- Aktuelle Zahlen belegen es: Schüler sind stark von Corona betroffen, Tendenz steigend.
- Wäre es an der Zeit, wieder in den Wechselunterricht oder gar ins Homeschooling zu gehen? Die Politik sagt: nein.
- Wie Eltern dazu stehen, zeigt eine Umfrage im Auftrag unserer Redaktion.
Omikron breitet sich rasant aus, sodass mit einem schnellen Ende der Pandemie nicht zu rechnen sei, wie Experten bereits ankündigen. Der Virologe
Schon jetzt steigt die Zahl der betroffenen Schülerinnen und Schüler: Etwa einer von 40 Schülern in Deutschland war in der vergangenen Woche direkt oder indirekt von Corona betroffen, entweder durch eigene Infektion oder durch Quarantänemaßnahmen. Wie aus am Donnerstag veröffentlichten Zahlen der Kultusministerkonferenz (KMK) hervorgeht, lag die Zahl der bekannten Corona-Infektionen bei dieser Gruppe vom 29. November bis 5. Dezember bei 103.000. Das waren rund 10.000 mehr als in der Vorwoche.
Präsenz mit oder ohne Verpflichtung, Wechselunterricht oder doch lieber Homeschooling?
Welche Sorgen weckt das bei Eltern? Soll es an den Schulen weitergehen wie bisher oder sollten Schülerinnen und Schüler ins Homeschooling zurückkehren? Im Auftrag unserer Redaktion befragte das Meinungsforschungsinstitut Civey dazu exklusiv Eltern von schulpflichtigen Kindern in Deutschland. Klar fiel in der repräsentativen Umfrage die Antwort aus auf die Frage: "Würden Sie es befürworten, wenn Ihr schulpflichtiges Kind in der aktuellen Corona-Lage ausschließlich im Homeschooling unterrichtet werden würde?"
- Nein zum Homeschooling sagten 71 Prozent - 56 Prozent "auf keinen Fall" und 15 Prozent "eher nein"
- Ja zum Homeschooling sagten 23 Prozent - 17 Prozent "auf jeden Fall" und sechs Prozent "eher ja"
Ein etwas anderes Bild ergibt sich bei der konkreteren Frage, welches Unterrichtsmodell denn angesichts der aktuellen Corona-Lage das richtige wäre. Eltern konnten hier eine Antwort auswählen.
- Insgesamt 61 Prozent sprechen sich für Präsenzunterricht aus: 41 Prozent für verpflichtenden, 20 Prozent für nicht verpflichtenden Präsenzunterricht
- 23 Prozent halten derzeit Wechselunterricht für das geeignetste Modell
- 14 Prozent wünschen sich "nur Homeschooling"
Eine auffallende Abweichung gibt es bei Eltern mit Hauptschul- oder keinem Schulabschluss. Hier ist mehr als die Hälfte (knapp 52 Prozent) für Wechselunterricht, im Durchschnitt waren es 23,4 Prozent. Befragt wurden im Zeitraum 25. November bis 9. Dezember rund 1.000 Eltern schulpflichtiger Kinder in Deutschland. (Weiter unten lesen Sie, wie das Meinungsforschungsinstitut Civey arbeitet.)
Politik: Schulen sollen offen bleiben
Die Kultusministerinnen und -minister der Länder bekräftigten derweil ihren Kurs für offene Schulen in der Corona-Pandemie erst einmal. Der kontinuierliche Präsenzunterricht habe für sie weiterhin höchste Priorität, um das Recht der Kinder und Jugendlichen auf Bildung und Teilhabe zu gewährleisten, heißt es in einem am Freitag veröffentlichten Beschluss der Kultusministerkonferenz (KMK). Die KMK hatte am Vortag über die aktuelle Corona-Lage an den Schulen beraten.
"Das Offenhalten der Schulen ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe", heißt es in dem Beschluss weiter. Nach den umfangreichen Schulschließungen im letzten und vorletzten Schuljahr müssten nun Erwachsene Verantwortung übernehmen und die verschärften Regeln im öffentlichen Leben konsequent einhalten. "Wo notwendig, müssen weitere Kontakt- und Zugangsbeschränkungen für ungeimpfte Erwachsene einen zusätzlichen Beitrag zur Eindämmung der Pandemie leisten."
Keine Schulschließungen mehr? Lehrerverband hält das für "gefährliches Versprechen"
Der Deutsche Lehrerverband hatte sich zuvor besorgt gezeigt wegen der sich verbreitenden Omikron-Variante. Erneute massive Beeinträchtigungen für die Schulen halte man für möglich, hatte es geheißen: "Omikron kann leider dazu führen, dass wir doch wieder in Wechselunterricht und Distanzunterricht gehen müssen", sagte Verbandspräsident Heinz-Peter Meidinger den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Freitag). "Bei sehr hohen Inzidenzen unter Schülern dürfen auch flächendeckende Schulschließungen kein absolutes Tabu sein."
Wenn sich die Omikron-Variante in Deutschland flächendeckend ausbreite, müssten die Schulen reagieren können, forderte der Lehrervertreter. Gerade weil viele Kinder und Jugendliche noch keinen oder keinen ausreichenden Impfschutz hätten, müsse es möglich sein, wieder auf sämtliche Instrumente der Pandemiebekämpfung an Schulen zurückzugreifen. "Angesichts von Omikron ist es gefährlich, heute zu versprechen, dass es Schulschließungen nie wieder geben wird." Mit Omikron werde es vermutlich noch lange dauern, bis man wieder zur Normalität im Schulbetrieb zurückkehren könne.
Schüler stark von Corona betroffen, Zahl auch bei Lehrern steigend
Sorge bereite zudem, dass trotz aller Ankündigungen die Schulen immer noch nicht umfassend auf Distanzunterricht vorbereitet seien. "Die Digitalisierung bewegt sich nur in Trippelschritten voran. Gerade mal etwas mehr als 50 Prozent der Schulen sind aktuell an schnelles Internet angeschlossen", kritisierte Meidinger.
Die neue Variante Omikron gilt als besorgniserregend. Die aktuellen Zahlen der Kultusministerkonferenz (KMK) zeigen einen weiteren Anstieg von Corona-Infektionen an Schulen. Leicht zurückgegangen auf rund 150.000 ist die Zahl der Schüler, die darüber hinaus in Quarantäne waren (Vorwoche 152.000). An rund 1.500 Schulen gab es demnach in der vergangenen Woche Einschränkungen im Präsenzbetrieb (unverändert zur Vorwoche). Geschlossen waren 86 Schulen (Vorwoche 140). Die Statistik weist außerdem 7.700 Corona-Fälle bei Lehrkräften aus (Vorwoche 7.300) und zusätzlich rund 4.000 Quarantäne-Fälle (unverändert zur Vorwoche). Zugrunde liegen hier Angaben zu etwa 885.000 Lehrkräften. (af)
Verwendete Quellen:
- Civey
- dpa: Lehrerverband: Omikron kann wieder zu Wechselunterricht führen; 10.12.21
- dpa: KMK: Präsenzunterricht hat weiterhin höchste Priorität, 10.12.21
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