Scheinbar unlösbare Rechenaufgaben, Schätzungen mit vielen Unbekannten ... in manchen Vorstellungsgesprächen müssen Bewerber knifflige Fragen beantworten und schwierige Testaufgaben lösen. Doch mit einer guten Vorbereitung und der richtigen Vorgehensweise lassen sich solche Klippen auf dem Weg zum Job umschiffen.
Wie viele Liter Zahnpasta werden in Deutschland jährlich verbraucht? Wie viele Hunde gibt es in den USA? Welcher Tag ist morgen, wenn vorgestern der Tag nach Montag war? Das sind Fragen, mit denen Personalverantwortliche bei Banken, Unternehmensberatungen oder in der IT-Branche Bewerber konfrontieren.
"Diese kniffligen Fragen nennt man Brainteaser", erklärt Stefan Menden aus Köln, Gründer der Karriere-Community squeaker.net. Brainteaser sind scheinbar unlösbare Aufgaben, in denen das logische Denken, das mathematische Können, aber auch die Kreativität der Kandidaten auf Herz und Nieren geprüft werden. Dabei geht es den Personalern gar nicht so sehr um die Lösung, sondern um die Fähigkeit des Bewerbers, sich der Herausforderung zu stellen und um die Ecke denken zu können. "Es gibt bei den Antworten auf solche Fragen kein richtig oder falsch", betont Menden.
Wer so eine knifflige Frage bekommt, sollte nicht gleich die Flinte ins Korn werfen. "Wer jetzt sagt: 'Puh, da fällt mir keine Antwort ein' hat schlechte Karten. Deshalb mein Tipp: Nehmen Sie die Herausforderung erst einmal an", betont Menden. "Bewahren Sie Ruhe, überwinden Sie die Schrecksekunde und denken Sie einen Augenblick lang nach. Es ist gar nicht nötig, sofort mit einer Antwort herauszuplatzen. Ganz im Gegenteil!" Deshalb empfiehlt Menden, zuerst Nachfragen zu stellen und dann den Fragenden an dem eigenen Gedankengang, der zur Lösung der Aufgabe führen soll, teilhaben zu lassen.
Ein Brainteaser ist zum Beispiel die Frage, wie viele Ein-Euro-Münzen beim Endspiel der Fussballweltmeisterschaft 2006 im Berliner Olympiastadion waren. Wenn Menden diese Frage gestellt würde, dann würde er so vorgehen: "Zuerst frage ich mich, wo überall im Olympiastadion sich Ein-Euro-Münzen befunden haben könnten, nämlich in den Geldbörsen der Menschen im Stadion und in den Wechselkassen", erklärt Menden. In einem nächsten Schritt würde er dann überschlagen, wie viele Menschen sich im Stadion befanden und wie viele Ein-Euro-Münzen diese im Durchschnitt dabei hatten. "Genauso mache ich es mit der Anzahl und dem Inhalt der Wechselgeldkassen. Schließlich rechne ich die Gesamtsumme aus." Über jeden dieser Lösungsschritte würde er mit dem Fragesteller sprechen, damit dieser seine Gedanken nachvollziehen kann.
"Wer in einer Branche arbeiten will, in der Brainteaser Teil des Vorstellungsgespräches sind, sollte sich unbedingt vorher über sie im Internet informieren oder entsprechende Literatur lesen. Auf unserer Homepage haben wir außerdem ein spezielles Forum zu diesem Thema eingerichtet", berichtet Menden. Sein Tipp: Lösen Sie bereits im Vorfeld eines Bewerbungsverfahrens solche Aufgaben, am Besten in einem Rollenspiel mit einem Freund.
Natürlich gibt es jenseits der Brainteaser noch andere Fragen, die Bewerber als knifflig empfinden können: "Manche Unternehmen wollen von ihren Kandidaten wissen, ob sie eine ihrer unternehmerischen Entscheidungen - zum Beispiel die Übernahme einer anderen Firma - für sinnvoll halten", so Menden. Auch in diesem Falle gehe es darum, eine möglichst nachvollziehbare und plausible Antwort zu geben.
"Andere Firmen fragen nach ihrem aktuellen Börsenkurs oder der Mitarbeiterzahl. Da hilft gründliche Vorbereitung", betont Menden. Doch egal, wie verblüffend oder knifflig die Fragen des Gegenübers sind, er empfiehlt, in jedem Fall dem Gesprächspartner keine bösen Motive zu unterstellen, sondern die Fragen als sportliche Herausforderung zu sehen.
Geht es bei einer knifflige Frage aber zum Beispiel um Familienplanung oder die politische oder sexuelle Orientierung, rät Menden, diesem Thema auszuweichen. Diese Fragen muss kein Bewerber beantworten: "Bleiben Sie freundlich und höflich, aber schlagen Sie vor, sich wieder den fachlichen Inhalten zuzuwenden."
Lektüretipp: Stefan Menden (Hrg.): Brainteaser im Bewerbungsgespräch: 140 Übungsaufgaben für den Einstellungstest, 4. erweiterte, aktualisierte und überarbeitete Auflage, Köln 2010, 134 Seiten, 19,90 Euro, ISBN: 978-3-940345-103
Internettipp: Ein Forum zum Thema Brainteaser gibt es bei: www.squeaker.net
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.