Trier - Textroboter wie ChatGPT und andere Programme der Künstlichen Intelligenz (KI) sind nach Ansicht des Trierer Informatik-Experten Ralph Bergmann "letztendlich nur Werkzeuge".
Sie nutzten dem Menschen, "um unsere Arbeit besser oder schneller zu absolvieren oder mit der enormen Menge an verfügbaren Informationen besser umgehen zu können", sagte der Wirtschaftsinformatik-Professor der Universität Trier der Deutschen Presse-Agentur. Bergmann leitet am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) Kaiserslautern das Themenfeld Erfahrungsbasierte Lernende Systeme.
KI soll den Menschen bei der Arbeit unterstützen
ChatGPT ist eine Anwendung, die mit Hilfe Künstlicher Intelligenz umfangreiche Antworten auf Texteingaben erstellt. Der Textroboter kann unter anderem in verschiedenen Sprachen Fragen beantworten, Texte zusammenfassen und bewerten, Gedichte oder auch Computerprogramme schreiben.
Es gehe dabei immer nur darum, den Menschen bei seiner Arbeit zu unterstützen oder in Routinetätigkeiten zu entlasten, sagte Bergmann. "Die kreative wissenschaftliche Arbeit wird auch weiterhin in der Hand der menschlichen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bleiben. Die Arbeitsweisen und Werkzeuge werden sich ändern, aber das war in der Geschichte der Wissenschaft schon immer so", zeigte er sich überzeugt.
"KI-basierte Chatbots können einerseits in Zukunft einen besseren Ansatz bieten für den Zugang zu Informationen, als das bisherige Internet-Suchmaschinen oder Recherchefunktionen in Literaturdatenbanken können", sagte Bergmann. "Perspektivisch" sei zu erwarten, "dass sie verstärkt in der Lage sind, fokussiert wissenschaftliche Erkenntnisse aus Publikationen zu extrahieren, zusammenzufassen und in Beziehung zueinander zu setzen".
Nutzung von Textrobotern auch in Schulen oder Universitäten
Von Verbotsforderungen in der Schule oder Uni halte Bergmann "gar nichts". "Werkzeuge wie ChatGPT und viele weitere, die wir in Zukunft noch sehen werden, sind verfügbar und deren Nutzung ist nicht zu kontrollieren", sagte er. "Man sollte diese Werkzeuge auf sinnvolle Weise in die Ausbildung an Schulen und Universitäten integrieren und deren Nutzung gezielt thematisieren, so dass Schüler*innen, Studierende und auch Auszubildende lernen diese Werkzeuge produktiv, aber auch kritisch zu nutzen", betonte er.
"Wir werden in Zukunft auch spezialisierte Modelle sehen, die spezifisch für bestimmte Fachdisziplinen optimiert sind und so noch besser in Unternehmen genutzt werden können", sagte der Wissenschaftler.
Die Einsatzmöglichkeiten würden seiner Ansicht nach in Zukunft "rasant zunehmen, insbesondere überall dort, wo historische Daten, in welcher Form auch immer, vorhanden sind und genutzt werden können". Dies betreffe die Wissenschaft genauso wie die Wirtschaft und erstrecke sich über alle Gebiete und Branchen, wie Medizin und Biowissenschaften, die Produktion, das Handwerk, aber auch die Verwaltung.
Problem der Benotung eher zweitrangig
Doch wie sollten Lehrer mit dem Einsatz von Textrobotern und anderen Instrumenten der Künstlichen Intelligenz (KI) an Schulen umgehen? Die Landesvorsitzende des Philologenverbands in Rheinland-Pfalz, Cornelia Schwartz, betont, den Schülern müsse deutlich gemacht werden, dass Quellenkritik im Umgang etwa mit ChatGPT ganz wichtig ist.
"Das Problem der Benotung steht für uns eher nicht im Vordergrund." Hausaufgaben seien immer schon schwierig zu benoten, "da man nie sicher sein konnte, inwieweit Hausaufgaben wirklich selbstständig angefertigt wurden".
Auswege aus diesem Dilemma seien aber etwa die Präsentation mit anschließender Bewertung oder ein Test. Bei der Erstellung von Facharbeiten - längeren Hausarbeiten in der Oberstufe als Vorbereitung auf wissenschaftliches Arbeiten - komme es darauf an, dass ChatGPT als Urheber genannt, der Beitrag des Textroboters gekennzeichnet werde und der Schüler das Thema durchdrungen habe. © dpa
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