Wissen ist Macht - und Geld. Wer in einen hohen Bildungsabschluss investiert, hat später auch bessere Berufs- und Verdienstaussichten. Das scheinen auch deutsche Jugendliche verstanden zu haben. Der neueste OECD-Bericht attestiert Deutschland einen deutlichen Anstieg an Akademikern - und ein anhaltendes Problem mit geschlechterspezifischen Gehaltsunterschieden.

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Das deutsche Bildungssystem bekommt im internationalen Vergleich gute Noten in den Bereichen frühkindliche Bildung und höhere Abschlüsse. Nachholbedarf gibt es dagegen im Bereich Grundschulfinanzierung und bei der Geschlechtergerechtigkeit.

Das geht aus einem jährlichen Ländervergleich der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hervor, der am Dienstag in Berlin vorgelegt wurde. In dem Bericht werden die Bildungssysteme und Bildungsausgaben der 36 OECD-Länder und zehn weiterer Länder miteinander verglichen.

Zahl der Absolventen steigt

Positiv entwickelt hat sich der Studie zufolge der Bereich höherer Abschlüsse: 2018 hatte jeder Dritte junge Erwachsene in Deutschland einen Hochschul- oder Fachschulabschluss, zehn Jahre zuvor war es nur jeder Vierte.

Trotz des deutlichen Anstiegs der Absolventen verharrt Deutschland unterhalb des OECD-Schnitts von 44 Prozent. Das liegt mitunter jedoch auch daran, dass das Berufsausbildungssystem in Deutschland außergewöhnlich stark ist.

Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) verwies am Dienstag auch darauf, dass Deutschland in den Fächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) vorne liege. Gut jeder Dritte Absolvent mit einem höheren Abschluss hat dem OECD-Bericht zufolge ein Mint-Studium in der Tasche, im OECD-Schnitt ist es nur jeder vierte.

Bei Grundschulen hapert es

Neben viel Lob gibt es aber auch Kritik für Deutschlands Bildungssystem. Die OECD bemängelt unter anderem die Finanzierung der Grundschulen in Deutschland: Insbesondere dort, wo am ehesten Bildungsnachteile ausgeglichen werden könnten, seien die Investitionen in Deutschland vergleichsweise niedrig.

Dafür liegt Deutschland bei den Investitionen in frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung bei den Drei- bis Fünfjährigen über dem Durchschnitt der OECD-Länder. "Das finanzielle Engagement in diesem Bereich ist klar zu begrüßen", sagte der stellvertretende OECD-Generalsekretär Ludger Schuknecht bei der Vorlage der Zahlen.

Anhaltende Gehaltsunterschiede

Ein weiteres Problem, welches aus dem OECD-Bericht hervorgeht: Zwar erreichen ungefähr gleich viele Männer und Frauen inzwischen höhere Abschlüsse, beim Gehalt gibt es aber weiter große Unterschiede: "Das Verdienstgefälle ist in Deutschland auf höheren Bildungsstufen größer als im Durchschnitt der OECD-Länder, insbesondere unter den 35- bis 44-Jährigen", heißt es.

Frauen verdienen in Deutschland also nach wie vor weniger als ihre männlichen Kollegen. Einen Grund für die geschlechterspezifischen Gehaltsunterschiede sieht die OECD darin, dass Frauen oft in geringer entlohnten Bereichen studieren und arbeiten. Weiterhin würden sich viele Frauen auch bewusst für eine Teilzeitstelle entscheiden, heißt es in dem Bericht. (lag/afp/dpa)

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