Ludwigsburg - Auf zur Maniküre in einem Nageldesign-Studio. Wobei eine Behandlung dort mehr ist als nur Nägel feilen, lackieren und gegebenenfalls verzieren. Nageldesignerinnen und -designer, die auch Handpflege und Handmassagen machen, beraten ihre Kundschaft, welche kosmetischen Produkte für sie sinnvoll sind - und verkaufen diese auch.

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Die Nageldesignerin Terri Malon erzählt, wie sie zu ihrem Beruf kam und mit welchen Problemen ihr Metier zu kämpfen hat.

Warum ich unbedingt diesen Beruf erlernen wollte

Andere schauen einem ins Gesicht - und irgendwann unweigerlich auf die Hände. Wer dann schöne und gepflegte Nägel sieht, bekommt gleich einen positiven Eindruck. Der psychologische Effekt von gepflegten Nägeln ist enorm. Als Nageldesignerin möchte ich anderen zu schön aussehenden Händen verhelfen. Das ist auch toll für das eigene Selbstwertgefühl.

Zu Leuten meines Fachs kommen übrigens zunehmend auch Männer. Es gibt Kunden, die sind echte Nagelbeißer. Das macht sich natürlich gar nicht gut, wenn sie beruflich beispielsweise im Außendienst tätig sind und dann abgekaute Fingernägel haben. Manche erzählen, dass sie sich deswegen schämen.

Wir Nageldesignerinnen sind dann wie Psychologinnen: Unsere Kunden reichen uns die Hand, die wir halten und behandeln. Dadurch entsteht Vertrauen. Zugleich loten wir im Gespräch aus, was Kunden alles ändern könnten, um anhaltend zu gepflegteren Händen zu kommen.

So war mein Werdegang

Zu meinem Beruf bin ich über Umwege gekommen. Vor vielen Jahren habe ich in den USA gelebt und studiert. Mein damaliges Ziel: Krankenschwester werden. Ein einschneidendes Erlebnis für mich war, als ich für die Hochzeitsfeier meines Bruders schön-gestylte Fingernägel haben wollte und dafür ein Nageldesign-Studio aufsuchte. Das hat mir derart gut gefallen, dass ich den Nageldesigner-Job erlernen wollte.

In Amerika absolvierte ich parallel zu meinem Studium eine zwölfwöchige Ausbildung zur Nageldesignerin, die mit einer staatlichen Prüfung endete. Mit dieser Prüfung erwirbt man in den USA zugleich die Lizenz, medizinische Produkte zur Hand- und Nagelpflege erwerben zu dürfen.

Nach meinem Studium ging ich zurück nach Deutschland. Zunächst habe ich nur Freunden und Angehörigen die Nägel verschönert. Als Krankenschwester habe ich nie gearbeitet - stattdessen ging ich zur US Air Force in Deutschland.

Dort war ich 15 Jahre im Vertragswesen als sogenannter Contracting Officer tätig. Ich habe mich um Verträge für die US Air Force etwa mit einer Wäscherei oder mit einem Kino gekümmert. Als es eines Tages um ein Nagelstudio ging, habe ich gedacht: Jetzt oder nie. Ich gab meinen Job als Contracting Officer auf und übernahm das Nagelstudio. Zeitweise leitete ich insgesamt sieben Nagelstudios.

Wie ich mit Klischees über meinen Beruf umgehe

Wir Nageldesignerinnen - und Designer bekommen beispielsweise zu hören, dass man uns nicht brauchen würde - schließlich könne sich jeder zu Hause die Fingernägel selbst lackieren. Aber das ist zu kurz gedacht. Denn es geht um weit mehr, als nur darum Nägel zu verschönern oder zu pflegen.

Zu uns kommen beispielsweise Brustkrebspatientinnen, damit ihnen im Zuge der Chemotherapie nicht die Fingernägel brechen oder es dort zu Dellen, Rillen oder Verfärbungen kommt. Wir überziehen dann im Vorfeld die Nägel mit einem bestimmten Gel, um sie zu schützen und zu stärken. Insofern hat der Nageldesigner-Beruf durchaus eine medizinisch-psychologische Komponente.

Worunter meine Branche echt leidet

Nageldesignerin oder -designer ist in Deutschland kein anerkannter Beruf. Ich kämpfe seit dem Jahr 2006 dafür, dass sich das endlich ändert. Aber bislang weigern sich die Handwerkskammern beharrlich und meinen, wir hätten keine fundierte Ausbildung.

Natürlich gibt es auch in unserer Branche schwarze Schafe. Aber in den meisten Studios haben die Inhaber und ihre Beschäftigten sehr wohl eine umfangreiche Schulung mit anschließender Prüfung durchlaufen.

Derzeit ist es so, dass Nageldesignerin oder Nageldesigner in Deutschland eine Weiterbildung ist. Die meisten haben vorher eine klassische Ausbildung als Friseurin oder Kosmetikerin absolviert.

Welche Nageltrends gerade angesagt sind

Angesagt sind gerade kurz geschnittene Fingernägel, beim Lackieren sind aktuell Nude-Töne der Hit. Also alles eher unauffällig. Für Feste oder Partys darf es auch ein bisschen mehr Glitzer sein.

Ich zeige meiner Kundschaft Fotos und frage, ob sie es so wie abgebildet haben möchten. Daneben zeige ich auch Alternativen auf.

Welchen Einfluss soziale Medien auf meinen Job haben

Auf Facebook ist die Naildesigner-Gemeinde groß. Man tauscht sich nahezu täglich aus. Auch Trends aus anderen Ländern sind dabei häufig Thema.

In Amerika sind übrigens Nageldesignerinnen und -designer hoch angesehen. Dort ist Nagelpflege ebenso Pflicht wie perfekt gestylte Haare.

Was ich an meinem Beruf mag

Man kommt mit so vielen unterschiedlichen Menschen zusammen, tauscht sich mit ihnen aus und verhilft ihnen zu gepflegten Händen - für mich ist der Nageldesigner-Beruf der schönste Job überhaupt.

Was mich gelegentlich nervt

Was mich nervt, ist, dass viele den Beruf in Unwissenheit niedermachen und unser Berufsethos - nämlich andere behandeln, beraten und ihnen somit helfen - nicht anerkannt wird.

In zehn Jahren bin ich ...

... immer noch im Kampf dafür, dass die Nageldesigner-Tätigkeit endlich als eigenständiger Beruf anerkannt wird. Aber vielleicht ist das ja in zehn Jahren endlich der Fall. Und dann schreibe ich meine Memoiren.

Verdienstmöglichkeiten:

Laut Entgeltatlas der Bundesagentur für Arbeit verdient eine Nageldesignerin oder ein Nageldesigner im Schnitt knapp 1 800 Euro brutto im Monat. Der Verdienst kann deutlich höher, aber auch deutlich niedriger sein.

Viele Nagelstudios zahlen ihren Beschäftigten aber auch eine Provision, sodass der Verdienst bei bis zu 3.000 Euro brutto liegen kann. Wer mit einem Nagelstudio selbstständig ist und dieses als Ein-Personen-Betrieb führt, kann auf einen Monatsverdienst zwischen 5.000 und 7.000 Euro brutto kommen.  © dpa

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