Laut einer Studie der Krankenkasse DAK-Gesundheit und des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) ist die Mediensucht bei Kindern und Jugendlichen im Vergleich zu 2019 um 52 Prozent gestiegen. Eltern müssen einschreiten. Aber auch die Gesundheits- und Digitalpolitik müssen Konsequenzen ziehen.

Rolf Schwartmann
Eine Kolumne
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In der Pandemie geht es ums Überleben. Aus gutem Grund stehen Impfung und die Verhinderung des Kollabierens der Intensivstationen oben auf der Agenda. Digitale Angebote spielen im Kampf gegen das Coronavirus eine wichtige Rolle, weil sie soziale und berufliche Kontakte auf Distanz ermöglichen.

Social Media - einziger Kontakt zur Außenwelt in der Pandemie

Handy und Computer nutzen auch Kinder ständig und man kann es ihnen kaum vorwerfen, wenn sie ihre Geräte kaum mehr aus der Hand legen, weil sie sie mit der Außenwelt verbinden. 73 Prozent der Kinder gaben in der Studie an, durch Social Media und Computerspiele in der Pandemie ihre sozialen Kontakte aufrechtzuerhalten. 71 Prozent wollen auch Langeweile bekämpfen und ein Drittel der Kinder will Stress oder Sorgen abbauen.

Mediensucht nahm signifikant zu

Die Studie hat ergeben, dass die wachsende Mediensucht eng mit den längeren Nutzungszeiten von Handy & Co. zusammenhängt. Kinder und Jugendliche spielen an einem Werktag durchschnittlich 109 Minuten am Bildschirm und damit 31 Prozent mehr als vor Corona. Vor der Pandemie legten 2,7 Prozent ein pathologisches Spielverhalten an den Tag, nun sind es 4,1 Prozent, wobei Jungen mehr betroffen sind als Mädchen.

Auch bei der Nutzung sozialer Netzwerke ist das Mediensuchtverhalten laut der Studie deutlich gestiegen. Während man 2019 bei 3,2 Prozent von krankhafter Nutzung sprach, geht man heute von 4,6 Prozent aus, also einem Anstieg von fast 44 Prozent: Hier sind Jungen doppelt so oft abhängig wie Mädchen.

Kontrollverlust mit Folgen

Die exzessive Mediennutzung führt für die Forscher aus Hamburg oft zu Kontrollverlust. Persönliche, familiäre und schulische Ziele treten in den Hintergrund und alterstypische Entwicklungsaufgaben werden nicht angemessen gelöst. Man fordert Präventions- und Therapieangebote für Kinder und Eltern."

Eltern sind gefragt

Nach der DAK-Studie fehlt es bei der Hälfte der Kinder und Jugendlichen an Regeln zu Art und Dauer der Nutzung digitaler Medien durch die Eltern. Für Kinder bis sechs Jahre werden maximale TV-Zeiten von täglich 30 Minuten, aber möglichst kein Handy oder Tablet empfohlen.

Von sieben bis zwölf Jahren sind 45 bis 60 Minuten Medienkonsum insgesamt täglich angemessen. Ab zwölf werden die Empfehlungen in das Ermessen der Eltern gestellt. Wer weitere Hilfe sucht, kann sich unter "www.computersuchthilfe.info", einem für Versicherte aller Krankenkassen offenen Angebot der DAK, informieren.

Politik ist gefordert

Auch die Familien-, Gesundheits- und Digitalpolitik dürfen sich den Folgen der Pandemie für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen nicht verschließen. Es werden Präventionsmaßnahmen gefordert, um die Medienkompetenz von Kindern und Eltern zu stärken und die Folgen der Pandemie für die Kinder- und Jugendgesundheit auszuwerten und entsprechend zu handeln. Kinder- und Jugendärzte seien für Mediensuchtscreenings zu sensibilisieren.

Verwendete Quellen:

  • Studie der Krankenkasse DAK-Gesundheit über die Mediensucht während der Corona-Pandemie
  • kindergesundheit-info.de: Wie oft und wie lange dürfen Kinder Medien nutzen?

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