Nervensägen, Nörgler, Nichtsnutze... Zum Berufsalltag gehören nicht nur liebe Kollegen, mit denen Sie gern auch mal privat ein Bier trinken gehen, sondern auch Menschen, die zur Qual werden. Wie können Betroffene mit dieser Situation am Besten umgehen? Welche Strategien gibt es, um die eigenen Nerven zu schonen?
"Wenn Sie im Büro von Ihren Kollegen genervt sind, sollten Sie sich selbst analysieren. Denn oft steckt ganz viel von Ihnen selbst in diesen Antipathien. Wenn Sie zum Beispiel ein fleißiger und akkurater Typ sind, werden sie die lockere Arbeitshaltung eines Kollegen schwer akzeptieren können", berichtet Meike Müller, Geschäftsführerin des Trainingsinstitutes "Quarta - Netzwerk für Berufskommunikation" in Berlin und Autorin des Buches "Nervensägen im Griff". "Wir empfinden andere oft als schwierig, wenn sie unsere Erwartungen nicht erfüllen." Deshalb rät die Kommunikationstrainerin, diese Erwartungen zu verändern.
Marlies Smits, Benimm-Expertin aus Großhansdorf bei Hamburg, rät im Umgang mit schwierigen Menschen zu "distanzierter Freundlichkeit": "Respekt und Rücksichtnahme hat jeder verdient, egal ob er mir sympathisch ist oder nicht. Deshalb ist es wichtig, jeden zu grüßen. Das Lächeln darf bei dem einen Kollegen durchaus breiter ausfallen als beim anderen." Problematisch wird es allerdings, wenn Sie Kollegen ungleich behandeln. "Sie können nicht die eine Kollegin mit Küsschen rechts - Küsschen links begrüßen und der anderen nicht einmal die Hand geben." Das schafft Neid und Missgunst.
Meike Müller unterscheidet sieben Arten von schwierigen Mitmenschen. Zwar sind Klassifizierungen immer schwierig, weil sie dem Menschen in seiner Gesamtheit nicht gerecht werden. "Allerdings helfen Typenbeschreibungen wie Nörgler, Besserwisser oder Leidende, um mit verschiedenen Typen von Nervensägen besser umgehen zu können."
Beispiel: Ein Unternehmensmitarbeiter läuft immer mit Trauermine herum und berichtet jedem von seinen aktuellen Zipperlein. Er ist also ein "Leidender". Solche Menschen stehlen ihren Kollegen die Zeit und ziehen sie herunter, betont Meike Müller. Ihr Rat: "Lassen Sie sich auf keine Diskussion ein. Bringen Sie nicht das Argument, dass es anderen auch schlecht geht. Signalisieren Sie, dass Sie wenig Zeit haben und nur mit halbem Ohr zuhören." Der Leidende hat dann keinen Spaß mehr, weitere Leidensgeschichten zu erzählen.
Mit einem Nörgler sollten Kollegen ganz anders umgehen. Zwar kann auch er die anderen gefühlsmäßig herunterziehen. Seine Nörgeleien sind aber in der Regel beruflich relevant. Meike Müller: "Versuchen Sie, einen Nörgler früh einzubinden. Bitten Sie ihn etwa um eine schriftliche Ausarbeitung. So geben Sie der Nervensäge die Anerkennung, nach der sie lechzt und Sie nutzen ihr Potential."
Marlies Smits empfiehlt, Probleme rechtzeitig anzusprechen. "Warten Sie nicht erst, bis Sie Hassgefühle gegen einen Kollegen entwickeln. Wenn dem einen Kollegen ständig zu warm und dem anderen ständig zu kalt ist, einigen Sie sich auf einen Kompromiss, der zum Beispiel vorsieht, dass zu jeder Stunde fünf Minuten lang gelüftet wird." Doch bei Gesprächen rät Marlies Smits zur Vorsicht: "Senden Sie Ich-Botschaften und vermeiden Sie Vorwürfe, die nur zu Gegenwehr führen. Bedenken Sie: Der Ton macht die Musik. Deshalb sollte Kritik gut formuliert sein."
In einen besonderen Fall rät Meike Müller unbedingt zum Gespräch: wenn es sich um den Umgang mit Intriganten handelt. "Signalisieren Sie Ihrem Kollegen, dass Sie das Verbreiten von Gerüchten über sich nicht akzeptieren. Unterstreichen Sie Ihre Worte durch eine entschiedene Körpersprache. Ziehen Sie zum Gespräch - wenn es nötig werden sollten - zwei Kollegen zu Ihrer Unterstützung hinzu." Allerdings warnt die Kommunikationsberaterin auch: "Sorgen Sie immer dafür, dass der angesprochene Kollege keinen Gesichtsverlust erleidet."
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