Kampagne und dank der Beliebtheit des Katers bereits 147.000 Euro für die ukrainische Armee gesammelt habe.
Katze Shaybyk stieß bereits 2022 zur ukrainischen Armee und ist auf zahlreichen Fotos und Videos zu sehen. Auch im Fernsehen war sie bereits zu Gast. Die Katzenidylle hat auch einen psychologischen Effekt. Die schönen Bilder mit Katze machen die Armee nicht nur nahbarer und sympathischer. Wenn Besitzer Alexandr Liashuk mit Shaybyk im Arm auf seinem Instagram-Account in einem Meer aus Sonnenblumen steht, macht sich das Gefühl breit, dass zumindest für diesen Moment alles gut sei in der Ukraine, obwohl es das nicht ist. Das kann Hoffnung schenken. Im September erhielt Shaybyk eine besondere Auszeichnung für ihre Hilfe bei der Beschaffung von Geldern für Fahrzeuge und andere Hilfsmittel.
Auch Russland hat mittlerweile "Kriegs-Katzen" im Einsatz
Nachdem sich Katzen-Bilder und Videos von Soldaten der ukrainischen Armee immer größerer Beliebtheit erfreuen, kontert auch die russische Armee mit eigenen Samtpfoten. Die regionale Abteilung des russischen Ministeriums für Notsituationen schickte 2023 Katze Marusya an die Front. "Sie wird helfen, die Moral der Soldaten zu verbessern und ihren Schlaf zu beschützen", schrieb das Ministerium nach der Aussendung des kleinen Vierbeiners.
Auch Videos gibt es auf russischer Seite bereits. So postete ein Soldat ein Video mit einer Katze, die er wegen ihres angenehmen Schnurrens "Therapeut" getauft hat.
Die ungewöhnliche Rolle der Katzen in den Schützengräben auf beiden Seiten zeigt, dass in Zeiten des Krieges jede Hilfe willkommen ist und sei sie auch noch so klein und flauschig. Sie zeigt auch, dass sich die einfachen Soldaten nichts sehnlicher wünschen als Frieden, Ruhe, Sicherheit und die Geborgenheit einer Familie. © Deine Tierwelt
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