Vollautomatische Hundewaschanlagen gibt es mittlerweile in vielen Städten. Für die einen sind sie unverzichtbare Innovation im Alltag mit dem Vierbeiner, für die anderen Tierquälerei. DeineTierwelt hat sich mit dem Thema auseinandergesetzt.
Den Hund nach einem ausgiebigen Spaziergang durch Dreck, Schlamm und Modder wieder auf "Hochglanz" bringen? Das kann für Mensch und Tier gleichsam stressig werden. Dem Hundehalter graust es vor dem anschließenden Chaos aus Dreck, Haaren und vollgespritztem Badezimmer. Den Vierbeiner verlässt meistens auf der Schwelle zum Badezimmer bereits der Mut, er zieht den Schwanz ein und verhält sich "sperrig". Weiß er doch genau, was seine Hunde-Mama oder sein Hunde-Papa gleich mit ihm veranstalten werden.
Als beste Alternative für das heimische Chaos galt bislang die Verlagerung der Angelegenheit in einen professionellen Hundesalon. Dort hat sich dann bestens ausgebildetes Fachpersonal gerne des vierbeinigen Schmutzfinks angenommen und ihm wieder ein "ansehnliches Aussehen" verpasst. Doch in immer mehr Städten, Zoogeschäften, Tierarztpraxen und Tierkliniken übernehmen diese Aufgaben seit einigen Jahren voll- oder halbautomatische Hundewaschanlagen.
Ähnlich wie das eigene Auto kann damit auch das tierische Familienmitglied für einen geringen Betrag einer "SB-Wäsche" unterzogen werden. Anscheinend geht das Konzept auf, denn die Zahl der Anbieter dieser Hundewaschanlagen und damit die Gesamtmenge wächst in Deutschland unaufhaltsam.
Wie funktionieren Waschanlagen für Hunde?
"proDogWash", "FreshDogs", "wau wosh" oder "Für alle Felle" sind die Namen nur einiger der mittlerweile zahlreichen Anbieter von Waschanlagen für Hunde. Doch wie funktioniert die SB-Wäsche für Bello & Co. eigentlich?
Vor allem für den Hundehalter sind Hundewaschanlagen eine tolle Sache. In dieser Einrichtung kann er rückenschonend, ohne selbst nass zu werden und ohne anschließende Renovierung des Badezimmers seinen tierischen Freund in einer halb- oder vollständig geschlossenen Box waschen. Übernimmt der Hundehalter in den halb automatischen Hundewaschanlagen das Einseifen, Waschen und Trockenrubbeln oder Trockenföhnen noch selber, verrichten in den vollautomatischen Anlagen Maschinen diese Aufgaben.
Es klingt kurios, aber die automatischen Anlagen funktionieren ähnlich wie eine Waschanlage an der Tankstelle: Klappe auf, Hund rein, Klappe zu, im Display zählt der Countdown auf null und der Waschgang legt los. Vom Waschen mit warmen Wasser, übers Spülen bis zum Föhnen übernehmen die Maschinen alles. Vollautomatisiert und per Knopfdruck.
Und ähnlich wie beim Auto stehen die Hundehalter auch draußen und gucken zu, wie ihrem Vierbeiner Dreck und Gerüche aus dem Pelz gewaschen werden. Nach Beendigung der Wäsche öffnet sich die Box und ein strahlend sauberer Hund begrüßt seine Eltern wieder.
Doch da nicht jeder Hund gleich ist, muss der Waschgang erst an das Tier angepasst werden, den Rest macht dann die Maschine. Kurzes Fell? Dann besser entfettendes Shampoo. Langhaarig? Dafür eignet sich eher eine feuchtigkeitsspendende Variante. Abschließendes Glanz-Finish gewünscht? Sensitives oder doch lieber intensives Föhnen? Ähnlich wie bei Autowaschanlagen bieten auch vollautomatische Hundewaschanlagen ebenfalls verschiedene Waschprogramme für ihren vierbeinigen Kunden an. Nach Beendigung der Wäsche desinfizieren sich die Anlagen dann automatisch.
Schnelle Hunde-Wäsche oder Tierquälerei?
Für entspannte Hunde kann eine Wäsche in einer vollautomatischen Waschanlage stressfrei funktionieren. Sobald sich aber die Box schließt, sollten Hundebesitzer ihren tierischen Liebling während des Waschvorgangs genau im Auge behalten. Bei den geringsten Anzeichen dafür, dass sich die Fellnase nicht mehr wohlfühlt, muss in den manuellen Modus gewechselt und die Wäsche per Hand mit Brause und Föhn weitergeführt werden.
Die Tierrechtsorganisaion "Peta" hält solche vollautomatischen Hundewaschanlagen für Tierquälerei. Die Aktivisten finden mehr als bedenklich, die Vierbeiner alleine dem Wasser und den zumeist sehr lautem Föhn auszusetzen. Jana Hoge von der Organisation beobachtet klares Stress- und Angstverhalten bei den vierbeinigen Kandidaten.
Im November 2020 hat sich im "SAT1 Frühstücksfernsehen" eine Reporterin selbst in eine solche vollautomatische Waschanlage gesetzt und die Wasch-Prozedur über sich ergehen lassen. Ihr Fazit war ernüchternd. Das "Bad" sei unangenehm gewesen, das anschließende Föhnen auch. Für einen Hund, der nicht weiß, was passiert, muss diese Erfahrung schlimm sein. Ein weiterer Nachteil besteht für"Peta" darin, dass die Vierbeiner eine längere Zeit in einer solchen Box ausharren müssen. Denn je nach Haarlänge und gewählten Programm kann sich die Wasch-Prozedur bis zu einer halben Stunde hinziehen.
Fazit
Wenn sich Dein vierbeiniger Freund mal wieder voller Freude in Kuhmist oder im Schlamm gewälzt hat, wird es höchste Zeit für ein Bad. Manchen Unrat und manche Gerüche wird man alleine mit Bürste, Kamm oder feuchten Tüchern nicht los.
Ob es dann jedoch eine vollautomatische Wascheinrichtung sein muss, hängt ausschließlich davon ab, ob sich der Hund darin wohlfühlt und das Prozedere ohne Angst über sich ergehen lässt. Beim geringsten Anzeichen für Stress, muss der Hundehalter eingreifen.
Doch egal, ob heimische Badezimmer, Hundesalon oder Hundewaschanlage – bedenke immer, dass Dein tierischer Mitbewohner möglichst selten gebadet werden sollte, um den natürlichen Schutzfilm seiner Haut nicht unnötig zu attackieren. © Deine Tierwelt
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