Studieren neben dem Beruf, das ist für viele Menschen ein verlockendes Angebot. Einer Umfrage zufolge ist 2012 ein neuer Fernstudienrekord aufgestellt worden. Mehr als 400.000 Menschen nutzten knapp 3.500 verschiedene Angebote. Das Studium verspricht neue Erfahrungen, eine höhere Qualifikation und damit auch bessere Chancen für die berufliche Karriere. Am Fernstudientag 2014 zeigen wir Chancen und Risiken, die ein Studium neben dem Beruf mit sich bringt.

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Während eines Fern- oder Abendstudium kann man dem eigenen Beruf weiter nachgehen. Finanzielle Engpässe sind also nicht zu befürchten. Die ideale Kombination? Ja, sagen die meisten, die es trotz der hohen zeitlichen Belastung geschafft haben. Wer sich jedoch wieder auf die "Schulbank" begibt, sollte vorbereitet sein. Denn Büffelei und Prüfungsdruck sind ungewohnt geworden. Die Schulzeit liegt schließlich oft weit zurück. Abend- und Fernstudenten sollten sich daher darauf einstellen, dass sich zur zeitlichen Doppelbelastung gerade zu Beginn eine gewisse innere Anspannung gesellen kann, die das Familienleben belastet. Wer sich dessen bewusst ist, wird leichter mit der neuen Situation umgehen, die neben Wissenszuwachs zweifellos neue Chancen, Anregung und viel Freude bringt.

Fern- oder Abendstudium

Grundsätzlich gibt es zwei Arten, einen berufsbegleitenden Studienabschluss zu erlangen: per Fern- oder per Abendstudium. Beide sind gleichermaßen anerkannt. Sie dauern etwa zwei bis drei Jahre, wobei ein Abendstudium - also einem Präsenzstudium an der Universität - häufig etwas schneller zum Abschluss kommt. Wer schon beim Einstieg in das Studium eine spätere Promotion plant, ist mit einem Abendstudium sicherlich besser beraten. Große Unterschiede gibt es dagegen beim konkreten Studienablauf:

Abendstudium (Präsenzstudium)

Ein Abendstudium kommt zunächst für alle in Betracht, deren Wohn- oder Arbeitsort sich in der Nähe einer Hochschule befindet. Das Erscheinen bei den Lehrveranstaltungen ist Pflicht. Wer dafür einen (zu) langen Fahrweg in Kauf nimmt, verliert daher zusätzlich Zeit - die in den nächsten Monaten ohnehin knapp sein dürfte. Im Normalfall werden die Lehrveranstaltungen zudem nicht nur an zwei bis vier Abenden in der Woche abgehalten, sondern nehmen auch einen Tag des Wochenendes ein.

Der Nachteil der Anfahrt wird für die meisten allerdings schnell durch Vorteile ausgeglichen. Zum einen entsteht durch die Anwesenheitspflicht ein sehr förderlicher Druck, in dieser Zeit auch wirklich zu studieren, zum anderen lernt man in den Hörsälen Gleichgesinnte kennen, mit denen sich trefflich diskutieren lässt. Manche Frage ist so schnell gelöst, ohne einsame Irrtümer am eigenen Schreibtisch.

Fernstudium

Der Name sagt es schon: Studiert werden darf hier jenseits der Hochschulen. Die örtliche Nähe zu einem Campus ist also nicht erforderlich. Gerade für Menschen die ständig unterwegs sind oder in ländlichen Gebieten wohnen, ist das ein enormer Vorteil. Studiert wird daheim oder unterwegs, die Unterlagen kommen wahlweise mit der Post oder via Internet.

Da kein grummelnder Professor den Vorlesungsbeginn vorgibt, ist man beim Fernstudium zeitlich völlig ungebunden. Wenn es am besten passt, legt man die DVD ins Laufwerk und lernt, gern auch mal um Mitternacht. Es schreibt auch niemand vor, wie oder in welcher Reihenfolge der Stoff zu behandeln ist. Am Ende muss man ihn allerdings können, sonst wird die Prüfung ein Reinfall.

Ob diese fast unbegrenzte Lern-Freiheit ein Vor- oder ein Nachteil ist, ist eine Typfrage. Wenn die Lebensumstände die Wahl zwischen Abend- und Fernstudium zulassen, sollte man sich selbst ehrlich beantworten, welche Lernform besser zur eigenen Persönlichkeit passt. Der innere Schweinehund, auch Trägheit genannt, ist dabei nicht zu unterschätzen.

Fragen und Entscheidungen

Ist die Entscheidung für ein Studium neben dem Beruf gefallen und die Wahl zwischen Fern- und Präsenzstudium getroffen, schließen sich weitere Fragen an, an denen der Erfolg der kommenden Monate hängt. Worin dieser "Erfolg" für den Einzelnen besteht, ist die erste und wahrscheinlich wichtigste davon: Welche Fachrichtung möchte ich studieren, welcher Abschluss soll am Ende stehen? Steht die Spezialisierung im Einklang mit meinen beruflichen Zielen oder entspringt sie persönlichem Interesse? Wer genau weiß, was er studieren will, kann mit der Auswahl der passenden Einrichtung beginnen. Hilfe dabei erhält man im Netz, beispielsweise bei der Zentralstelle für Fernstudien an Fachhochschulen.

Zeit und Geld

Ein Studium kostet immer Zeit und Geld. Beides ist oft knapp, eine realistische Kalkulation daher unabdingbar. Für eine akademische Weiterbildung sollten Sie mit einem zusätzlichen Aufwand von bis zu 20 Wochenstunden rechnen - und das über mehrere Jahre. Nicht-akademische Studien nehmen zwischen 10 und 15 Wochenstunden in Anspruch, dauern aber häufig nur einige Monate. Der genaue Zeitaufwand ist dabei nicht nur von der Studienrichtung abhängig, sondern vor allem von der individuellen Lernfähigkeit.

Noch vor Studienbeginn sollten Sie prüfen, welcher Teil der Zeit als Bildungsurlaub in Anspruch genommen werden kann. Die gesetzlichen Regelungen sind hier in den einzelnen Bundesländern verschieden - ein grundsätzliches Recht auf Freistellung besteht jedoch bundesweit.

Die Kosten für ein Studium schwanken erheblich, das Spektrum reicht von einigen hundert Euro bis zum Gegenwert eines passablen Mittelklasse-Wagens. Es lohnt also, zu vergleichen. Bei den meisten Anbietern herrscht Transparenz - die zu entrichtenden Gebühren werden klar direkt beim jeweiligen Angebot ausgewiesen. Allerdings ist darauf zu achten, welche Kosten enthalten sind. Fallen zusätzliche Prüfungsgebühren an? Was passiert bei einem Studienabbruch? Gibt es eine Schätzung über die Materialkosten, die es zum Studium dieser Fachrichtung braucht? Reicht mein Laptop für die benötigten Programme? Und nicht zuletzt: Wie hoch sind die Kosten für Sprit oder öffentliche Verkehrsmittel? Da kommt einiges zusammen.

Tipps und Tricks

Ein berufsbegleitendes Studium ist eine Belastung, nicht nur für Sie! Neben Höhen erwarten Sie daher ganz bestimmt auch Täler, die es zu durchschreiten gilt. Dies fällt erfahrungsgemäß leichter, wenn man nicht alleine wandert. Beziehen Sie Freunde und Familie ein und kapseln Sie sich nicht von den anderen ab. Vielleicht gibt es sogar einen Kollegen, der zeitgleich ein ähnliches Vorhaben in Angriff nehmen will. Bestimmt ist der Partner an manchen Themen interessiert und es gibt Diskussionsstoff fürs gemeinsame Abendessen. Umso mehr Ihr Studium zur Normalität für alle wird, desto leichter wird es, die Zeit fürs Lernen zu finden.

Wer fleißig studiert, braucht auch Auszeiten. Zwingen Sie sich und Ihrem Körper daher nicht mehr auf, als er verkraften kann und sorgen Sie für geistigen und sportlichen Ausgleich. Über mehrere Jahre lässt sich eine solche Ochsentour sonst nicht durchstehen.

Ob berufsbegleitend oder nicht: Sie sind Student, zahlen Gebühren und dürfen die Möglichkeiten der Hochschule nutzen. Scheuen Sie sich daher nicht, die Professoren direkt um Rat zu fragen. Dafür sind sie da.

Gehen Sie die Dinge ruhig an. Checklisten können helfen, wenn sich das Gefühl einstellt, dass alles zu viel wird. Schritt für Schritt kommen Sie ihren Ziel bestimmt näher. Es lohnt.

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