Geparden sind vom Aussterben bedroht. Nur noch geschätzte 7000 Exemplare der Großkatze leben in freier Wildbahn, zumeist in Afrika. Jetzt beginnt ein ehrgeiziges Projekt zur Wiederansiedlung in Indien.
Geparden halten den Rekord, das schnellste Landsäugetier der Welt zu sein. Bereits 93 Kilometer pro Stunde hat man gemessen. Diese Geschwindigkeit halten die tierischen Sprinter jedoch maximal zwei Sekunden durch. Doch der Gepard hält einen weiteren, allerdings traurigen Rekord: Er gilt als seltenste Raubkatze weltweit. Auf höchstens 7000 Exemplare schätzen Wildhüter den Bestand in Afrika. Die größte Population mit etwa 3500 Tieren lebt in Namibia. In Asien ist die Situation noch viel dramatischer. So sollen nur 12 der Wildkatzen im Iran leben.
Auch Indien war einst Heimat des asiatischen Geparden. Doch die vermutlich letzten drei Exemplare hat 1947 der indischen Maharadscha Ramanuj Pratap Singh Deo getötet. Das Bild, auf dem er stolz mit den Tieren posiert, ist auch heute noch zu sehen. Im Jahre 1952 hatte Indien die Großkatze dann ofiziell für ausgestorben erklärt. Doch 2020 entschied das Oberste Gericht Indiens, die Raubkatzen versuchsweise wieder anzusiedeln. Jetzt handeln die Biologen und sorgen dafür, dass der Gepard die alte Heimat für sich wieder gewinnen kann.
Die Geparden kommen zurück
Im März 2023 haben das Geparden-Männchen "Obaan" und das Weibchen "Asha" erstmals ihre Tatzen in die freie Wildnis des Kuno-Nationalparks gesetzt. Damit fand eines der größten Umsiedlungsprojekte, die es im Artenschutz je gab, vorerst seinen Höhepunkt.
Mit acht Geparden aus dem 8000 Kilometer entfernten Namibia wagte das Biologen-Team um den indischen Umweltminister Bhupender Yadav und Gepard-Expertin Dr. Laurie Marker am 17. September 2022 den Neuanfang in Indien. Der Kuno-Nationalpark ist die neue Heimat der fünf Weibchen und drei Männchen. Der Premierminister Narendra Modir begrüßte die Neubewohner persönlich, um die Wichtigkeit des Projekts für Indien zu demonstrieren. Denn offiziellen Angaben zufolge handelt es sich um den ersten Versuch, Geparden gezielt über Kontinente hinweg umzusiedeln.
Bevor es jedoch zur Auswilderung der Großkatzen kommen konnte, haben sie mehrere Wochen in einem Überführungsquartier verbracht und sich auf die neue Heimat vorbereitet. Mit der Umquartierung von Gazellen- und Impala-Herden haben Biologen währenddessen den Nationalpark mit Beutetieren für die Raubkatzen aufgestockt.
Die Population in Indien soll weiter wachsen
Im vergangenen Monat sind zwölf weitere Geparden aus Südafrika im Überführungsquartier eingetroffen. Langfristig ist vom Indischen Umweltministerium geplant, innerhalb der nächsten fünf Jahre weitere 50 Raubkatzen nach Indien überzusiedeln. Forschende haben ausgerechnet, dass der Kuno Nationalpark derzeit Platz und Nahrung für 21 Wildkatzen bietet. Die Fläche lässt sich aber um weitere 3200 Quadratkilometer vergrößern, je nachdem, wie schnell sich die Geparden in ihrer neuen Heimat vermehren.
Kritiker befürchten allerdings, dass sich die Raubkatze nur schwer akklimatisieren wird, denn mit dem Leopard gibt es im Kuno Nationalpark ein weiteres Raubtier, das dem wesentlich zierlicheren Geparden die Beute streitig machen könnte.
Die Auswilderung der Geparden "Obaan" und "Asha" sind ein erster Hoffnungsschimmer für den Erhalt der selten gewordene, wunderschöne Raubkatze. © Deine Tierwelt
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