Hochrangige EU-Politiker:innen zeigen im Rahmen einer Blutuntersuchung, wie verbreitet die Ewigkeitschemikalien PFAS in Europa sind. Die Aktion verfolgt ein politisches Ziel.
Im Rahmen einer Kampagne der NGO Europäisches Umweltbüro (EEB) und der Umweltschutzorganisation ChemSec haben EU-Spitzenpolitiker:innen ihr Blut auf per- und polyfluorierte Chemikalien (PFAS) untersuchen lassen. Das geht aus einer Pressemitteilung des EEB hervor. Unter den Teilnehmer:innen befanden sich etwa der ehemalige Vizepräsident der Europäischen Kommission für den European Green Deal,
PFAS, auch bekannt als "Jahrhundertgift" oder "Ewigkeitschemikalien", sind extrem langlebig, bauen sich in der Umwelt nicht ab und können sich im menschlichen Körper anreichern. Einige sind bereits weitgehend verboten – doch zahlreiche sind noch im Einsatz. Wie gesundheitsschädlich die Stoffe für den Menschen sind, ist noch nicht vollständig erforscht und hängt wohl von Konzentrationen ab. Der derzeitige Forschungsstand deutet jedoch auf diverse mögliche Gesundheitsrisiken – darunter Krebs – hin.
EU-Politiker warnt: "Sie dringen in unseren Körper ein"
Die Ewigkeitschemikalien wurden in den Blutproben aller elf getesteten Politiker:innen nachgewiesen, wobei fünf Proben die als sicher geltenden Werte überschritten. Insgesamt enthielten die Blutproben bis zu sieben verschiedene PFAS, die Konzentrationen schwankten zwischen 3,24 bis 24,66 Mikrogramm pro Liter.
Laut Pressemitteilung unterscheiden sich diese Level nicht signifikant von Werten, denen Europäer:innen im Schnitt ausgesetzt sind. Zwei identifizierte Stoffe sind bereits in Europa verboten. Die Kampagne von EEB und ChemSec setzt sich für ein vollständiges Verbot der Stoffe ein.
"Die Tests zeigen, dass niemand immun gegen die Präsenz von PFAS ist, nicht einmal europäische Spitzenpolitiker", heißt es in der Mitteilung.
Auch Timmermans äußerte sich zu den Stoffen: "Sie dringen in unsere Umwelt, in selbst angebautes Gemüse, in Fisch und in unseren Körper ein, wo sie für immer bestehen bleiben", so der Politiker, "Wir müssen alle Emissionen dieses legalisierten Mülls stoppen – wir fordern Europa auf, die Verwendung dieser Chemikalien vollständig zu verbieten."
PFAS: Was über das Gesundheitsrisiko bekannt ist
PFAS kommen in unzähligen Produkten zum Einsatz, etwa in Funktionskleidung, Pfannen mit Antihaft-Eigenschaften, Pappverpackungen, Backpapier und Zahnseide. Auch in diversen Industrieprozessen sind sie etabliert. Ihr jahrzehntelanger Einsatz hat jedoch Spuren hinterlassen: PFAS wurden weltweit in Böden, Gewässern und der Luft nachgewiesen. Selbst wer keine Produkte mit den Ewigkeitschemikalien verwendet, kann etwa über die Nahrungskette oder das Trinkwasser mit ihnen in Berührung kommen.
Dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) zufolge wurden bei hohen Konzentrationen bestimmter PFAS höhere Cholesterinspiegel oder niedrigere Geburtengewichte beobachtet, bei Kindern eine geringere Konzentration an Antikörpern nach üblichen Impfungen.
In Tierversuchen wirken bestimmte PFAS leberschädigend, entwicklungstoxisch und beeinträchtigten den Fettstoffwechsel, die Schilddrüsenhormonspiegel und das Immunsystem. Einige PFAS stehen außerdem im Verdacht, bei Versuchstieren Krebs zu erzeugen. Zum Krebsrisiko vieler PFAS beim Menschen liegen kaum Daten vor. Für die PFAS-Stoffe PFOA und PFOS wird es aktuell neu bewertet.
Verwendete Quellen: Pressemitteilung EEB, BfR © UTOPIA
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