Eine nebenbei hingeworfene Kritik vom Chef, ein Kommentar vom Kollegen: Rückmeldung bekommen wir im Job an vielen Stellen - ob wir es wollen oder nicht. Sinnvolles und gutes Feedback ist dagegen selten, meint Theresa Maxeiner. "Fast keiner kann es", sagt die Motivationsexpertin und Buchautorin. Was sie empfiehlt.

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Wie mit Kritik umgehen?

Kritik kann wehtun, vor allem, wenn Sie sie ganz unvorbereitet trifft. Ein kleiner Trost: Jeder von uns muss hin und wieder auch mit weniger erfreulichem Feedback umgehen, privat und natürlich auch im Beruf. Doch wie reagiert man angemessen, wenn die Chefin oder der Kollege Kritik übt?

Theresa Maxeiner
Theresa Maxeiner ist Motivations- und Weiterbildungsexepertin. © dpa /Julia Müller/Theresa Maxeiner

Motivationsexpertin Theresa Maxeiner rät in so einem Fall zu einer Methode, die sie als Kugeltechnik veranschaulicht:

"Um mich herum ist eine große Kugel. An dieser prallt das Feedback erst mal ab und ich kann es mir von Weitem anschauen."

Das heißt: Man nimmt sich einen Moment, um die Kritik sacken zu lassen und versucht sie von außen und objektiver zu betrachten.Das nehme den Druck raus. Zum Abstand gehört auch, sich Zeit zu nehmen. "Ich muss nicht schlagfertig sein", sagt die Expertin. "Ich kann dem anderen auch sagen: 'Das möchte ich erst mal sacken lassen'." Gleichzeitig müssen Feedbacknehmer das Gesagte auch nicht unkommentiert stehen lassen: "Wir dürfen uns auch wehren", ermutigt sie. "Ich kann mit dem Feedback tun, was ich für sinnvoll halte", ist die Haltung, zu der Maxeiner rät.

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Doch was tun, wenn die Kritik des Gegenüber unsachlich oder gar unter der Gürtellinie sind? Dafür rät Maxeiner dazu, in Gedanken ein paar wichtige Worte zu ergänzen:

"...in deiner Welt."

Das verhilft zu Abstand und verweist das Geäußerte klar in den Horizont des Rückmeldenden. "Sagt zum Beispiel jemand: 'Du bist ein Chaot', sage ich mir innerlich: 'Okay, in deiner Welt ist jemand, dessen Schreibtisch unaufgeräumt ist, ein Chaot'."

Buchcover "Danke für nix"
"Danke für nix! Das ultimative Feedback-Buch" von Theresa Maxeiner, Redline Verlag, 2022. © dpa/Redline Verlag

Dabei führt man sich selbst nochmal ganz klar vor Augen, dass es sich um eine Meinung handelt - keine Tatsache. Ich bin kein Chaot, nur weil mein Kollege ein anderes Verständnis von Ordnung hat.

Denn: Und auch das sollte man nicht vergessen, wenn man ein negatives Feedback erhält: Die wenigsten Menschen wissen, wie man konstruktiv Kritik übt. Wer zum Beispiel nicht klar und deutlich formuliert, dass er seine Meinung sagt, sondern die Rückmeldung als absolut darstellt, verfehlt das Ziel. Ob übertriebenes Lob oder harsche Abwertung – oft hilft solch eine Rückmeldung nicht weiter oder lässt die Emotionen dann hochkochen.

Wie kann man es selbst besser machen?

Ob man selbst nun eine Führungsposition hat und mit seinem Team spricht oder ob es um ein Gespräch zwischen Kolleginnen und Kollegen geht: Offen sein und bei sich bleiben, lautet die Devise. Maxeiner rät zu einer WWW-Technik:

  • "Das erste W ist die genaue Wahrnehmung: Ich habe gehört, ich habe gesehen, ich habe gelesen. Man gibt eins zu eins wieder, was der andere getan hat."
  • Das zweite W ist die Wirkung: Wie hat das auf mich gewirkt? Wie kommt es bei mir an? "Die Worte 'ich' oder 'bei mir' sind dabei ganz wichtig", sagt sie. "Ich kann auch emotionale Wirkungen schildern wie 'Das hat mich geärgert' oder 'Das hat mich gefreut'." Auch Auswirkungen wie "Dadurch kann der Kunde heute nicht mehr beliefert werden" können benannt werden.
  • Das dritte W ist optional: der Wunsch. "Das kann zum Beispiel sein 'Ich wünsche mir von dir, dass du zum nächsten Meeting um 9 Uhr da bist'", sagt die Motivationsexpertin. "Also nicht so viel darauf rumreiten, was früher falsch gelaufen ist, sondern über die Zukunft sprechen."

(dpa/tar/mak)

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