Rücksichtslos und ichbezogen ... viele sehen so ein Verhalten als karrierefördernd an. Doch das Gegenteil ist der Fall: Egoismus im Job kann schnell zum Fallstrick für die eigenen beruflichen Ambitionen werden. Dabei sind es keineswegs nur die großen Fehltritte, die einen ins Aus manövrieren. Oft reichen schon Kleinigkeiten.
"Wer zu forsch und selbstgefällig auftritt, macht sich im beruflichen Umfeld schnell unbeliebt", betont Nandine Meyden, Benimm-Expertin und Kommunikationstrainerin aus Berlin. "Denn er lässt bei Anderen das Gefühl zurück, dass er sich nur für sich selbst interessiert. Und genau das erzeugt bei ihnen negative Empfindungen. Denn schließlich fühlen sie sich zurückgesetzt."
Oft reichen schon kleine Gesten und Worte aus, um in den Ruf zu geraten, ein Egoist zu sein. "Wer in Gesprächen nur über sich redet und Andere lediglich als Stichwortgeber für die eigene Rolle missbraucht, der wirkt äußerst selbstgefällig", erklärt Meyden. "Solche Menschen stellen in der Regel keine Nachfragen, sondern hören sich am liebsten selbst reden.
"Häufig hören diese Kollegen oder Chefs auch gar nicht richtig zu. Sie zeigen - ob beim Small Talk oder im Meeting -, dass sie an den Anderen und ihren Meinungen kein Interesse haben. "Deshalb ist auch die Umgebung, die so einem Verhalten ausgesetzt ist, latent genervt. Sie empfindet den Kontakt mit ihnen als unangenehm."
Wenig Chancen auf eine Empfehlung
Nun könnte ein Egoist meinen, dass ihm so ein schlechtes Image nicht schade. Doch das stimmt nicht: "Besonders im Beruf sind Menschen auf Empfehlungen angewiesen. Aber diese werden meist nur dann ausgesprochen, wenn der zu Empfehlende auch angenehm und umgänglich wirkt", so Meyden. Ein Egomane, der mit seiner Art zu kommunizieren jeden vor den Kopf stößt, wird deshalb nur selten auf Empfehlungen bauen können.
Wer meint, er müsse sich nur bei seinem Vorgesetzten einschmeicheln und würde so in den Genuss von Empfehlungen und bevorzugter Behandlung kommen, liegt in der Regel auch falsch: "Es gibt in jedem Betrieb auch die stillen Hintergrundfiguren, die eine Menge Einfluss haben, aber nicht mit den Insignien der Macht ausgestattet sind. Wer diese schlecht behandelt, weil er von ihrer Existenz nichts weiß, beschädigt meist auch seine Karriere", berichtet Meyden.
Gedankenlos und unhöflich
Die Liste möglicher egoistischer Verhaltensweisen, mit denen sich Berufstätige ins Abseits schießen können, ist lang: "Wer zum Beispiel nie 'Bitte' oder 'Danke' sagt oder nie die Arbeit Anderer würdigt, macht sich genauso unbeliebt wie jemand, der Anderen die Tür vor der Nase zuknallt", betont Meyden. "So etwas macht Leute richtig ärgerlich!"
Auch wer in der Kantine das Vorlegebesteck so benutzt, dass der Nächste schmutzige Finger riskiert, wirkt selbstbezogen. Menschen, die das Servicepersonal abschätzig behandeln, bekommen genau so ein Imageproblem wie solche, die ihr Auto so parken, dass sie gleich zwei Stellplätze blockieren.
Berufstätige, die besonders laut reden, haben ebenfalls schnell den Ruf, ein Egoist zu sein ... egal, ob sie laut am Handy telefonieren oder im Großraumbüro Andere bei der Arbeit stören.
Rücksichtnahme ist Selbstschutz
Es sind also meist die kleinen Gesten, die tief blicken lassen. Denn sie lassen erahnen, wie ein Mensch grundsätzlich "tickt". "Zwar wird sich manch ein Egoist sagen, dass es ihm egal ist, wie sich Andere fühlen. Doch das ist zu kurz gedacht", erklärt Meyden. "Denn niemand weiß, ob der Praktikant in fünf Jahren nicht sein Vorgesetzter wird." Deshalb ihr Tipp: Gewöhnen Sie sich an, jeden Menschen wertschätzend und respektvoll zu behandeln. Dann müssen Sie auch keine Retourkutschen befürchten. Höflichkeit und Rücksichtnahme sind ein wirksamer Selbstschutz.
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