Cottbus - Der Eisenbahnlehrstuhl an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (BTU) schließt. Das sorgt auch für Unverständnis und Kritik.
Ein Bündnis aus 18 Verbänden und Interessengemeinschaften fordert in einem Positionspapier den Erhalt und eine Neuausrichtung des Lehrstuhls. Hintergrund ist laut BTU ein Beschluss des Hochschulentwicklungsplans.
Die Schließung des Lehrstuhls sei ein falsches Signal zur falschen Zeit, sagte Jens Krause von der Industrie- und Handelskammer Cottbus der Deutschen Presse-Agentur. Er ist auch Sprecher des Wirtschaftsverkehrsnetzwerkes Lausitz. Neben den Brandenburger IHKs ist etwa auch die Bahngewerkschaft EVG Mitunterzeichner des Positionspapiers.
Hoch qualifizierte Ingenieure dringend benötigt
Mittlerweile sei sicher, dass die Bundesregierung über drei Milliarden Euro in den Bahnstandort Cottbus investieren werde, argumentierte das Bündnis. Das erfordere eine Neubewertung.
Der Neubau des ICE-Instandhaltungswerkes, der vereinbarte milliardenschwere Ausbau der Schieneninfrastruktur in der gesamten Lausitz und die Verkehrswende benötigten dringend gut ausgebildete und hoch qualifizierte Ingenieure aus der Region und von außerhalb.
Am Freitag (31. März) gibt Lehrstuhlinhaber Hans-Christoph Thiel seinen offiziellen Abschied und geht in den Ruhestand. Es würden definitiv Nachwuchsingenieure aus der BTU fehlen, die im Bau- und Wirtschaftsingenieurwesen und in der Elektrotechnik arbeiteten, sagte Thiel dem RBB. Das werde sich bemerkbar machen.
Für das neue Bahninstandhaltungswerk, dass einmal 1200 Beschäftigte haben soll, werde eine große Zahl von Eisenbahnplanern und -ingenieuren benötigt, gab Jörg Podzuweit für die EVG zu bedenken "Woher sollen diese kommen, wenn die einzige Technische Universität in Brandenburg sich aus der eisenbahnspezifischen Ingenieursausbildung zurückzieht?"
Ein Drittel der Professuren an der BTU bereits abgebaut
Von der BTU hieß es, nach der Neugründung der Uni 2013 sei von der Landesregierung ein neues Budget festgelegt worden. In der Folge musste etwa ein Drittel der Professuren abgebaut werden. Insgesamt handelte es sich um bis zu 40 Professorenstellen, eine davon für das Eisenbahnwesen.
Die Universität sieht sich in diesem Bereich trotz Schließung gut aufgestellt. Nach eigenen Angaben kooperiert sie bereits jetzt mit unterschiedlichen Geschäftsbereichen der Deutschen Bahn, etwa bei gemeinsamen Projektanträgen und Workshops zu Kooperationen in Forschung, Technologietransfer und Fachkräfteausbildung.
Zudem studieren seit dem Wintersemester 2022/23 an der BTU dual Studierende der Bahn. Sie absolvieren ihr Bachelorstudium an der BTU und die Praxis im Bahnwerk in Cottbus.
Vom Brandenburger Wissenschaftsministerium hieß es, die Hochschulen entschieden im Rahmen ihrer Autonomie eigenständig über ihr Profil, ihre Studiengänge und ihre Schwerpunkte. "Wir sind davon überzeugt, dass sich die BTU diese Entscheidung gut überlegt hat", sagte ein Sprecher. © dpa
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