Hamburg (dpa/tmn) - Wenn sich Mitarbeiter gegenseitig beurteilen können, gehen die meisten einem kritischen Feedback eher aus dem Weg. Das zeigt eine Studie von Paul Green, wie die Zeitschrift "Harvard Business Manager" (Ausgabe März 2018) berichtet.
Paul Green, Doktorand der Harvard Business School, untersuchte in einem Unternehmen mit 300 Mitarbeitern deren Reaktion auf positives und kritisches Feedback. Das Ergebnis: Je negativer die Rückmeldung eines Kollegen war, desto mehr versuchten die Mitarbeiter, neue Netzwerke zu knüpfen.
Mussten die negativ bewerteten Personen mit einem Kritiker zusammenarbeiten, holten sie sich von anderen Bestätigung - Green spricht dabei vom "Shoppen nach Bestätigung". Dieses Verhalten trat häufiger auf, wenn das negative Feedback nicht zum eigenen Selbstbild passte.
Laut Green geht nicht darum, Kritik mit Lob zu mischen, sondern vielmehr dem Mitarbeiter Wertschätzung und Anerkennung zu vermitteln. "Feedback wird jemanden wohl nur dann dazu bringen, sich verbessern zu wollen, wenn er sich dabei in seiner Persönlichkeit ernsthaft bestätigt fühlt", sagt Green.
Es ist also ein Balanceakt: Mitarbeiter wollen sich auf der einen Seite wertgeschätzt fühlen, auf der anderen Seite sollen sie sich verbessern. Doch "unsere Feedbackmechanismen leisten keine gute Arbeit dabei, diese Widersprüche aufzulösen", sagt Green.
Ziel wäre es also, ein Umfeld zu schaffen, das Menschen Bestätigung gibt, damit ein negatives Feedback bei ihnen nicht als Bedrohung ankommt. Doch in vielen Unternehmen herrscht eine andere Atmosphäre, die vielmehr von Konkurrenz geprägt ist.
Nach Auffassung von Green sind die Leute am erfolgreichsten, die sich "bedrohlich erscheinende Meinungen anhören und sich mit ihnen auseinandersetzen können". Und die daraus anwendbare Erkenntnisse ziehen. Sie nehmen Kritik als Chance wahr, sich sowie eigene Fehler zu verbessern. © dpa
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