Fairtrade-Wein aus Chile, Argentinien oder Südafrika gibt es längst nicht mehr nur beim Weinhändler, sondern auch in vielen Supermärkten. Warum ist das Fairtrade-Siegel wichtig? Und wie steht es um die CO2-Bilanz der importierten Weine?

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Beim Wein kommt es auf viele Dinge an: Neben der Rebsorte steht bei Wein-Liebhaber:innen vor allem das Anbaugebiet im Fokus. Immerhin gelten die klimatischen Bedingungen, die Bodenbeschaffenheit und die Hanglage mit als die wichtigsten Rahmenbedingungen für guten Wein.

Aber nicht nur in Bordeaux, in der Toskana und an der Mosel gibt es ideale Voraussetzungen. Auch in Mittel- und Südamerika sowie in Südafrika gibt es eine lange Wein-Tradition. Doch wie steht es um die Anbaubedingungen vor Ort und die Umweltbelastung durch den Import?

Wein aus Südafrika und Südamerika

Der Weinanbau ist kein typisch deutscher Wirtschaftszweig, auch wenn es angesichts der zahlreichen Weingebiete in Deutschland so scheint. Spanische Seefahrer haben im Rahmen der Kolonialisierung den Weinanbau in viele Teile der Welt gebracht. Und schon im antiken Ägypten vor über 2.500 Jahren gab es Weingüter. In Südafrika und Südamerika gibt es heute viele Weinregionen mit großen und kleinen Weingütern:

  • Südafrika: Die Stadt Stellenbosch gilt als Weinhauptstadt Südafrikas. Die Weine der Weingüter, die rund um Stellenbosch angesiedelt sind, sind auch bei uns in Deutschland bekannt: Shiraz, Merlot sowie Pinotage zählen zu den bekannten Rotweinen aus der Region, Sauvignon Blanc und Chardonnay zu den Weißweinen.
  • Chile: Die bevorzugt angebauten Rebsorten sind in Chile ebenfalls Merlot und Chardonnay. Ein großer Teil des Weins stammt aus der Region Maipo Valley, unweit von Santiago de Chile. Dort gibt es auch zahlreiche Bio-Weingüter, die für den internationalen Markt Weine produzieren.
  • Argentinien: Mendoza ist Argentiniens wichtigste Weinanbauregion und verfügt mit 300 Tagen Sonne über optimale Anbaubedingungen. Da es kaum Regen gibt, liegen die Weingüter immer in der Nähe großer Flüsse. Während früher vor allem ertragreiche Rebsorten angebaut wurden (Criolla grande/Criolla Chica), liegt heute der Fokus auf Qualitätsrebsorten wie Sauvignon Blanc.

Arbeitsbedingungen auf Weingütern problematisch

Weine aus Argentinien, Chile und Südafrika genießen bei Expert:innen einen guten Ruf. Doch die Anbaubedingungen vor Ort haben mit dem idyllischen Bild von traumhaften Landschaften und glücklichen Weinproduzent:innen oft nichts zu tun. Besonders kleine Weinbauern und -bäuerinnen kämpfen mit vielen Problemen: "Niedrige Marktpreise, starke Konkurrenz und historisch verwurzelte Barrieren machen ihnen das Leben schwer", fasst Fairtrade Deutschland zusammen.

  • Viele Arbeiter:innen auf den Plantagen werden schlecht bezahlt und ausgebeutet. Oft müssen auch die Kinder bei der Ernte helfen und können nicht zur Schule gehen.
  • Kleine Winzer:innen erhalten sehr niedrige Preise von ihren Großabnehmern oder werden ganz vom Markt verdrängt.
  • Arbeitnehmerrechte gibt es oft nicht und Arbeiter:innen sind Pestiziden ungeschützt ausgesetzt, berichtet das Fachmagazin Vinum.

Wein nur mit Fairtrade-Siegel kaufen

Ein Wein-Boykott ist trotz dieser Probleme wenig hilfreich, so auch Vinum – denn der Weinbau gehört in einigen südamerikanischen und südafrikanischen Regionen zu den stärksten Wirtschaftszweigen. Dort produzieren die Bäuer:innen oft vor allem für den Export. Ein Boykott hätte also zur Folge, dass wichtige Wirtschaftszweige in Südafrika und Südamerika zusammenbrechen und so die Länder insgesamt geschwächt würden.

Eine gute Alternative ist Wein mit Fairtrade-Siegel. Fairtrade-Bedingungen garantieren den Arbeiter:innen angemessene Löhne, Gesundheitsschutz und Sicherheit auf den Weinbergen und in der Produktion. Für Kleinbäuer:innen schaffen sie eine langfristige Perspektive.

Aussagekräftige Siegel für fair gehandelten Wein sind:

Importierter Wein: Wie gut ist die CO2-Bilanz?

Wein aus Chile und Argentinien hat einen weiten Weg hinter sich. Die CO2-Bilanz dürfte also deutlich schlechter sein als bei Weinen aus Europa. Doch stimmt das wirklich?

Grundsätzlich empfehlen wir immer, lokale Produkte aus der Region zu kaufen. In diesem Fall ist aber die CO2-Bilanz von Wein aus Südamerika für Konsument:innen in Deutschland häufig nicht schlechter als die von europäischen Weinen. Immer dann, wenn Wein tausende Kilometer mit dem LKW durch Europa transportiert wird, kann per Schiff importierter Wein eine vergleichbare CO2-Bilanz vorweisen.

Der NABU weist allerdings darauf hin, dass Containerschiffe neben CO2 noch andere schädliche Gase wie Schwefeloxide und Stickoxide in die Luft pusten, wenn sie nicht mit umweltverträglichem Kraftstoff fahren.

Am umwelt- und klimafreundlichsten ist also wahrscheinlich in den meisten Situationen, Wein aus der nächstgelegenen Weinregion zu trinken.

Empfehlenswerte Wein-Anbaugebiete in Südafrika und Südamerika

Der Fairtrade-Weinkatalog listet mittlerweile über 65 Weinmarken aus Südafrika, Argentinien, Chile und anderen Ländern, die das Fairtrade-Siegel tragen dürfen. Zu den lokalen Betrieben, die Wein sozialverträglich herstellen, gehören beispielsweise:

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Südafrika

  • Bosman Family Vineyards
  • Deetlefs Wines
  • Du Toitskloof Cooperative
  • FairValley Farmworkers Association
  • Stellenrust
  • Tandi Wines

Argentinien

  • Bodega Furlotti
  • Bodega Vinecol
  • Finca Algarve
  • La Riojana Cooperativa

Chile

  • Viñedos Emiliana
  • Viñedos Los Robles
  • Viña La Fortuna

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Überarbeitet von Philipp Multhaupt  © UTOPIA

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